Schlafperformance im Kunstverein Wagenhalle

Schlummern im Kulturtempel

Das Künstlerkollektiv O-Team lädt zur Schlafperformance in den Kunstverein Wagenhalle ein. Wie kommt man auf die Idee?

Szene aus „Nachtstück No. 1“

© Theater Rampe

Szene aus „Nachtstück No. 1“

Von Kathrin Horster

Nachts allein im Warenhaus oder im Museum herumzutoben – diese kindlichen Fantasien haben schon Filmemacher wie Charlie Chaplin („Modern Times“) oder Shawn Levy („Nachts im Museum“) auf der Kinoleinwand weiter geträumt. Das Künstlerkollektiv O-Team veranstaltet nun mit der Performance „Nachtstück No. 1“ im Projektraum des Kunstvereins Wagenhalle für alle von der Nacht Faszinierte eine Pyjamaparty der etwas anderen Art. 22 Gäste werden auf Feldbetten schlummernd und dösend Zeuge einer nächtlichen Prozession von Performerinnen und Performern, die mit Objekten einen Laufsteg beschreiten. Moritz Finkbeiner spielt den Soundtrack dazu, Projektionen liefern das Bildmaterial für die individuelle Traumarbeit des Publikums.

Zauber um den Schlaf herum

„Wir dürfen aber nicht zu viel verraten“, sagt O-Team-Dramaturgin Antonia Beermann. „Es wird auf jeden Fall ein sehr entspannender Abend. Zwar gibt es die ganze Nacht über Programm, aber wir hoffen, dass sich alle gemeinsam treiben lassen und die Reize des Alltags vergessen.“ Die Idee ist dem antiken Tempelschlaf entlehnt. „Damals haben Menschen im Tempel übernachtet, um im Traum Botschaften von den Göttern zu bekommen. Wir haben dafür den Kulturtempel“, sagt der Performer Samuel Hof. „Um den Schlaf herum wird ein bisschen Zauber gemacht, der die Empfänglichkeit der Leute anregt.“ Im Alltag würden sich Menschen immer mehr Schutzpanzer zulegen, in den Abendstunden sei der Mensch dagegen wieder durchlässiger für die Kunst.

Antonia Beermann interessiert sich besonders für den Aspekt, dass man im Traum nichts leisten muss, sogar unproduktiv sein kann. „Müdigkeit ist ja sonst ein Manko“, erklärt sie. Das eigene Bett ist allerdings auch ein intimer Rückzugsraum. Mit vielen Unbekannten in einem Raum zu übernachten, heißt auch, sich zu exponieren. Für Manche vielleicht eine unheimliche Vorstellung. „Viele Leute haben tatsächlich Angst davor, das haben wir jetzt gemerkt“, sagt Hof. „Es soll bei uns aber etwas Schönes sein.“

Nachtstück No. 1: Premiere an diesem Freitag ab 21 Uhr. Weitere Vorstellungen am 25.2., 3. und 4.3. Infos unter www.theaterrampe.de

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Erstellt:
23. Februar 2023, 15:48 Uhr

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