Schüler stellen ihre Kunst im Backnanger Helferhaus aus

Die Kooperationskurse Kunst des Max-Born-Gymnasiums mit Schülerinnen und Schülern des Tausgymnasiums und des Bildungszentrums Weissacher Tal zeigen bei einer Werkschau im Helferhaus zum ersten Mal in einer gemeinsamen Ausstellung ihre Arbeiten.

Die Kunstlehrerinnen Justyna Giermakowska-Graser (links) und Stefanie Hübner haben die Schau in die Wege geleitet. Fotos: Alexander Becher

© Alexander Becher

Die Kunstlehrerinnen Justyna Giermakowska-Graser (links) und Stefanie Hübner haben die Schau in die Wege geleitet. Fotos: Alexander Becher

Von Simone Schneider-Seebeck

Backnang. Da liegen sie und starren ins Nichts. Gequält. Überrascht. Entstellt? Mitten in der Metamorphose erstarrt. Die griechische Mythologie ist voller Geschichten, in denen es um Verwandlung geht: von Mensch oder Gott in eine Pflanze, ein Tier, einen Stein. Eingefangen in den Bildnissen aus glasiertem Ton ist der Moment der Verwandlung, der Übergang zwischen Vergangenheit und Zukunft. Die Tonmasken sind derzeit im Backnanger Helferhaus zu sehen. Sie sind Teil der Ausstellung mit dem Titel „425 Stunden“. Die Werkschau der beiden Kunstleistungskurse J1 und J2 des Max-Born-Gymnasiums (MBG) ist noch bis zum 11. Juni zu sehen. Der Name referiere auf die Anzahl der Stunden, die die beiden Kurse gemeinsam im Kunstunterricht verbracht haben, erläutert Stefanie Hübner, die Kunstlehrerin des Kurses J2.

Doch nicht nur die Kunstschülerinnen und -schüler des MBG gehören den beiden Kursen an, sondern auch die des Backnanger Gymnasiums in der Taus und die des Bildungszentrums Weissacher Tal (Bize). „Es bestand der Wunsch, beide Jahrgänge durch gemeinsame Projekte mehr in Kontakt zu bringen“, berichtet Hübner. Das Ergebnis der Kooperation: eine ausgesprochen vielfältige Ausstellung, die unterschiedlichste Ausdrucksformen abdeckt – Zeichnungen, Architekturmodelle, Scherenschnitte, eine Installation, Fotografien und eben die fantasievollen Objekte aus glasiertem Ton, die den Betrachter oder die Betrachterin geradezu um Hilfe anschreien (siehe Foto rechts unten).

Einen Schwerpunkt nimmt das Thema Wohnkonzepte ein

Im Gegensatz zu den meisten anderen Schulfächern bietet der Kunstunterricht die Möglichkeit, sich selbst auszuprobieren, Erfahrungen zu machen, die manchmal gelingen, manchmal auch nicht. Die Beschäftigung mit der Kunst fördere und fordere die Wahrnehmung. Und das, so Ulrich Olpp vom Heimat- und Kunstverein, der den zwei Kunstleistungskursen für die Werkschau seine Räumlichkeiten zur Verfügung stellt, sei in der heutigen Zeit umso wichtiger.

Architektonische Modelle sind ebenfalls Teil der Ausstellung.

© Alexander Becher

Architektonische Modelle sind ebenfalls Teil der Ausstellung.

Einen Schwerpunkt der Ausstellung nimmt das Thema „Wohnkonzepte und Gebäudestrukturen“ ein. Insbesondere im Hinblick auf die Internationale Bauausstellung in Backnang mit dem „Quartier Backnang-West“ war das eine reizvolle Aufgabe, der sich die Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 12 gewidmet haben. Konkret zeigen die Arbeiten, wie ein möglicher Neubau in der Fabrikstraße 88 aussehen könnte. Aktuell befindet sich dort ein altes Werkstattgebäude. In Anlehnung an den minimalistischen Stil des schweizerisch-französischen Architekten Le Corbusier sollten die Schülerinnen und Schüler das Gebäude im Modell, mit Finnpappe und Folie, so umgestalten, dass es als Wohnraum genutzt werden könnte. Das Ergebnis: gerade Linien, denen verspielte Elemente – etwa ein gerundeter Balkon – etwas von der geometrischen Strenge nehmen.

Die Kombinationsfreude kennt keine Grenzen

Der Kontrast zwischen geometrischen und organischen Formen findet sich auch in den fantasievoll gestalteten Architekturmodellen im ersten Stock wieder. Da ist etwa eine luftig wirkende schachtelartige Konstruktion mit flachen Quadern und Zylindern. Die Kombinationsfreude kennt keine Grenzen – das gilt auch für die futuristisch anmutenden Pavillons einen Raum weiter.

Das Thema der griechischen Mythologie findet sich wieder in mehrdimensionalen Scherenschnitten: einerseits mit der griechischen Weisheitsgöttin Athene (die auch die Göttin der Kunst ist) als Hauptperson in unterschiedlichen Kontexten, andererseits mit weiteren Figuren, die eine Rolle in der griechischen Antike spielen.

Verschiedener Variationen der Gattung Stillleben hat sich der Kurs J1 von Justyna Giermakowska-Graser angenommen. Zu sehen ist zum Beispiel, als klassisches Motiv, ein Apfel, mit unterschiedlichen Pinseltechniken aus Acrylfarbe gestaltet, kleinformatig, als „Farb-Etüde“, wie es Giermakowska-Graser beschreibt: „Das sind kleine, oft schnelle Zeichnungen, Fotografien oder skizzenhafte Bilder, in denen neue Werkzeuge, verschiedene Farbaufträge, Farbmischungen oder Bildkompositionen geübt werden können.

Auch mit glasiertem Ton wurde gearbeitet.

© Alexander Becher

Auch mit glasiertem Ton wurde gearbeitet.

Das ermöglicht später, in größeren Werken, einen gezielteren Einsatz.“ Die Studien lassen auch mehr freien Raum für Unerwartetes und Spontanes, so die Kunstlehrerin. Gleiches gilt für die Landschaftsetüden, die etwa farbenfrohe Sonnenuntergänge zeigen oder raue Bergspitzen, die mit Schnee bedeckt sind. Landschaften sind in der Werkschau überhaupt vielfach zu sehen: Sie sind dargestellt als Schwarz-Weiß-Zeichnungen oder Tuschemalereien, mit düsterer Anmutung auf schwarzem Papier oder als Fotografien.

Ein Ausstellungsraum ist dem Arbeitsprozess selbst gewidmet. Staffeleien mit Bildern zum Thema „Tatort“, Versuche mit Farbabstufungen und fotografische Vorlagen sind zu sehen. In einem weiteren Raum sind außerdem Werke der jungen Künstlerinnen und Künstler ausgestellt, die nicht im Rahmen des Unterrichts entstanden sind: Collagen, Porträts, Drucke, Zeichnungen – selbst eine Tasche findet sich dort.

Ausstellung Die Werkschau im Backnanger Helferhaus ist noch bis zum 11. Juni zu sehen. Die Öffnungszeiten sind dienstags bis freitags von 16 bis 19 Uhr, samstags von 11 bis 18 Uhr, sonntags von 14 bis 18 Uhr. An Fronleichnam (Donnerstag, 8. Juni), ist das Helferhaus von 14 bis 18 Uhr geöffnet.

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Erstellt:
2. Juni 2023, 11:00 Uhr

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