Lehrstuhl an der Merz Akademie
Stuttgart sucht den Comic-Professor
Die Merz Akademie in Stuttgart hat – unterstützt von der Berthold Leibinger Stiftung – einen Lehrstuhl für Comicforschung ausgeschrieben. Das ist einmalig im deutschsprachigen Raum.

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Der Comic als Kunst und Forschungsgebiet: Darum soll es in dem neuen Studiengang in Stuttgart gehen.
Von Swantje Kubillus
Eine tolle Nachricht für die Comicwelt: Ab Sommersemester 2026 besetzt die Merz Akademie mit Unterstützung der Berthold Leibinger Stiftung in Stuttgart die erste Professur für Comics und Comicforschung im deutschsprachigen Raum. Nach Durchlauf des Akkreditierungsverfahrens ist der Beginn des Studiengangs dann für 2027 geplant. Die Ausschreibung beginnt bereits Ende Juli dieses Jahres. Mit dem neuen Lehrstuhl für eine Comic-Professorin oder einen Comic-Professor wird die Bedeutsamkeit des Comics als eigenständige Kunstform hervorgehoben und der Comic-Standort Stuttgart gestärkt.
Internationale Vernetzung
„Schwerpunkt des neuen Studiengangs ist das Thema Comics als Erkenntnisinstrument und als künstlerisch-wissenschaftliches Forschungsfeld“, sagt Barbara Eggert, Rektorin der Merz Akademie und Comicwissenschaftlerin. Das Potenzial des Comics könne man beispielsweise dokumentarisch, biografisch oder fiktional ausloten, sagt sie.
Konzipiert als berufsbegleitender Masterstudiengang, richtet er sich an alle, die schon Know-how im Bereich Illustration und Zeichnen mitbringen, und sich im Comic spezialisieren wollen. Ein Fokus wird etwa auf der internationalen Vernetzung der Studierenden liegen. Über die genaue inhaltliche Schwerpunktsetzung wird derzeit noch gesprochen.
Leibinger Stiftung fördert den Lehrstuhl
Seit 2014 unterstützt die Berthold Leibinger Stiftung bereits die Comicforschung mit dem mit 25.000 Euro dotierten Comicbuchpreis. „Mit der Professur soll auch Stuttgart als Comicstandort gestärkt werden“, sagt Markus Wener, Geschäftsführer der Leibinger Stiftung. Im Austausch mit der Merz Akademie sei die Implementierung eines akademischen Weiterbildungsangebots dafür der nächste Schritt gewesen. Die Förderung der Professur ist zunächst auf drei Jahre anlegt, mit Ziel der Verstetigung.
Sie arbeite seit zehn Jahren daran, eine Comic-Professur zu etablieren, sagt Barbara Eggert. Stuttgart biete mit Institutionen wie dem Literaturhaus oder der Stadtbibliothek und seinen Comicschaffenden dafür tolle Potenziale und Synergiemöglichkeiten.
Der Comic als Erkenntnisinstrument könne ernsthafte Themen angehen und dabei unterschiedliche Alters- und Gesellschaftsgruppen ansprechen, da sind sich Eggert und Wener einig. Berthold Leibinger (1930-2018) selbst, der zunächst kein Comicleser war, ließ sich bei der Stiftung des Comicbuchpreises beispielsweise durch die Lektüre von Art Spiegelmans Comic „Maus – Die Geschichte eines Überlebenden“ überzeugen.