Britischer Filmpreis Bafta

Prinz William bestreitet Baftas ohne Kate

Keine Baftas ohne Kate – doch in diesem Jahr musste die Prinzessin aussetzen. Prinz William kam allein zur Verleihung der britischen Filmpreise, die ein „Oppenheimer“-Festival und für „Barbie“ zur Enttäuschung wurden.

Prinz William begrüßt die australische Schauspielerin Cate Blanchett.

© AFP/JORDAN PETTITT

Prinz William begrüßt die australische Schauspielerin Cate Blanchett.

Von Theresa Schäfer/dpa

Die Baftas ohne Prinzessin Kate – das ist beinahe schon ein Sakrileg. Denn in den vergangenen Jahren verlieh die Prinzessin von Wales dem britischen Filmpreis eine ordentliche Dosis Glamour. In diesem Jahr musste Prinz William allein über den roten Teppich gehen. Kate muss sich noch von einer Operation am Bauch erholen und wird vermutlich erst nach Ostern ihre öffentlichen Termine wieder aufnehmen.

Als Präsident der Bafta-Kunststiftung saß der Prinz von Wales am Sonntag in der ersten Reihe des 2400 Plätze fassenden Saals der Royal Festival Hall, wo er zum ersten Mal seit der Bauchoperation seiner Frau in der Öffentlichkeit auftrat. William sagte der Presseagentur PA bei den Feierlichkeiten, er habe „nach den Baftas immer eine Liste von Filmen“, die er sich ansehen wolle. Er lobte die Klasse und Vielfalt des Wettbewerbs in jeder Kategorie. Man sah ihn angeregt mit der Schauspielerin Cate Blanchett plaudern und Nettigkeiten mit weiteren Gästen der Preisverleihung austauschen.

Kein einziger Bafta für „Barbie“

Mit einer Prise britischen Humors moderierte David Tennant („Doctor Who“) am Ende die diesjährigen British Academy Film Awards ab: „Come on, Barbie, let’s go party.“ Diese Schlussworte hatte sich der Bafta-Gastgeber offenbar vor der Preisverleihung notiert – denn einen Grund zum Feiern gab es für die „Barbie“-Filmemacher nicht. Obwohl die Stars des Publikumsfavoriten und umsatzstärksten Films des vergangenen Jahres als Großaufgebot erschienen waren und „Barbie“ mit fünf Nominierungen ins Rennen ging, konnten Margot Robbie, Ryan Gosling und Regisseurin Greta Gerwig keinen einzigen Bafta mit nach Hause nehmen. 

Zum großen Sieger des Abends avancierte „Oppenheimer“, der im Juli 2023 am selben Wochenende in den Kinos angelaufen war wie „Barbie“. Der 13 Mal nominierte biografische Historienfilm über den „Vater der Atombombe“, den Physiker J. Robert Oppenheimer, bekam sieben Bafta-Auszeichnungen. Unter anderem erhielt er den wichtigsten Preis für den besten Film. Unter Ovationen überreichte der an Parkinson erkrankte Schauspieler Michael J. Fox („Zurück in die Zukunft“) den Award in Form einer goldenen Maske an Produzentin Emma Thomas und ihren Mann, Regisseur Christopher Nolan.

Wie für „Barbie“ gab es auch für Sandra Hüller keinen denkwürdigen Erfolgsmoment bei den Baftas. Die 45-Jährige war als erste deutsche Schauspielerin nominiert worden, ging am Ende aber leer aus. Sie hatte als beste Hauptdarstellerin („Anatomie eines Falls“) und auch als beste Nebendarstellerin („The Zone Of Interest“) auf der Liste der Nominierten gestanden.

Emma Stone erneut als beste Hauptdarstellerin ausgezeichnet

Mehr in Partylaune dürfte das Team von „Poor Things“ gewesen sein. Der fantastische Film im Frankenstein-Stil, von der BBC als wahlweise „feministisches Meisterwerk oder eine frauenfeindliche Männerfantasie“ eingestuft, wurde mit fünf Auszeichnungen dekoriert - für Emma Stone als beste Hauptdarstellerin sowie in den Kategorien Kostüm, Maske, Szenenbild und visuelle Effekte.

Der irische Schauspieler Cillian Murphy wurde als bester Hauptdarsteller für seine „Oppenheimer“-Rolle geehrt. Schmunzelnd bedankte er sich bei seinen „Oppen-Homies“ und Regisseur Nolan für die „kolossal verzwickte und komplexe Figur“ des Robert Oppenheimer. Der aus Cork im Südwesten der grünen Insel stammende Filmstar („Dunkirk“, „Peaky Blinders“) ist der erste in Irland geborene Schauspieler, der einen Bafta als bester Darsteller bekam. 

Als beste Nebendarstellerin wurde Da’Vine Joy Randolph („The Holdovers“) ausgezeichnet.

Robert Downey Jr. bekam den Bafta als bester Nebendarsteller für seine Rolle als Politiker Lewis Strauss in „Oppenheimer“, und auch der Preis für die beste Regie ging an „Oppenheimer“: Für Regisseur Christopher Nolan („The Dark Knight“, „Inception“, „Dunkirk“) war es der erste Bafta seines Lebens. Der Film gewann darüber hinaus in den Kategorien für den besten Schnitt, die beste Kamera und die beste Musik. 

Und noch eine Premiere gab es: Zum ersten Mal in der Geschichte der Baftas gewann mit „The Zone of Interest“ ein britischer Film den Preis als bester nicht-englischsprachiger Film. In dem Historiendrama, das sich um die Familie des Auschwitz-Kommandanten Rudolf Höß dreht, wird Deutsch und Polnisch gesprochen. Sandra Hüller und Landsmann Christian Friedel spielen das Ehepaar Höß. Produzent James Wilson sagte, das Team sei „überwältigt“, dass der Film insgesamt drei Preise bekommen habe. „The Zone of Interest“ gewann auch den Preis für den besten britischen Film und den besten Ton. 

Als beste Dokumentation wurde der ukrainische Film „20 Tage in Mariupol“ von Mstyslaw Tschernow ausgezeichnet. Die Doku zeigt ein Team ukrainischer Journalisten der Nachrichtenagentur AP, das die Gräueltaten der russischen Invasion zu dokumentieren versucht und einfängt, was später zu den prägendsten Bildern des Krieges werden wird: sterbende Kinder, Massengräber und die Bombardierung einer Entbindungsklinik. 

Für die melancholische Fantasyromanze „All of Us Strangers“ mit den Iren Andrew Scott und Paul Mescal in den Hauptrollen zweier schwuler Männer gab es trotz der sechs Nominierungen keinen einzigen Preis. Auch der Thriller „Saltburn“ – der wie „Barbie“ auf fünf Nominierungen kam – ging leer aus. Dafür erlebt Sophie Ellis-Bextors Hit „Murder On The Dancefloor“ von 2001 seit Wochen dank seines Einsatzes in der viel diskutierten Nackt-Szene von „Saltburn“ ein Revival – die Britin performte den Song während der Preisverleihung live. Hauptdarsteller Barry Keoghan applaudierte begeistert. 

Für die Schauspieler und Filmemacher gibt es nur kurz Zeit zum Durchatmen, denn in weniger als drei Wochen steht die Verleihung der Academy Awards, landläufig als „Oscars“ bekann, in Los Angeles an. Bereits sicher ist indes, dass weder der Oscar für die beste Regie noch der für die beste Hauptdarstellerin an „Barbie“ gehen kann – weder Greta Gerwig noch Margot Robbie sind nominiert.

Für Margot Robbie waren die Baftas einmal mehr eine herbe Enttäuschung – ihr zweifarbiges Giorgio-Armani-Kleid hätte dagegen nicht nur Barbie gut zu Gesicht gestanden.

© AFP/ADRIAN DENNIS

Für Margot Robbie waren die Baftas einmal mehr eine herbe Enttäuschung – ihr zweifarbiges Giorgio-Armani-Kleid hätte dagegen nicht nur Barbie gut zu Gesicht gestanden.

An Emma Stones One-Shoulder-Robe von Louis Vuitton, die farblich irgendwo zwischen Pfirsich und Müllauto-Orange angesiedelt war, dürften sich dagegen die Geister scheiden. Egal, schließlich gab es den Bafta als beste Hauptdarstellerin.

© dpa/Ian West

An Emma Stones One-Shoulder-Robe von Louis Vuitton, die farblich irgendwo zwischen Pfirsich und Müllauto-Orange angesiedelt war, dürften sich dagegen die Geister scheiden. Egal, schließlich gab es den Bafta als beste Hauptdarstellerin.

Seltener Auftritt auf dem roten Teppich: Der Schauspieler Hugh Grant und seine Frau Anna Eberstein.

© AFP/ADRIAN DENNIS

Seltener Auftritt auf dem roten Teppich: Der Schauspieler Hugh Grant und seine Frau Anna Eberstein.

Als erster Ire überhaupt gewann Cillian Murphy einen Bafta als bester Schauspieler.

© AFP/JUSTIN TALLIS

Als erster Ire überhaupt gewann Cillian Murphy einen Bafta als bester Schauspieler.

„Barbie“-Regisseurin Greta Gerwig musste sich von ihrem Ehemann Noah Baumbach trösten lassen, denn ihr Kassenschlager fiel einmal mehr bei der Jury durch.

© AFP/ADRIAN DENNIS

„Barbie“-Regisseurin Greta Gerwig musste sich von ihrem Ehemann Noah Baumbach trösten lassen, denn ihr Kassenschlager fiel einmal mehr bei der Jury durch.

Prinz William bestritt die Baftas ohne seine Frau Kate, die sich immer noch von einer Operation erholt.

© AFP/JORDAN PETTITT

Prinz William bestritt die Baftas ohne seine Frau Kate, die sich immer noch von einer Operation erholt.

Der Prinz von Wales ist der Präsident der Bafta-Kunststiftung.

© AFP/JORDAN PETTITT

Der Prinz von Wales ist der Präsident der Bafta-Kunststiftung.

Glamourös in Aprikose: Ayo Edebiri („The Bear“) in einem Neckholder-Kleid mit spektakulärer Feder-Stola.

© AFP/ADRIAN DENNIS

Glamourös in Aprikose: Ayo Edebiri („The Bear“) in einem Neckholder-Kleid mit spektakulärer Feder-Stola.

Smart im Zweireiher von Louis Vuitton: Bradley Cooper, der sich in der Kategorie „Beste Regie“, Christopher Nolan geschlagen geben musste.

© AFP/ADRIAN DENNIS

Smart im Zweireiher von Louis Vuitton: Bradley Cooper, der sich in der Kategorie „Beste Regie“, Christopher Nolan geschlagen geben musste.

Auf den ersten Blick könnte man meinen, J-Lo beehrte London. Doch es ist Emily Blunt in einer spektakulären goldenen Cut-out-Robe von Alexander McQueen.

© AFP/ADRIAN DENNIS

Auf den ersten Blick könnte man meinen, J-Lo beehrte London. Doch es ist Emily Blunt in einer spektakulären goldenen Cut-out-Robe von Alexander McQueen.

Die Schauspielerin Carey Mulligan hatte ihren Ehemann Marcus Mumford, Frontmann der Band „Mumford & Sons“, dabei.

© AFP/ADRIAN DENNIS

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Die Königin des Laufstegs bei der britischen Nacht der Nächte: Supermodel Naomie Campbell.

© dpa/Vianney Le Caer

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Solo-Auftritt: Die britische Fußballlegende David Beckham kam ohne seine Frau Victoria zu den Baftas.

© AFP/JUSTIN TALLIS

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Für Sandra Hüller gab es keinen Bafta als beste Hauptdarstellerin, aber das silberne Kleid der deutschen Schauspielerin hätte einen eigenen Preis verdient.

© AFP/ADRIAN DENNIS

Für Sandra Hüller gab es keinen Bafta als beste Hauptdarstellerin, aber das silberne Kleid der deutschen Schauspielerin hätte einen eigenen Preis verdient.

Lady in Red: Die britische Sängerin Dua Lipa trug ein spektakuläres rotes Kleid von Valentino mit XXL-Schleppe.

© AFP/ADRIAN DENNIS

Lady in Red: Die britische Sängerin Dua Lipa trug ein spektakuläres rotes Kleid von Valentino mit XXL-Schleppe.

Rosamund Pike trug ein graublaues fließendes Kleid mit nudefarbener Corsage in Midi-Länge.

© AFP/ADRIAN DENNIS

Rosamund Pike trug ein graublaues fließendes Kleid mit nudefarbener Corsage in Midi-Länge.

Robert Downey Jr., hier mit seiner Frau Susan, bekam den Bafta als bester Nebendarsteller für seine Rolle als Politiker Lewis Strauss in „Oppenheimer“.

© AFP/ADRIAN DENNIS

Robert Downey Jr., hier mit seiner Frau Susan, bekam den Bafta als bester Nebendarsteller für seine Rolle als Politiker Lewis Strauss in „Oppenheimer“.

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Erstellt:
19. Februar 2024, 10:04 Uhr
Aktualisiert:
19. Februar 2024, 10:35 Uhr

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