Karl-Heinz Dünnbier in Oppenweiler: Zauberstücke und eine freche Vogelpuppe

Peter Leonhard alias Karl-Heinz Dünnbier bringt mit seinem Programm „Bauklötze staunen“ Stimmung in den Rentamtskeller in Oppenweiler.

Peter Leonhard alias Karl-Heinz Dünnbier ist nicht nur Kabarettist, sonder auch Zauberer, Jongleur und Bauchredner. Foto: Alexander Becher

© Alexander Becher

Peter Leonhard alias Karl-Heinz Dünnbier ist nicht nur Kabarettist, sonder auch Zauberer, Jongleur und Bauchredner. Foto: Alexander Becher

Von Klaus J. Loderer

Oppenweiler. Eine besondere Art der schwäbischen Kehrwoche pflegt Peter Leonhard: Das Schwingen des Besens dient also dazu, den Staub den seitlichen Nachbarn zuzufegen, lernt man von seiner Bühnenfigur Karl-Heinz Dünnbier. Doch eigentlich muss er sich als Varieté-Hausmeister mit wirrer Frisur um die Bretter, die die Welt bedeuten, kümmern. Als solcher fegt er die Bühne nicht einfach, sondern lässt den Besen tanzen mit seiner dreistufigen Besenbalance. Dass er von der Besennummer auch noch eine japanische Variante draufhat, versetzt in Staunen. Da schwebt der Besen nicht nur, sondern wirbelt regelrecht durch die Luft. Das Publikum im Rentamtskeller in Oppenweiler strapaziert die Gesichtsmuskeln wechselweise mit Kinnladerunterklappen und Lachen. Denn auch mit Erheiterndem wartet Peter Leonhard bei seinem Auftritt im Rahmen der Winterkulturtage Schwäbischer Wald auf.

Schwäbische Eigenheiten aufgezeigt

Varieté ist hier ebenso zu sehen wie schwäbische Comedy. Peter Leonhard wartet mit einem breiten und kurzweiligen Programm als One-Man-Show auf. Er wuselt über die Bühne, ist abwechselnd Zauberer, Jongleur und Bauchredner und Kabarettist ist er sowieso immer. Denn er nimmt sich gerne ebenso auf die Schippe wie er schwäbische Eigentümlichkeiten karikiert. Das macht er als Schwabe natürlich ziemlich schwäbisch angehaucht. Das Publikum teilt er gleich einmal auf in eine katholische und eine evangelische Seite. Am Lachen könne man den Unterschied zwischen den Konfessionen hören, so der erfahrene Entertainer. Brav ist er aber nicht und lässt manche Zweideutigkeit und Anzüglichkeit fallen. Den Trochtelfingern unterstellt er als besondere Eigenschaft, dass sie einen Schnuller im Mund drehen können. Das demonstriert er sogleich mit einem Löffel. Dass schließlich eine Gabel aus dem Mund rauskommt, ist wieder so ein Moment, in dem das Publikum staunt. Nicht von ungefähr heißt das Programm „Bauklötze staunen“.

Nach vollbrachtem Zaubertrick erläutert Peter Leonhard diesen gerne auf bewusst komplizierte Art und nutzt die Verwirrung, um die Illusion in einer weiteren Variante auszubauen und mal wieder für Verblüffung zu sorgen. Immer wieder bindet Peter Leonhard das Publikum ein. Mit Otto und Gerlinde spielt er Ringe der Liebe. Die beiden dürfen bei der Ringnummer assistieren. Nummern mit Ringen und Tüchlein mögen altbekannte Klassiker sein, doch steigert Leonhard sie immer noch weiter und bringt sie dann zu einem überraschenden Ende. Nach der gelungenen Verwandlung eines Zettelchens in einen 20-Euro-Schein „misslingt“ zwar die Verwandlung eines entliehenen 50-Euro-Scheins in einen Fünfhunderter und der Fünfziger verschwindet auch noch. Den Leihgeber vertröstet Leonhard mit allerhand Spielchen. Der Fünfziger taucht natürlich wieder auf, aber erst nach vielen Zwischenetappen und an unerwarteter Stelle. Der Leihgeber befühlt anschließend ungläubig seinen Schein.

Bauchrednertalent unter Beweis gestellt

Mit einem Meterstab stellt Peter Leonhard ebenso interessante Verwandlungen an, wie er Integrationsmechanismen geometrisch erläutert. Man kann von ihm lernen, wie man unkonventionell einen Krawattenknoten bindet und zwischendurch jongliert er sogar. Die Jonglage mit zwölf Bällen ist eine sehr persönliche Variante.

Und dann hat Peter Leonhard noch eine besondere Begabung, die auch in Oppenweiler für Begeisterung sorgt. Dazu darf Geraldine aus Marseille auf die Bühne. Diese Vogelpuppe schnattert frech, wie ihr der Schnabel gewachsen ist. Sie beweist ihre Rechenkünste ebenso wie ihre Englischkenntnisse und trällert schließlich ein „So ein Tag, so wunderschön wie heute“. Lernt man von ihr, dass Rinderdiebstahl auf Englisch „Oxford“ heißt, so erfährt man von Ex-Putzfrau Käthe Pfleiderer aus Schwäbisch Gmünd, dass man zu Bauchtanz hierzulande „Ranzentanz“ sagt. Sie ist mit hochgetürmtem Dutt die zweite Figur, mit der Peter Leonhard sein Bauchrednertalent unter Beweis stellt.

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Erstellt:
6. März 2023, 11:30 Uhr

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