Ziegelbauten im Wandel der Zeit

Bernhard J. Lattner präsentiert seinen zweiten Bildband. In dem Buch sind die schönsten Backnanger Gebäude abgebildet.

Eines der Motive, die großen Eindruck machen: Die Fassade der ehemaligen Spinnerei, in der heute unter anderem das Backnanger Finanzamt untergebracht ist. Foto: B. Lattner

Eines der Motive, die großen Eindruck machen: Die Fassade der ehemaligen Spinnerei, in der heute unter anderem das Backnanger Finanzamt untergebracht ist. Foto: B. Lattner

Von Renate Schweizer

BACKNANG. Pech ist, wenn einer ein schönes Buch macht („Technik in feinster Art“, wir berichteten) und kurz vor der Buchvorstellung – bing! – kommt der Lockdown, Buchvorstellung gestrichen. So geschah es Bernhard J. Lattner (und natürlich nicht nur ihm) im März.

Doppelpech ist, wenn einer dann ein zweites Buch macht („Ziegelbauten im Wandel der Zeit“, wir berichteten auch darüber schon während der Entstehung), und kurz vor der Buchvorstellung – bing! – kommt der zweite Lockdown, Buchvorstellung gestrichen. Er ist nicht der Einzige, dem die Zeitläufe einen Strich durch die Rechnung gemacht haben. Vielleicht ist das ja eine Art von schrägem Trost: Er ist einer von vielen soloselbstständigen Künstlern, die es derzeit nicht leicht haben. Seine Kunst ist die „Lichtbildnerei“, er fotografiert Technik, Industrie, Architektur und Landschaften. Kurzum: Er macht Bilderbücher und dazu Ausstellungen und Kalender. In seinem neuesten Buch geht es um Ziegelbauten in Backnang, Gebäude, von denen wir die meisten schon x-mal gesehen haben, ohne richtig hinzuschauen. Der Schweizer-Bau, klar doch, den erkennen alle sofort, und auch die Spinnerei, in der sich heute (unter anderem) das Finanzamt befindet – aber was und wo war noch mal die Limburg? Die ganz gescheiten und alteingesessenen Backnanger erkennen eine ganze Reihe von Hämmerle-Häusern – so benannt nach dem Oberamtsbaumeister Christian Hämmerle, ortsbildprägend tätig in Backnang von 1876 bis 1908. Aber im angehängten Index der Baumeister und Architekten staunt man dann doch über die Vielzahl der Namen: Türmchen und Erker und Rundbogenfenster konnten viele. „Es war große Mode gegen Ende des 19. Jahrhunderts“ erzählt Bernhard Trefz, der Stadtarchivar, der die Geschichte Backnangs kennt wie kein Zweiter. „Ich war selbst überrascht über die Vielzahl der Namen und manche hatte ich noch nie gehört.“

Trefz hat die einleitenden Essays geschrieben über die Backnanger Ziegeleien (es waren drei) und über Christian Hämmerle, den schon erwähnten Stadtbaumeister. Und er hat den Kapiteln die Überschriften gegeben nach den alten Bezeichnungen der Quartiere: Obere Vorstadt, Hinterer Acker, Äußere Aspacher Vorstadt – ganz alte Backnanger erinnern sich vielleicht noch daran.

Im Buch finden sich Fotos von Gebäuden aus den Jahren 1780 bis 2021 (!), aber die Bilder sind nicht chronologisch geordnet, sondern geografisch sortiert: Der Band verlockt, vom Bahnhof ausgehend, zu Stadtspaziergängen in der Kernstadt Backnang mit jeweils einer stilisierten Karte am Beginn des Kapitels, dazu kommen die Stadtteile Heiningen, Maubach, Steinbach, Strümpfelbach und Waldrems und die Teilorte Ungeheuerhof, Schöntal und der Staigacker. Allein die Kernstadt ist mit 100 Fotos vertreten, die Stefan Setzer, Hämmerles augenblicklicher Nachfolger im Stadtbauamt und profunder Kenner der Stadt, mit einem kurzen Text über die Geschichte des Hauses ergänzt.

Das alles passt genau in die Coronazeit: Verreisen hat man ja gar nicht mehr – es gilt, die eigene Stadt zu entdecken, zu Fuß am besten, und dieser Bildband ist der ideale Reiseführer dazu. Das Format von 21 mal 21 Zentimeter würde auch in eine kleine Handtasche passen. Aber durch den festen Einband und das hochwertige Papier bringt er einiges auf die Waage: Noch besser also, auf dem eigenen Sofa auf Fantasie- und Entdeckungsreise zu gehen.

Für 29,90 Euro bekommt man es bei der Backnanger Kreiszeitung in der Postgasse 7 oder bei Bernhard J. Lattner, bj@lattner.de. Die 14 schönsten Fotos gibt es auch im großen Format als Kalender 2021. Vielleicht macht ja vor Weihnachten auch der BK-Shop neben dem Rathaus wieder auf, dann kann man es auch dort holen – aber warum eigentlich so lange warten? Die beste Zeit, Backnang ganz neu zu entdecken, ist: jetzt.

Mit dem Zeitpunkt der Buchvorstellung hat Bernhard J. Lattner kein Glück. Ebenso wie schon bei seinem ersten Werk verhinderte ein Lockdown die Präsentation vor Publikum.Foto: A. Becher

© Alexander Becher

Mit dem Zeitpunkt der Buchvorstellung hat Bernhard J. Lattner kein Glück. Ebenso wie schon bei seinem ersten Werk verhinderte ein Lockdown die Präsentation vor Publikum.Foto: A. Becher

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Erstellt:
17. November 2020, 06:00 Uhr

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