Die neue Saison im Theater Rampe
Wie überleben, wenn die Rechten kommen?
Autoritäre Regierungen, Industrie-Transformation? Zum Auftakt der neuen Saison lädt das Theater Rampe dazu ein, vom Osten zu lernen.

© Teatru-Spalatorie
Nicht nur das Leben, die ganze Welt scheint aktuell eine Baustelle: Antworten auf drängende Fragen gibt in der Rampe auch das Teatru-Spalatorie aus Moldawien in „Playing on Nerves. A Punk Dream“.
Von Andrea Kachelrieß
Mutige Erzählungen, solidarische Formen, Freude an Veränderung: das sind die Zutaten für eine Spielzeit, mit der das Theater Rampe auf die Krisen in der Welt und vor der Tür antworten will. Die Spielzeiteröffnung am 3. Oktober wird zugleich Auftakt für einen neuen Themenschwerpunkt sein, das Datum gibt die Richtung vor.
„Vom Osten lernen“ lautet das Angebot aus dem Alten Zahnradbahnhof. „Zum 35. Jahrestag der Deutschen Einheit drehen wir die Himmelsrichtung des westdeutsch dominierten Erinnerungsdiskurses um und zeigen einen Monat lang fast ausschließlich ostdeutsche und osteuropäische künstlerische Perspektiven“, kündigen Ilona Schaal und Bastian Sistig an, die für künstlerische Leitung und Geschäftsführung in der Rampe zuständig sind. Beide sind überzeugt davon, dass Künstlerinnen und Künstler aus dem Osten „Erfahrungsräume und ästhetische Strategien mitbringen, die wir auch in Westdeutschland und Westeuropa im Angesicht von autoritärer Wende und geopolitischer Konflikte sehr gut gebrauchen können“.
Wende-Gespräche mit Jugendfreunden
Und das ist zum Start am 3. Oktober geboten: Von 18.30 Uhr an gehört die Bühne Tanja Krone. Die Musikerin und Performerin wollte wissen, was 1989/90 auch in den Köpfen passiert ist und hat 30 Jahre nach der Wende in Chemnitz Gespräche mit Jugendfreunden geführt. Zusammen mit dem Musiker Friedrich Greiling fügt sie Stimmen und Musik zu neuem Stoff, „Mit Echten Singen“ heißt das Resultat.
Dem musikalischen Auftakt folgt die Uraufführung „Die Schule des Überlebens“. Das Stück der aus St. Petersburg stammenden, in Berlin lebenden Autorin und Regisseurin Ada Mukhína gibt allen Tipps, die Angst davor haben, dass die Rechten an die Macht kommen. Die Theaterfrau aus Russland bringt Expertise mit, wie Mukhína für ihr Stück wirbt: „Jahrelanges Überleben unter Diktaturen, Tyrannen und autoritären Regierungen. Kurz gesagt: Wir haben schon alles erlebt, was ihr erleben werdet.“ Zum Abschluss gibt es Balkan Beats im Foyer.
Ob Resilienz in Sachen Politik oder Wissen über anstehende Industrie-Transformationen: Bis zum 2. November kann in der Rampe vom Osten gelernt werden. Zum Beispiel in „Futur 4“ vom Kollektiv Rimini Protokoll, einem dokumentarischen Stück über das Leben in Siebenbürgen (9. bis 11. Oktober). Oder im Live-Hörspiel „Lustdorf“, für das die Gruppe Subbotnik ein Haus in dem beliebten Vorort von Odessa zum Zeugen historischer Umwälzungen macht. (18. Oktober). Oder in „Playing on Nerves. A Punk Dream“ des moldawischen Kollektives Teatru-Spalatorie, das aus Ost-Perspektive auf zerstörerischen Kapitalismus blickt (23./24. Oktober).
Das Festival „Sechs Tage frei“ kehrt zurück
Mit Performances von Nana Hülsewig und dem O-Team rundet die Rampe das erste Quartal ab. 2026 startet das Theater unter dem Motto „Beyond Welcome“ mit Utopien von Gemeinschaft ins neue Jahr, mit dabei ist auch die Choreografin Smadar Goshen. Im April gastiert das Festival „6 Tage frei“ in der Rampe. Im Sommerquartal heißt es dann „Einfach Klasse“, Stichwortgeber sind die drei Ks Kapitalismus, Kulturbetrieb, Klassismus, beleuchtet werden sie auch bei Produktionen im öffentlichen Raum.
Info
PartyDa Musikveranstaltungen in der Theater-Bar Rakete wegen Konkurrenz für die Clubs am Abend nach wie vor tabu sind, wird an zwei Nachmittagen im Saal getanzt. „Big Fun für jung und alt“ wirbt die Rampe für ihren „Tanztee“ am 19. Oktober und 20. Dezember.
Programm Alle Termine finden sich auf der Internetseite des Theaters unter www.theaterrampe.de