Zwischen Liebe und Ehehölle in der Gruschtelkammer

Elena Uhlig und Fritz Karl präsentieren Texte rund ums Paarleben in der Gruschtelkammer Auenwald. Das Publikum spielt eifrig mit.

Sie treffen mit ihren Textcollagen ins Schwarze: Fritz Karl und Elena Uhlig. Foto: Tobias Sellmaier

© Tobias Sellmaier

Sie treffen mit ihren Textcollagen ins Schwarze: Fritz Karl und Elena Uhlig. Foto: Tobias Sellmaier

Von Klaus J. Loderer

Auenwald. Schauspielerpaar liest Paartexte – so könnte man einen literarischen Abend beschreiben, bei dem Elena Uhlig und Fritz Karl so manches alte oder junge Ehepaar spielen, das zwischen der ganz großen Liebe und der Ehehölle changiert. Dass die beiden die Texte lesen, greift insofern zu kurz, als beide viel zu sehr Schauspieler sind als dass sie Texte einfach lesen könnten, viel zu intensiv ist ihre Mimik, ihre Gestik. Da sind zwei Meister auf der Bühne.

Kein Detail möchte man sich entgehen lassen. Wie angenehm für die Zuschauer in den hinteren Reihen, dass die beiden Bildschirme die Gesichter vergrößert zeigen. Elena Uhlig kommentiert mit Blicken, mit einem Lächeln, mit hochgezogenen Augenbrauen, was Fritz Karl von sich gibt. Der mimt den teilnahmslosen und etwas zerstreuten Ehemann. Schon dieses Paarverhalten auf der Bühne sorgt für Gelächter. Dass manche der Eheklischees, die in den Textcollagen vorkommen, zutreffen, zeigen die Lacher im Publikum. Sind die Gäste in der ersten Hälfte noch ganz brav, gehen sie im zweiten Teil mehr aus sich heraus, kommentieren in die Texte rein und lachen über die Pointen, entsprechend laufen Elena Uhlig und Fritz Karl auf der Bühne zu Höchstform auf, lassen sich sogar vom Gelächter anstecken und benötigen einen Moment, um wieder eine ernsthafte Miene aufsetzen zu können. Das Publikum in der voll besetzten Halle amüsiert sich prächtig beim „Beziehungsstatus: erledigt!“-Programm.

Zunächst starten die Schauspieler mit einer Auflockerungsübung

Mit geschickt zusammengestellten Texten aus der Literatur spüren Elena Uhlig und Fritz Karl dem Wesen der Ehe nach. Doch zunächst starten die Schauspieler mit einer Auflockerungsübung. Damit die Künstler sehen können, was das Publikum macht oder nicht macht, soll das Licht wieder angehen. Schon daraus machen die beiden eine lustige Nummer. Dann wird das Publikum aufgeteilt in Männer, Frauen, letzte Reihe und Balkon. Den Damen gelingt auf Anhieb ein durch den Saal hallendes „Du liebst mich nicht!“ im Chor. Elena Uhlig zeigt sich sichtlich zufrieden und lächelt nur über den eher gemurmelten Sprechbeitrag der Herren, während vom Balkon aus laut „Aha! aha! aha!“ kommentiert wird. Es geht also um die Liebe und die Verbandelung zweier Menschen. Doch dazu muss es erst einmal kommen. In einer Geschichte endet die Eheschließung schon am Altar. Da möchte die Braut genau wissen, was es denn mit dem Eheversprechen auf sich hat. Die Szene endet mit einem toten Bräutigam und einem toten Pfarrer. „Bis dass der Tod Euch scheidet!“, verkündet die Braut stolz am Altar. Mit grotesken Glückwünschen von Standesbeamten aus der ganzen Welt vermittelt Fritz Karl zwischen den Geschichten.

Männer hören nicht zu und Frauen haben keinen Humor

Wir hören von großem Glück und von Ehehöllen. Sind es nun Klischees oder doch Wahrheiten, dass Männer nicht zuhören und Frauen keinen Humor haben? Der Witz vieler Geschichten baut genau darauf auf, besonders wenn Paare völlig aneinander vorbeireden. Besondere Fallstricke bieten für den Ehemann Bekleidungsfragen der Ehefrau, etwa der Wunsch, die Kleidauswahl oder gar eine neue Hose zu begutachten. Da beklagt sich die Frau resigniert: „Ich kann mit Dir über Atommüll reden, aber über nichts Wichtiges.“ Beifall im Publikum. Natürlich darf in einem solchen Programm ein Loriot-Klassiker nicht fehlen, etwa die wunderbare Szene, in der sich aus der Frage „Hermann, was machst Du da?“ ein heftiger Ehestreit entwickelt, wo der Mann doch einfach nur in seinem Sessel sitzen möchte.

Immer verwickelter werden die Konstellationen. Elena Uhlig fragt sich, ob überhaupt ein Partner notwendig ist: „Wenn ich schon alleine nicht weiß, wohin, wohin dann mit ihm und mir?“ In der Zugabe ist das Ende dann doch versöhnlich. Immerhin hat der Streit um grüne oder schwarze Oliven einen überraschend versöhnlichen Wendepunkt und damit ein Happy End.

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Erstellt:
3. Februar 2023, 06:00 Uhr

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