Ruf nach Konsequenzen aus Documenta-Skandal

Rücktritt von Claudia Roth gefordert

Die Documenta soll künftig wieder von einer Person geleitet werden. Kritikern genügt das nicht, zumal neue Antisemitismus-Vorwürfe laut wurden.

Das umstrittene Banner wurde nun doch vollständig entfernt.

© epd/Andreas Fischer

Das umstrittene Banner wurde nun doch vollständig entfernt.

Von Adrienne Braun

Das umstrittene Kunstwerk ist abgebaut, die Debatten über die Documenta fifteen in Kassel sind damit nicht beendet. Nachdem die mehrere Meter große Bannerinstallation „People’s Justice“ des indonesischen Künstlerkollektivs Taring Padi scharf attackiert worden war wegen antisemitischer Motive, wurde es von der Documenta-Leitung zunächst verhüllt, inzwischen aber unter Jubel- wie Protestrufen vollständig abgebaut. Gleichzeitig wurden verschiedenste Konsequenzen gefordert: Die „Jüdische Allgemeine“ sieht alle Schuld bei der Kulturstaatssekretärin Claudia Roth und forderte sie indirekt zum Rücktritt auf. Das American Jewish Committee Berlin erwartet dagegen, dass Sabine Schormann, die Generaldirektorin der Kasseler Kunstschau, umgehend von ihren Aufgaben entbunden wird. Andere Stimmen riefen dazu auf, sämtliche Werke von Taring Padi zu entfernen, während die AfD im Landtag von Hessen bereits zu Beginn der Woche verlangt hatte, die Documenta fifteen zu beenden.

Kunstministerin sieht Schuld in kollektiver Verantwortung

Die Documenta-Generaldirektorin Sabine Schormann selbst hat inzwischen schwerwiegende Fehler eingeräumt, weil sie und das Kuratorenkollektiv Ruangrupa versichert hätten, dass auf der Documenta fifteen keine antisemitischen Inhalte zu sehen sein würden, das Versprechen aber nicht gehalten hat. Hessens Kunstministerin Angela Dorn (Grüne) hat Konsequenzen aus dem Fall angekündigt. Aus ihrer Sicht ist es zu dem Antisemitismus-Eklat gekommen, weil es bei dieser Documenta fifteen nicht einen verantwortlichen Kurator gebe, sondern ein Kollektiv die künstlerische Leitung innehabe. Deshalb kündigte die stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende im Hessischen Rundfunk an, die Strukturen der Documenta zu überprüfen, um solche Vorfälle in der Zukunft auszuschließen.

Alle Veranstaltungen wurden abgesagt

Inzwischen sind weitere Vorwürfe laut geworden: Der Kulturbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland, Johann Hinrich Claussen, kritisierte gegenüber dem Evangelischen Pressedienst, dass im Programm der Documenta propalästinensische Propagandafilme angekündigt seien, die unkommentiert gezeigt würden. Allerdings hat die Documenta bis Freitag alle Veranstaltungen „aufgrund der aktuellen Entwicklungen im Zusammenhang mit der Covid-19-Pandemie“ abgesagt.

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Erstellt:
22. Juni 2022, 14:32 Uhr

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