Buchtipp Architektur

So cool wohnt es sich in Architektenhäusern im Dschungel

Traumhäuser in üppig wuchernder Natur sind in einem Bildband zu entdecken. In „Concrete Jungle“ findet sich auch ein lässig geschwungener berühmter Bungalow aus den 1950ern – und das Studio der Malerin Frida Kahlo.

Leben mit der Natur: „Fortunata House“ in Caxias do Sul, Brasilien.

© Manuel Sá, Luciano Lerner Basso, Fortunata House/Concrete Jungle, gestalten 2023

Leben mit der Natur: „Fortunata House“ in Caxias do Sul, Brasilien.

Von Nicole Golombek

Beton hat wegen seines hohen CO2-Verbrauchs in der Herstellung hierzulande nicht so einen guten Ruf. Da wo in die Erde gebaut wird, geht’s aber nicht ohne. Und welchen ästhetischen Reiz Betongebäude auch ausüben in Kombination mit tropisch wuchernder Natur in Mexiko, Paraguay und Indien etwa, das zeigt der Bildband „Concrete Jungle“ mit klugen Texten – auf Englisch – über die Entstehung der Wohnhäuser und mit vielen eindrucksvollen Fotos.

Schwungvoller Bau von Oscar Niemeyer

Es sind auch Projekte darunter, bei denen mit dem Material experimentiert wurde. Bei einem Haus in Mexiko von RP Architekten etwa orientiert sich die Fassade an den Bestandsgebäuden aus Lehmziegel und Holz. Das neue Haus besteht aus Beton, dem Pigmente von der Erde des Geländes beigemischt sind. Der Erdton des Betons ist auch im Haus sichtbar, auf Putz wurde verzichtet, der bräunliche Ton lässt den Wohnraum behaglich wirken.

Dass Beton auch der Zeit und dem Wetter standhält, zeigt das „Canoas House“ von Oscar Niemeyer von 1951 in Rio de Janeiro, ein pavillonartiges Flachdachhaus mit schwungvoll kurvigen, organischen Formen. Aus futuristisch fröhlichen geometrischen Formen, die mit dem Material Beton baubar waren, besteht das „Amalia Hernández House“ von Agustín Hernández Avarro von 1973 in Mexico City.

Ein frühes Werk ist das von Juan O’Gorman in Mexico City: Beeinflusst von Bauhaus-Architekt Le Corbusier hatte er bereits 1932 einen streng modernen Betonbau entworfen, es gilt als das erste funktionalistische Haus in Lateinamerika. Die Kühnheit zog Künstler an – er baute für Diego Riviera und Frida Kahlo. Ein Studio-Haus mit geschwungenen Betontreppen und einem Steg, der die Bereiche der beiden Künstler verband.

Es werden aber auch zahlreiche neue Häuser vorgestellt, wie jenes in Paraguay, bei denen die Luft schön zirkulieren kann mit Mangobäumen in sonnigen Innenhöfen. Es finden sich auch viele konsequent strenge Bauten, manche gar mit trutzig brutalistischer Anmutung. Doch fast alle werden schon von der tropischen Natur in Besitz genommen.

Ein Baum mit Haus

Manchmal wird ein Haus gar mit und um bestehende Bäume herum entworfen. Dann wächst der Stamm des Pinienbaumes sozusagen auf der Holzterrasse heraus – so wie bei einem aufgeständerten Betonbungalow „Fortunata House“ in Caxias do Sul, Brasilien, von 2020 von Luciano Lerner Baso.

Beim Bau wurden die Bäume, die für den Bau weichen mussten, so gut wie möglich wieder verwendet. Dank bodentiefer Fenster und Innenhöfen leben die Bewohner in diesen Häusern im Dschungel oft in nächster Nähe zur wuchernden Natur und doch geschützt durch den massiven Bau.

Info

Das Buch„Concrete Jungle“, herausgegeben von Robert Klanten, Masha Erman. Die Gestalten Verlag, Berlin, 2023. 303 Seiten, 60 Euro. www.gestalten.com

Als würde das Haus aus der Erde herauswachsen: polygonal geformtes Wohnhaus, damit alle Bewohner gute Aussichten ins Grüne  haben: Zoncuantla Apartments in Mexiko von RP Architekten aus dem Jahr 2022.

© Photo Onnis Luque, RP Arquitectos, Zoncuantla Apartments/Concrete Jungle, gestalten 2023

Als würde das Haus aus der Erde herauswachsen: polygonal geformtes Wohnhaus, damit alle Bewohner gute Aussichten ins Grüne haben: Zoncuantla Apartments in Mexiko von RP Architekten aus dem Jahr 2022.

Padang Linjong Residence auf der indonesischen Insel Bali von Daniel Mitchell + Patisandhika Sidarta von 2017. Beton, Holz und hohe luftige Räume, da passt sogar ein Baum ins Haus. Innen- und Außenraum gehen ineinander über. Das Haus ist so konzipiert, dass keine Klimaanlage nötig ist

© Photo Tommaso Riva, Padang Linjong Residence,/Concrete Jungle, gestalten 2023

Padang Linjong Residence auf der indonesischen Insel Bali von Daniel Mitchell + Patisandhika Sidarta von 2017. Beton, Holz und hohe luftige Räume, da passt sogar ein Baum ins Haus. Innen- und Außenraum gehen ineinander über. Das Haus ist so konzipiert, dass keine Klimaanlage nötig ist

Monolithische Betonvilla: Art Villa von Formafatal + Refuel Works von 2020 in Puntarenas , Costa  Rica von dem brasilianischen Architekten Paulo Mendes da Rocha mit Infinity-Pool im tropischen Garten und Aussichten in alle Richtungen vom Haus aus.

© Photo BoysPlayNice, Formafatal + Refuel Works, Art Villa/Concrete Jungle, gestalten 2023

Monolithische Betonvilla: Art Villa von Formafatal + Refuel Works von 2020 in Puntarenas , Costa Rica von dem brasilianischen Architekten Paulo Mendes da Rocha mit Infinity-Pool im tropischen Garten und Aussichten in alle Richtungen vom Haus aus.

Die hier gezeigten Bilder entstammen dem lesens- und staunenswerten Bildband „Concrete Jungle“, herausgegeben von Robert Klanten, Masha Erman. Die Gestalten Verlag, Berlin, 2023. 303 Seiten, 60 Euro.

© www.gestalten.com/Concrete Jungle, gestalten 2023

Die hier gezeigten Bilder entstammen dem lesens- und staunenswerten Bildband „Concrete Jungle“, herausgegeben von Robert Klanten, Masha Erman. Die Gestalten Verlag, Berlin, 2023. 303 Seiten, 60 Euro.

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Erstellt:
6. Oktober 2023, 19:14 Uhr
Aktualisiert:
9. Oktober 2023, 12:44 Uhr

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