Von Abschied und Anfang
Acht Orte, acht Duette: Für „Deuces“ waren Eric Gauthiers Tänzer viel unterwegs
An diesem Samstag hat im Theaterhaus „Deuces“ Premiere, das neue Programm von Gauthier Dance. Entstanden sind die acht Uraufführungen an unterschiedlichsten Orten. Mitgebracht haben die Tänzer neben der Kunst viele Eindrücke.
Stuttgart Wenn der Choreograf nicht zum Tänzer kommen kann, dann reist der Tänzer eben zum Choreografen. Anfang des Jahres war das Team von Eric Gauthier deshalb viel unterwegs – bis an den Rand von Europa und darüber hinaus. Nun sind alle Tänzer zurück und fügen die Duette, die sie mit Choreografen wie Nacho Duato, Richard Siegal oder Rui Horta erarbeitet haben, für die nächste Premiere zusammen. „Deuces“ heißt der Abend nach dem Zweier-Paar im Poker, weil bei diesem Uraufführungsreigen immer im Doppel getanzt wird – das kann gemischt sein wie in Barak Marshalls „Honigsaft“, ein Duett, das Louiza Avraam und Réginald Lefebvre als erste Besetzung in Tel Aviv einstudierten und gemeinsam tanzen, oder gleichgeschlechtlich wie in „Land ho“, für dessen Erarbeitung Joana Martins und Sidney Elizabeth Turtschi bei Ed Wubbe in Rotterdam waren.
Die Fans von Gauthier Dance sind es gewohnt, dass ihre Kompanie viel unterwegs ist und mehr auswärts tanzt als daheim im Theaterhaus. Dabei tragen Gauthiers Tänzer die in Stuttgart erarbeiteten Stücke von hier aus in die Welt. Ganz anders ist das nun bei „Deuces“, dessen Beiträge fast alle im Ausland entstanden sind – zum Beispiel bei Mauro Bigonzetti in Fano. Der italienische Choreograf freute sich über den Besuch bei ihm zu Hause, das mache die Arbeit persönlicher, sagt er. Verglichen mit einem Gruppenstück, bei dem der Tanz unbedingt zeigen müsse, wie sich die Energie teile, sei ein Pas de deux das intimere Werk. „Introspektiver, weil man sich auf die einzelne Person konzentriert“, notiert der Choreograf im „Deuces“-Programmheft.
Sobald zwei Menschen eine Bühne betreten, sei da auch eine Geschichte, hat der Choreografie-Altmeister Hans van Manen einmal über das erzählerische Moment eines Pas de deux bemerkt. Und auch für Marco Goecke geht es in seinem „Deuces“-Beitrag „The Heart“, der als einziger in Stuttgart entstand, um das Miteinander – mit einem Unterschied zum echten Leben: „In der Choreografie weiß man, wann der Abschied kommt; in einer Beziehung weiß man es nicht“, so Marco Goecke.
Doch vor dem Abschied steht der Anfang – und davon hat „Deuces“ gleich acht im Angebot: Nacho Duato, Rui Horta, Barak Marshall, Richard Siegal, Ed Wubbe, Mauro Bigonzetti, Marco Goecke sowie das Choreografenpaar Guy Weizman und Roni Haver haben den Abend mit acht Duetten bestückt. Für alle Vorstellungen im Theaterhaus gibt es noch Karten – sowohl für die erste Staffel vom 16. bis zum 24. März als auch für die zweite „Deuces“-Runde vom 16. bis zum 18. Mai. Zwei Matineen wenden sich am 17. und 21. März vor allem an ein jüngeres Publikum.