„Wir hoffen auf grünes Licht für Plan A“

Die Vorbereitungen für den ersten Backnanger Kultursommer nehmen Gestalt an. Die Stadt und das Bandhaus-Theater machen gemeinsame Sache. Veranstaltungen sollen sich im Zeitraum von sechs Wochen abspielen.

Kultursommer-Akteure (jeweils von links nach rechts):Iris Guggenberger, Barbara Böhle-Burr, Thomas Wollenhaupt, Johannes Ellrott. Michael Unger, Elke Vetter, Benny Adlung, Uli Olpp. Gregor Oehmann, Annegret Eppler, Jasmin Meindl und Juliane Putzmann. Fotos: A. Becher

© Alexander Becher

Kultursommer-Akteure (jeweils von links nach rechts):Iris Guggenberger, Barbara Böhle-Burr, Thomas Wollenhaupt, Johannes Ellrott. Michael Unger, Elke Vetter, Benny Adlung, Uli Olpp. Gregor Oehmann, Annegret Eppler, Jasmin Meindl und Juliane Putzmann. Fotos: A. Becher

Von Carmen Warstat

BACKNANG. „Bandhaus außer Haus“ lautete das ursprüngliche Motto für das, was seit Monaten als „Erster Backnanger Kultursommer“ gemeinsam mit dem städtischen Amt für Kultur und Sport entwickelt wird. Geplant ist ein sechswöchiges, überaus dichtes Veranstaltungsprogramm von Mitte Juni bis Anfang August. Mehrere Bühnen und weitere Spielstätten werden Schauplatz der Kulturveranstaltungen unterschiedlichster Art sein, und bildende Künstler und Künstlerinnen stellen aktuelle Projekte vor.

Freilich, das Ganze steht noch immer unter Vorbehalt: Wie wird sich das Pandemiegeschehen entwickeln? Und geht es mit den Impfungen weiter voran? Inzwischen wächst der Optimismus, sowohl bei Johannes Ellrott, dem Kulturamtsleiter der Stadt Backnang, als auch bei den Bandhaus-Theater-Leiterinnen Jasmin Meindl und Juliane Putzmann. Die Inzidenzzahlen fallen, die Impfquote steigt und führende Experten äußern sich zuversichtlich.

Das Organisationsteam hat indes trotzdem einen „Plan B“ parat, demzufolge die Veranstaltungsblöcke nötigenfalls nach hinten geschoben werden können. Das funktioniert zwar nicht eins zu eins, das heißt, manches müsste vertauscht oder ersetzt werden, aber es ist eine Option, sollte die Pandemielage es doch erfordern. „Wir hoffen natürlich auf grünes Licht für Plan A“, äußert sich Jasmin Meindl, die trotz des enormen Planungsaufwands guten Mutes und erwartungsfroh ist.

Auftakt mit einer Musicalgala auf dem Marktplatz.

Demzufolge würde der Backnanger Kultursommer Mitte Juni beginnen und zunächst das städtische Programm auf der Marktplatzbühne präsentieren. Johannes Ellrott lässt wissen, dass an sechs Abenden hochkarätige Konzerte von großer Bandbreite stattfinden sollen, darunter eine Musicalgala, das classic-ope(r)n-air, für eine jüngere Zielgruppe ein bekanntes Berliner A-cappella-Ensemble, eine „Simon and Garfunkel“Coverband und eine All-Star-Jazzband mit internationalen Größen, die im Stuttgarter Raum ansässig sind. Jedes der Konzerte wird zweimal hintereinander gespielt, sodass trotz Einhaltung der Mindestabstände pro Abend 500 Menschen hoffentlich aufs Vortrefflichste unterhalten werden können.

Die Line-ups stehen also, und die Stars sind gebucht. Allerdings gibt auch der Kulturamtsleiter zu bedenken, dass, sollten die Termine geschoben werden müssen, neu geschaut wird, welche Künstler dann verfügbar sind. Johannes Ellrott versichert: „Wir tun alles uns Mögliche. Es kann uns aber zum jetzigen Zeitpunkt niemand sagen, unter welchen Bedingungen die Veranstaltungen stattfinden werden. Selbstverständlich halten wir alle Sicherheitsvorkehrungen konsequent ein.“ Und obwohl noch nichts 100-prozentig sicher ist – der Bauhof sowie das Rechts- und Ordnungsamt sind mit Elan am Planen und Organisieren: Infrastruktur, Hygienekonzepte und manches andere. Johannes Ellrott ergänzt, dass es auch die Möglichkeit geben wird, die Konzerte über Streaming zu verfolgen. „Das Exklusive bekommt so etwas Inklusives“, erläutert er und betont, dass möglichst viele Zielgruppen beziehungsweise Generationen erreicht werden sollen.

In diesem Sinne arbeitet auch das Bandhaus-Theater an „seinen“ Veranstaltungen. Da gilt es, vieles unter einen Hut zu bringen, denn der Kultursommer soll – bei allem Ernst der künstlerisch gestalteten Themen – bunt und fröhlich werden. Die Leute sollen ihre (hoffentlich) neue Freiheit genießen und endlich wieder facettenreiche Kultur erleben können. Dafür sorgen die verschiedensten Konzerte der Jugendmusikschule, darunter eine Bandnacht, und mehrere Abende mit der Theater-Hausband, die nach bewährter Manier Gäste einladen wird, Chansonabende und Jazzkonzerte, in der Barockscheune Oberschöntal ein romantischer Liederabend mit Werken von Clara und Robert Schumann sowie Johannes Brahms, die Gedichte der Romantik vertonten, Lyrikwanderungen und eine Leseperformance, Kunstworkshops und Ausstellungen, die zum Teil „Outdoor“ stattfinden, ein Jugendmusik- und -kunstschultag unter anderem mit einer Kunstaktion. Märchenaufführungen und Kasperltheater, Comedy zum Thema Scheitern sowie Open-Air-Kinoveranstaltungen mit jeweils passendem musikalischen Vorprogramm wird es geben. Eine Inszenierung nach Astrid Lindgrens „Michel von Lönneberga“ (ab fünf Jahren) ist ebenso geplant wie ein BodyPoetry-Workshop für Jugendliche ab 15. Ein Theaterclown wird „Die vier Temperamente“ mimen – mit dem Versprechen, dass jeder sich wiedererkennt.

Und nicht zuletzt sind da natürlich die Theaterproduktionen des Bandhauses als Mitgastgeber des Kultursommers. So wird die Backnanger Bürgerbühne ihr beim Theaterfestival im Oktober als Fragment gezeigtes Stück „Die letzte Sau“ fertiggestellt haben. In schwäbischer Mundart kreist „Die letzte Sau“ um Fragen der Tierhaltung, ohne dabei ausschließlich ernst daherzukommen. Auch „Mirandolina“ ist eine Bürgerbühnenproduktion: eine Komödie um eine schöne Wirtin, ein amüsantes Verwirrspiel um die Liebe, zugleich ein Mehrgenerationenprojekt. Unkonventionelle Zugänge zu Goethes Tragödie „Faust“ wird „ÜberFaust“ anbieten, eine Filmproduktion, die seit geraumer Zeit im Netz zu sehen ist und nun auch in einer längeren Version live auf die Bühne kommt.

Den Abschluss soll die Wiederaufnahme des Schlagerabends „Wunder gibt es immer wieder“ bilden. Frauenbilder und Männerrollen in Schlager und Werbung werden sichtbar gemacht und hinterfragt – „garantiert nicht männerfeindlich“, wie es heißt.

Das ganze Ausmaß des Planungsaufwands wird jeweils bei den Helfertreffen deutlich. Aber davon lässt sich niemand Bange machen. Die Suche nach Fördergeldern ist noch nicht abgeschlossen, was bedeutet, dass es möglicherweise zu Programmkürzungen kommt. Schließlich die Infrastrukturmaßnahmen für das große Sommerfest – sie sind enorm. Unter Einhaltung der Hygienebestimmungen sollen auch Getränke und hier und da eventuell Speisen angeboten werden.

Wie schon beim Theaterfestival „Vereinigt Euch!“ wird es einen begleitenden Blog mit Texten und Fotos von den Veranstaltungen und ihrem Umfeld geben.

Und unter der Internetadresse www.backnanger-kultursommer.de können sich Interessierte schon jetzt über den Stand der Planungen auf dem Laufenden halten. Die Homepage wird ständig aktualisiert.

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Erstellt:
14. Mai 2021, 06:00 Uhr

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