Therapie in Popform

Lena Meyer-Landrut zeigt sich auf ihrem fünften Album „Only Love, L“ deutlich gereift

Karriere - Lena Meyer-Landrut zeigt sich auf ihrem fünften Album „Only Love, L“ deutlich gereift.

Was Lena Meyer-Landrut neun Jahre nach ihrem Durchbruch beim Eurovision Song Contest 2010 umtreibt, daraus hat sie in den Interviews im Vorfeld der Album-Veröffentlichung kein Hehl gemacht. Sie habe im Jahr 2017 in einer kreativen Krise gesteckt und überlegt, ganz mit der Musik aufzuhören. Schon in der ersten Single des neuen Albums, „Thank You“, wendet sie sich an die Menschen, die im Netz Hasskommentare abgeben. „Thank You for knocking me down“, heißt es da – danke, dass ihr mich niedergeschlagen habt, das hat mich nur stärker gemacht. Um die Botschaft noch deutlicher zu machen, hat Lena das Video zur Single mit Aussagen von Mobbingopfern unterlegt.

Dabei ist die Botschaft in den 14 Stücken selbst deutlich genug. Der Eröffnungssong „Dear L“ ist ein gesungener Brief an sich selbst. „You got the Right to be wrong“, singt Lena. Was sich zu Beginn nach plakativer Nabelschau anhört, funktioniert über die gesamte Länge des etwa 45-minütigen Albums immer besser. Lena will mehr sein als nur „Satellite“, der Song, mit dem sie als 19-jähriger Schützling von Stefan Raab den ESC gewann.

In „Skinny Bitch“ thematisiert sie das Gerücht, sie sei magersüchtig. „Love your Imperfections“, „Liebe deine Unvollkommenheiten“, singt sie - eine Botschaft, die in Zeiten von Hasskommentaren im Internet zum Mutmachen taugt. Dass Lena das textliche Niveau nicht durchgehend hält und der Song „Ok“ mit der Zeile „I’m ok, you’re ok, we’re ok“ arg nach Binsenweisheit klingt, lässt sich verschmerzen. Solche Ausreißer sind nur selten zu hören. Musikalisch umgesetzt wird das Album von Lena und ihren Mitstreitern – die 27-Jährige hat sich für jedes Stück Songwriting-Partner ins Boot geholt – als eingängiger Pop mit Ohrwurmqualität. Da wird ein Song nur mit Klavierklängen eröffnet, es wabert der Synthesizer, eine hawaiianisch angehauchte Gitarre versprüht exotisches Flair. Lena selbst erinnert stimmlich immer wieder an Katy Perry. Die Stücke sind allesamt eingängig, flott, melodisch, und taugen auch aufgrund der Länge – die Vierminutenmarke wird kaum je überschritten – sehr gut für das Radio.

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Erstellt:
6. April 2019, 03:12 Uhr

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