Stücke nach historischen Begebenheiten

Laienschauspiel hat Entstehungsgeschichte von Räuberbanden im Blick – Einer der Darsteller ist der Weissacher Martin Schieber

Rebellische Bauern machen den Mainhardter Wald unsicher. Rund 100 Darsteller aus weitem Umkreis wirken an dem Freilichtspektakel mit, das die Besucher zu wahren Begebenheiten in die Mitte des 18. Jahrhunderts entführt. Auf einer Wiese beim Gögelhof mit mehreren Bühnen wird das Theaterstück „Aufstand im Mainhardter Wald – Von Rebellen zu Räubern“ gespielt. Mit dabei: Martin Schieber aus Weissach.

Martin Schieber als Gögelstrobel in seiner ersten Hauptrolle im ersten Stück des Laienspiels. Nun mimt er den Bauern Heinold.Foto: privat

Martin Schieber als Gögelstrobel in seiner ersten Hauptrolle im ersten Stück des Laienspiels. Nun mimt er den Bauern Heinold.Foto: privat

Von Claudia Ackermann

MAINHARDT/WEISSACH IM TAL. Martin Schieber lebt in Weissach im Tal und seine Passion ist das Theaterspielen. Früher hat der gebürtige Backnanger bei kleinen Laienschauspielgruppen mitgewirkt. Von Wolfgang Truckenmüller, der Autor der historischen Stücke und Vorsitzender des Vereins Laienschauspiel Mainhardter Wald ist, erfuhr er von dem Freilichttheater, das auf einer Wiese bei Mainhardt-Ammertsweiler stattfindet. Martin Schieber hat zehn Jahre lang in Mainhardt gewohnt. Noch heute gehört er der Mainhardter Laienschauspielgruppe an.

Schon beim ersten Stück „Die Räuber vom Mainhardter Wald“, das von 2004 bis 2014 erfolgreich gespielt wurde, hatte Martin Schieber als „Gögelstrobel“ eine Hauptrolle. Wolfgang Truckenmüller schreibt die Stücke nach historischen Begebenheiten in Zusammenarbeit mit der Archivarin Heike Krause, die unter anderem im Hohenloher Zentralarchiv Neuenstein recherchierte. Dort stieß sie auf historische Fakten, die seither noch nie öffentlich thematisiert worden sind.

Kostüme und Requisiten lassen die Zeit um das Jahr 1750 wieder lebendig werden. Für Furore sorgte jedes Mal der Auftritt von Otto Müller aus Sulzbach, der mit seiner gelben Zweispänner-Postkutsche auf das Spielgelände preschte, erinnert sich der Autor. Das wird nun nicht mehr so sein: Otto Müller ist im Dezember 2018 im Alter von 85 Jahren bei einer privaten Ausfahrt zwischen Hörschhof und Murrhardt-Waltersberg mit seiner Kutsche tödlich verunglückt.

Im ersten Stück trieben die Räuber auch bei Oppenweiler oder Murrhardt ihr Unwesen. Seit 2015 erzählt das Theater mit „Aufstand im Mainhardter Wald“ die Entstehungsgeschichte der Räuberbanden. Die Handlung spielt im Jahr 1742. Das bis dahin protestantische Fürstenhaus Hohenlohe-Pfedelbach wurde katholisch. Fürst Joseph führt ein verschwenderisches Leben, während die Untertanen unter den zunehmenden Abgaben und Frondiensten schwer zu leiden haben. Es ist die pure Not, die die Menschen in den Weilern und Höfen rund um Mainhardt zu Rebellen werden lässt...

Hauptbühne steht beim Wirtshaus, eine andere an einem Fürstenfass

Das Stück spielt in neun Szenen auf der Wiese mit herrlichem Blick auf den Mainhardter Wald und das Brettachtal. Die Hauptbühne stellt das Wirtshaus Laukenmühle dar, wo sich die Aufständischen treffen. Eine andere Bühne steht an einem großen „Fürstenfass“. Hier tummeln sich die Adligen bei ihren Gelagen. Eine kleinere hölzerne Spielstätte ist das Haus des Bauern Heinold, gespielt von Martin Schieber, dem die Musketiere alles abgenommen haben. In einer weiteren Rolle stellt er einen Untertanen dar, der die Ungerechtigkeit hasst.

Die Besucher werden zu Stationen auf der Wiese geführt, etwa zu den Waschweibern in historischen Kostümen. Sogar ein kleiner, eingezäunter Friedhof mit Gedenksteinen und Kreuzen wurde auf dem Gelände errichtet. Ein Akkordeonspieler aus Weinstadt begleitet die Besucher von Station zu Station und die Gruppe Gmender Geigerla entführt mit Musik in jene längst vergangene Zeit.

Groß ist das Spektakel in einer Schlachtszene, in der Musketiere und Bürger aufeinandertreffen. Rund sechzig Mitwirkende sind an dieser Szene beteiligt – Männer, Frauen und Kinder. Das jüngste ist zwei Jahre, der älteste Darsteller über 80 Jahre alt. Verschiedene Szenarien laufen parallel in der turbulenten Schlacht ab. Schon bei den Proben ist das eine große Herausforderung, alles zu koordinieren, weiß Angelika Tröster, die Regie führt. Seit Februar wurde für diese Spielsaison in einem katholischen Gemeindehaus geübt. Jetzt geht es zum Proben wieder hinaus auf die „Spielwiese“. Requisiten wie etwa eine große Sänfte für den Fürsten, alte Waschzuber oder Leiterwagen wurden über den Winter in kleinen Hütten bei der Spielstätte gelagert. Dort hat man zudem eigens einen hölzernen Turm für die Technik errichtet. Zu den rund 100 Darstellern arbeiten noch 40 ehrenamtliche Helfer hinter den Kulissen mit. Bei den sechs Aufführungen werden einige Bänke und Obstkisten als Sitzgelegenheiten aufgebaut. Klappstühle können mitgebracht werden. Die Landfrauen Ammertsweiler sorgen für rustikale Bewirtung. Zudem bietet die Schauspielgruppe das Kinderstück „Schneeweißchen und Rosenrot“.

Aufführungen des Stücks „Aufstand im Mainhardter Wald“ finden am 21. und 22. sowie 28. und 29. Juni statt. Weitere Vorstellungen sind am 5. und 6. Juli. Spielbeginn ist jeweils um 20.10 Uhr,

Einlass ist um 19.15 Uhr. Eine Abendkasse gibt es nicht. Karten im Vorverkauf sind beim Kulturamt Murrhardt erhältlich

oder im Internet unter der Adresse www.laienschauspiel-mainhardt.de.

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Erstellt:
3. Mai 2019, 06:00 Uhr

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