„Romantik und Folklore“ in St. Maria

Bläserphilharmonie verlegt ihr als Open Air angekündigtes Konzert in Murrhardter Kirche

Die Bläserphilharmonie Rems-Murr beim Konzert in der Kirche St. Maria in Murrhardt. Foto: A. Becher

© Pressefotografie Alexander Beche

Die Bläserphilharmonie Rems-Murr beim Konzert in der Kirche St. Maria in Murrhardt. Foto: A. Becher

MURRHARDT (tt/hm). Unter dem Motto „Romantik und Folklore“ folgten rund 300 Zuschauer der Einladung der Bläserphilharmonie Rems-Murr unter der musikalischen Leitung von Wilhelm Müller. Aufgrund der schlechten Wetterlage musste das etwa 60-köpfige Orchester sein Open-Air-Konzert von Kallenberg in die St.-Maria-Kirche nach Murrhardt verlegen. Doch dies stellte für die treuen Wegbegleiter der Bläserphilharmonie kein Hindernis dar. In der voll besetzten Kirche wurden sie mit einem wahren Klangerlebnis belohnt. Durch das Programm führte Georg Götzelmann, der teilweise mit spitzer Zunge die Brücke zu aktuellen Weltthemen schlug.

Musikalisch wurde das Publikum schwungvoll mit Cherubinis festlichem Marsch „Marcia“ begrüßt. Dieser besticht durch einen fünfstimmigen Trompeten- und Flügelhornsatz. Unterstützt durch die Vielfältigkeit der Holzbläser und den Kontrabass wurde das Klangbild weich und zugleich voluminös abgerundet. Mit der französischen Ouvertüre „Si j’étais Roi“ von A. Adam überzeugte das Orchester mit Kontrasten zwischen Tutti und solistischen Passagen.

Mit „Eine Nacht auf dem kahlen Berge“ schaffte es die Bläserphilharmonie Rems-Murr, ihr Publikum in die prunkvolle Klangwelt der russischen Musik zu entführen. Rasend schnelle Läufe der Holzbläser wechselten sich mit imposanten Tutti-Passagen ab, bis das Werk am Ende in ruhigen und harmonischen Klängen endete. Orientalisch wurde es zu „Rikudim“, was hebräisch „Tanz“ bedeutet. Typisch für diese drei israelischen Volkstänze von J. v. d. Roost sind die unregelmäßigen Taktzahlen und die orientalisch anmutenden Tonintervalle, denen das Publikum interessiert folgte.

„Tulsa“, komponiert von D. Gillis, beschreibt die gleichnamige Stadt im amerikanischen Bundesstaat Oklahoma, die 1880/1890 aufgrund ihrer Ölquellen eine Umwandlung erfährt. Im ersten Teil des musikalischen Ölgemäldes wurde das Publikum durch filigrane Flöten- und Klarinettenelemente und durch den gut platzierten Einsatz von Percussion-Instrumenten in die von Indianern unberührte Natur des weiten Landes versetzt. Hierauf aufbauend wurde im zweiten Teil die Eroberung und Inbesitznahme der Wildnis durch den weißen Mann vertont. Im dritten Teil bestimmen die sprudelnden Ölquellen und der Rausch des schwarzen Goldes das Klangbild. Abgerundet wird dieses musikalische Werk im vierten Teil durch eine ausgelassene Parade durch die Straßen von Tulsa.

Von Amerika ging es zurück nach Europa. „El Batallon“ von B. Picqueur heißt so viel wie „Das Regiment der kaputten Schuhe“. Mit einer Kreuzung aus dem typisch spanischen Paso doble und einem belgischen Jägermarsch steuerte die Bläserphilharmonie temperamentvoll zum letzten Stück hin. Nicht weniger temperamentvoll präsentierte sich das Schlagzeugregister des Orchesters zu B. Balmages’ „Arabien dances“. Das Publikum erkundete zu exotisch-orientalischen Percussion-Instrumenten, wie etwa der Darbuka (eine Art Kelchtrommel), die Geheimnisse der arabischen Klangvielfalt rund um das Volkslied „Ala Dalòna“. Der dynamische Abschluss zur Melodie „Tafta Hindi“ vollendete dieses spannende Werk mit einem fesselnden Ende. Noch einmal ruhiger und melodiöser wurde es bei der ersten Zugabe zu „A lovely rose“. Einfühlsam gestalteten die Klarinetten und Flöten die Anfangsmelodie, die im Mittelteil vom tiefen Blech unterstützt wurden. Die Schlusspassage gehörte wieder ganz alleine den Holzblasinstrumenten, die die „lovely rose“ erblühen ließen. Mit einem Trompetensolo zu „Evening song“ von C. C. Scholefield vervollständigte die Bläserphilharmonie ihr klangstarkes Konzert. Manfred Bader brachte seine Trompete von der Empore herab zum Klingen. Die Zuschauer gaben Standing Ovations.

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Erstellt:
16. Juli 2019, 06:00 Uhr

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