Schüler arbeiten mit Künstler Jo Nagel zusammen

Zusammen mit dem Künstler Jo Nagel arbeiten Kinder und Jugendliche in einem Werkstattraum am Bildungszentrum in Weissach in Tal an der Skulptur „Tor des guten Lebens“. Im Juni soll die Skulptur ihren Standort bei der Gemeindehalle Unterweissach erhalten.

Jo Nagel (vorne) erarbeitet mit den Kindern und Jugendlichen die Skulptur „Tor des guten Lebens“. Fotos: Alexander Becher

© Alexander Becher

Jo Nagel (vorne) erarbeitet mit den Kindern und Jugendlichen die Skulptur „Tor des guten Lebens“. Fotos: Alexander Becher

Von Klaus J. Loderer

Weissach in Tal. Still ist es im Bildungszentrum Weissach im Tal in den Osterferien. Doch nicht ganz. Da hört man Schleifarbeiten und Gelächter. Die Geräusche kommen aus einem Holzgebäude am Rand des Schulkomplexes. Darin wird gerade eifrig gearbeitet: Ein Mädchen fräst Rillen in ein Kantholz. Ein anderes malt diagonale blaue Streifen auf ein ähnliches Kantholz. Weitere Kinder sind mit einem grünen Schlauch beschäftigt. Ein hölzerner Storch lehnt an der Wand. Was auf den ersten Blick wie Kulissenteile einer Theaterbühne wirkt, sind die Bestandteile eines Kunstprojekts, das der Künstler Jo Nagel gerade mit Kindern und Jugendlichen erarbeitet.

Der Vergleich mit dem Theater ist trotzdem gar nicht so weit hergeholt. Denn das kleine Modell, das Jo Nagel zeigt, um die Idee zu erläutern, wirkt schon etwas wie ein Bühnenbild. Drei hintereinandergestellte Tore ergeben zusammen das „Tor des guten Lebens“. Bereits in den Faschingsferien haben Kinder und Jugendliche bei einem Workshop im Bildungszentrum Motive gesammelt, die für sie ein gutes Leben symbolisieren. Sie überlegten sich, wie sie bildlich Dinge wie Glück, Liebe, Miteinander, Frieden und Gerechtigkeit darstellen könnten. So entstanden 14 kleine Tore. Im nächsten Schritt fassten sie die Motive zu einem Tor zusammen, genauer gesagt zu einem Dreifachtor.

Eine Schlange symbolisiert die Gesundheit

Die Osterferien werden nun genutzt, um das Modell in die große Skulptur umzusetzen. Jo Nagel, der als Bildhauer und Grafiker in einem Atelier im alten Schulhaus in Althütte arbeitet, hat die Kanthölzer für die Konstruktion schon vorbereitet. Den Umgang mit Kindern und Jugendlichen ist er gewohnt, unterrichtet er doch an der Jugendmusik- und Kunstschule in Backnang und einigen Orten der Umgebung. Aber einige Motive müssen noch ausgesägt werden. Zwei sich drückende Hände sind schon fertig. Jonathan und Jakob haben dabei großen Wert auf die Details gelegt.

Dieses Symbol des Miteinanders wird an prominenter Stelle zu sehen sein. Die Hände werden aus einem Herz und einem Kleeblatt herauswachsen. All diese Motive werden Teil des ersten Tors. Dessen Stützen werden gerade bemalt. Amelie und Anna streichen sie in zwei unterschiedlichen Blautönen. Amelie ist am Bildungszentrum und nimmt am Projekt teil, weil sie den Kunstunterricht mag und gerne malt. „Ich würde später gerne Künstlerin werden“, erzählt sie. Anna war auf der Schule für Hörgeschädigte in Schwäbisch Gmünd und ist auch so etwas wie Jo Nagels Assistentin.

Mit viel Geduld und jeder Menge grüner Farbe entstehen am Bildungszentrum unter anderem eine Erdkugel.

© Alexander Becher

Mit viel Geduld und jeder Menge grüner Farbe entstehen am Bildungszentrum unter anderem eine Erdkugel.

Ein wichtiges Element des ersten Tors ist eine grüne Schlange, die sich um den linken Pfeiler ranken soll. Leonie weiß, was diese bedeutet: „Die Schlange steht für die Gesundheit, wie bei der Apotheke.“ Jo Nagel ergänzt: „Das war Leonies Idee.“ Sie und Kalea haben die Schlange schon grün bemalt. Mit Kreppband bereiten sie ein Muster auf dem Schlangenkörper vor. Sie soll einen schmalen gelben Streifen bekommen. Ein paar Minuten später staunt Jo Nagel. Der Schwanz der Schlange ist nun gelb mit einem schmalen grünen Streifen geworden. Die Mädchen grinsen, der Künstler schmunzelt. Der Kopf der Schlange ist derweil noch zur weiteren Bearbeitung im Schraubstock befestigt. Paul hat ihn aus Holz gefertigt und dabei sogar die Zunge herausgearbeitet.

Und auch eine grüne Schlange ist Teil des Kunstwerks.

© Alexander Becher

Und auch eine grüne Schlange ist Teil des Kunstwerks.

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Jo Nagel erläutert die Struktur des Tors: Das zweite, grüne Tor soll die Form eines Hauses erhalten. Beim dritten, roten Tor weist Nagel auf die Symbole für Geburt und Tod hin, einen Storch und ein Kreuz. Die Vielzahl von Motiven am Tor soll zum Nachdenken anregen. Nagel weist darauf hin, dass es aber noch einen übergeordneten Gedanken gibt: „Gleichzeitig machen diese Begrifflichkeiten auch klar, dass ein gutes Leben nur in einer Gemeinschaft entstehen kann: Für eine Freundschaft braucht es mehr als eine Person.“ Darum hat das Projekt auch den Untertitel „Gemeinsam geht mehr“. Und auch wenn einige eher an den Rand gerückte Motive ein gutes Leben im Sinne von Konsum andeuten, so ist der Hauptgedanke des Projekts: „Gerechtigkeit, Frieden und Freiheit sind inhaltslos, solange sie nicht von einer Gemeinschaft gelebt werden.“ Das bringt die Skulptur zum Ausdruck, indem in der Mittelachse die Motive für Frieden und Gerechtigkeit zwischen zwei Symbole für das Miteinander gestellt sind.

Eine Menschenschar bevölkert die Weltkugel

Damit ein rot bemaltes Herz keine Farbspritzer abbekommt, bringt Jo Nagel es in Sicherheit. Denn mit Inbrunst wird darüber mit leuchtend gelber Farbe hantiert und die damit bemalte Schlange erweist sich als äußerst störrisch. Das Herz ist gerade aus dem Weg, da fällt auch schon eine Farbdose um. Mit dieser weißen Farbe entsteht der Rand um zwei halbkreisförmige Holztafeln, deren Zentrum grün bemalt ist. Das Geschwisterpaar Linda und Levin betätigt sich als Schöpfer der Welt, denn diese soll daraus entstehen. Dazu muss noch der Ozean zwischen und um die Erdteile gemalt werden.

Maya zeichnet mit einer Männchenschablone akribisch Striche auf den frisch bemalten Halbkreis. „Noch eine Minute“, schallt es aus dem Hintergrund. Pünktlich wird im Atelier Feierabend gemacht. So können die Männchen erst am nächsten Tag entstehen. Sie sollen als sich an den Händen fassende Menschenschar die Welt umrunden. „Das soll das Miteinander der Menschen verdeutlichen“, erläutert Maya. Das Symbol der Erdkugel mit den Menschen darauf war ihre Idee. 27 Menschen passen auf jede Kreishälfte, zählt sie ab. „Das sind 54 Menschen“, rechnet Levin aus.

Die Kinder verabschieden sich. Anna assistiert und räumt fleißig die elektrischen Geräte zusammen. Jo Nagel putzt die Pinsel und freut sich auf den nächsten Tag und über das Werden der Skulptur. 21 Kinder nehmen teil an seinem Projekt. Am 15. Juni soll das „Tor des guten Lebens“ bei der Gemeindehalle Unterweissach aufgestellt werden – als Beitrag der jungen Generation zum Skulpturenpfad, der am 23. Juni nach einer Neukonzeption eröffnet werden soll.

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Erstellt:
5. April 2024, 11:00 Uhr

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