Neu im Kino: „Bella Roma“

Wechselhaftes Gefühlsbad in Rom

Die Tragikomödie „Bella Roma – Liebe auf Italienisch“ verspricht robuste Romantik mit düsteren Akzenten. Ob das gut geht?

Turteltauben? Gerda (Bodil Jørgensen) und Kristoffer (Kristian Halken)

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Turteltauben? Gerda (Bodil Jørgensen) und Kristoffer (Kristian Halken)

Von Kathrin Horster

Allzu Gehaltvolles lässt sich schwer verdauen in sommerlicher Gluthitze. Also stellen nicht nur Restaurantbetreiber ihre Karten auf Salate um, auch die Kinokost wird leichter. Themen wie Reisen, die große Liebe oder eben die große Liebe auf Reisen passen zur Saison wie der Derrière auf die Keramik.

Dass mit der Ehe-Bewährungs-Tragikomödie „Bella Roma – Liebe auf Italienisch“ ein Werk aus dem Produktionsland Dänemark auf deutschen Leinwänden landet, ist allerdings weniger typisch. Der hier kaum bekannte Filmemacher Niclas Bendixen nimmt vor allem die Zielgruppe so genannter „Silver Ager“ ab Mitte Fünfzig ins Visier und schickt ein gestandenes Ehepaar zur Feier von dessen bevorstehendem vierzigsten Hochzeitstag in die ewige Stadt. Doch schon bei der Anreise von Gerda (Bodil Jørgensen) und Kristoffer (Kristian Halken) wird klar, dass da nicht zwei Turteltauben einen ewigen Honeymoon genießen.

Der pensionierte Postbote Kristoffer fällt besonders durch derben Humor, geringes kulturelles Interesse und ein peinliches Reizdarmsyndrom auf. Die ehemalige Verlagssekretärin Gerda hingegen wollte einmal Künstlerin werden und hat vor ihrer Hochzeit mit Kristoffer intensive Monate in Rom verlebt. In ihrer alten Stammkneipe trifft sie unverhofft auf ihren früheren Kunstprofessor und Liebhaber Johannes (Rolf Lassgård) – und hat plötzlich immer weniger Lust, Zeit mit Kristoffer zu verbringen.

Drollige Hemdsärmeligkeit im Umgang mit der italienischen Bevölkerung

Es ist nicht allzu schwer, den weiteren Hergang des Plots vorherzusagen. Doch Niclas Bendixen und dessen Co-Autor Kristian Halken setzen dann doch auf etwas mehr Stoff als zunächst gedacht, obwohl vieles an der Geschichte sattsam bekannt erscheint. Erst 2024 konstruierten die Franzosen Ivan Calbérac und André Dussollier ein ähnlich verzwicktes Beziehungsdreieck unter dem Titel „Liebesbriefe aus Nizza“, mit einem von einander entfremdeten Ehepaar und dem charmanten Ex-Lover der Frau, der ungewollt die vor sich hin glimmende Ehekrise bis zum emotionalen Flächenbrand anheizt.

Sowohl bei den Franzosen als auch bei den Dänen trägt der in Sachen Romantik und Empathie eher robust gestrickte Ehemann jeweils die Hauptschuld an der Misere und muss in beiden Fällen ein Wechselstahlbad der Gefühle durchlaufen. Inklusive dunkler Geheimnisse aus der Vergangenheit und – im Fall des dänischen Films – sogar eines vollständig vollzogenen Seitensprungs der Gattin, um endlich zu begreifen, was die Liebe sei.

Anders als ihre souveränen französischen Kollegen tun sich Niclas Bendixen und Kristian Halken aber schwerer, den teils platten Klamauk mit ihrem dunklen Drama um eine illegale Abtreibung und Gerdas Lebensenttäuschung zusammenzubringen. Die Probleme zwischen Gerda und Kristoffer sind immerhin gut beobachtet, wie Kristoffers drollige Hemdsärmeligkeit im Umgang mit der italienischen Bevölkerung und Kultur. Wer will, mag sich in dem Paar ein bisschen wieder erkennen. Ansonsten ist „Bella Roma“ vor allem eines: ein leichter Sommersalat mit Beilage.

Bella Roma – Liebe auf Italienisch. Dänemark 2025. Regie: Niclas Bendixen. Mit Bodil Jørgensen, Kristian Halken. 99 Minuten. Ab 12 Jahren

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Erstellt:
1. Juli 2025, 15:24 Uhr

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