Zwischen Pop und elektronischer Musik

Der gebürtige Backnanger Andreas Beck veröffentlicht mit seinem Kollegen Aljoscha Reidl aus Bietigheim die Single „Moments to Stay“. Zusammen sind sie die Art Directors, ein DJ- und Produzentenduo.

Andreas Beck (rechts) und Aljoscha Reidl machen musikalisch gemeinsame Sache. Am Popcollege Fellbach lernten sie sich kennen. Foto. F. Mertel

Andreas Beck (rechts) und Aljoscha Reidl machen musikalisch gemeinsame Sache. Am Popcollege Fellbach lernten sie sich kennen. Foto. F. Mertel

Von Ingrid Knack

BACKNANG/MÜNCHEN. „So eine Fernbeziehung kann schon nerven. Spontan geht da schon mal gar nicht, Planung ist das A und O. So ist es mit dem Freund oder der Freundin, aber auch mit dem musikalischen Partner. Dass man sich trotzdem darauf einlässt, hat nicht selten damit zu tun, dass es zwischen beiden so harmoniert wie sonst mit wenigen Menschen.“ So beschreiben die Art Directors ihre musikalische und freundschaftliche Beziehung. Die Art Directors, das sind Andreas Beck, der gebürtige Backnanger (Jahrgang 1990), und der 25-jährige Aljoscha Reidl. Der eine lebt in München, der andere in Bietigheim. „Wir telefonieren fast jeden Tag“, erzählt Aljoscha Reidl. Ob in Telefonaten oder bei Treffen, immer ist es eine Mischung aus Arbeit und „den besten Freund zu sehen“.

So ist auch ihre neue Single „Moments to Stay“ entstanden: zu später Stunde, als die beiden in Reidls Studio in Bietigheim zusammensaßen. Alles fing mit einem Gitarrensample an, bald schon stand das Grundgerüst. „Sing mal selber“, forderte Andreas Beck seinen Partner dann auf. Denn Aljoscha Reidl war bereits Background-Sänger bei ihren Projekten. In der Produktion kamen schließlich eine Bassline, Drums und Effekte dazu. „Es hat ein bisschen was von Slap House, ist aber was ganz eigenes“, sagt Andreas Beck. Der Text, in dem es um Freundschaft geht, stammt von Vanessa Just, einer guten Freundin der beiden. Jetzt im April erschien der Song ganz offiziell auf United Music Hits. Dabei handelt es sich um eines der größten Labels in Spanien für elektronische Musik, das auf Newcomer setzt.

Art Directors – der Name ist Programm. Sie verstehen sich auch als Brücke zwischen Sängern und Songwritern, Produzenten und Musikern – „Direktoren eben, die ihre Manege für andere freigeben, das Besondere in Szene setzen und in so manchem auch verstecktes Talent zu Tage fördern“, wie sie sagen.

Bei ihrem Musikstil lassen sie sich immer wieder von anderen Künstlern inspirieren. Grundsätzlich sei es Dance, House, Pop – also elektronische Tanzmusik. Aber auch hier ergänzen sie sich gut. Aljoscha Reidl mag es gerne mal poppiger. Andreas Beck hört auch viel im Tech-House-Bereich, ärgert sich dann aber teilweise, wie schnell Musikstücke als Mainstream verschrien und schlechtgemacht werden. „Der Song wird ja nicht schlechter, nur weil ihn die Masse hört.“ „Und was die hört, ändert sich eh ständig“, sagt Aljoscha Reidl. Wichtig ist dem Produzentenduo, dass es „harmonisch klingt und die Sounds besonders sind“. Als die beiden sich 2012 zum ersten Mal begegneten, war Andreas Beck DJ und Aljoscha Reidl produzierte Pop. Als erstes gemeinsames Projekt nahmen sie an einem Remix-Contest teil. Reidl brachte Beck das Produzieren bei, im Gegenzug lernte er aufzulegen.

Aus der Freizeitbeschäftigung wird ein Beruf.

Bei Aljoscha Reidl ging es früh mit der Musik los. Er lernte Klavier und Gitarre. Andreas Beck dagegen hat kein Instrument gelernt, aber immer viel Musik gehört. Aufgewachsen und zur Grundschule gegangen ist er in Althütte. Seinen Schulabschluss machte er am Bildungszentrum Weissacher Tal. Danach absolvierte er eine Ausbildung zum Landschaftsgärtner. Zum Auflegen kam er, weil er ein neues Hobby suchte. Der Unterricht an der Vibra DJ School (heute Pan DJ Schule Stuttgart) begeisterte ihn, und aus der Freizeitbeschäftigung wurde ein Beruf. Als sein damaliger DJ-Lehrer Amar eines Tages zu ihm sagte, er könne ihm nichts mehr beibringen, begann er zunächst damit, in Backnang im Plan B und dann im Merlin aufzulegen. „Durch eine Anfrage eines Bookers habe ich den Sprung nach Stuttgart geschafft.“ Er wurde Resident-DJ in mehreren Läden im Stadtzentrum Stuttgarts. Einmal schnappte er sich sein DJ-Equipment und flog nach Las Vegas. „Ich durfte dann bei der Poolparty eines Hotels, direkt gegenüber vom Caesars Palace, spielen.“ Immer wieder suchte er neue Herausforderungen, am Popcollege in Fellbach begann er eine Ausbildung zum Musik- und Sound Designer. Dort lernte er auch Aljoscha Reidl kennen. Nach der Ausbildung arbeitete er überdies im Theater Rampe in Stuttgart als Licht- und Tontechniker. Nach München kam er 2016 durch seine damalige Freundin, startete auch dort Projekte und arbeitete mit einem DJ-Kollektiv zusammen.

Der unterschiedliche Zugang zur Musik der Art Directors zeigt sich noch heute bei ihrer gemeinsamen Arbeit. Aljoscha Reidl probiert stundenlang neue Instrumente und Erweiterungen für seine Programme aus. „Bass fetter, Stimme rausholen – er schickt mir immer wieder Bilder von neuen Plug-ins“, sagt Andreas Beck. Er wiederum achtet auf die Struktur: Bei DJ-Live-Sets und beim Produzieren. „Außerdem sind ihm die Album-Cover sehr wichtig“, so Reidl. Das Abmischen eines Songs macht dieser dann wieder alleine. „Damit jeder Ton mit der Lautstärke spielt, wie ich das möchte.“

Danach geht es meistens dran, ein Musikvideo zu machen. Das kann animiert sein oder wird mithilfe von Freunden gedreht. „Da kommt dann das Netzwerk zum Einsatz, das wir uns über die Jahre aufgebaut haben“, erklärt Aljoscha Reidl.

In Bayern hatte Andreas Beck übrigens schnell Anschluss an die Szene bekommen und wurde schon im ersten Jahr seiner Münchner Zeit Resident-DJ in einem Club. Durch einen ehemaligen Arbeitskollegen lernte er das Dreschwerk-Kollektiv kennen. Dort begleitet er bis heute Projekte und ist etwa bei der Organisation des Streetlife-Festivals mit dabei. Sein Studio befindet sich in den Räumen des Dreschwerk-Kollektivs. Doch Corona hat auch ihm Einschränkungen beschert. „Musikalisch haben wir ab und an Livestream-Auftritte bei WE Stream Muc, Streetlife Festival 4home und bei Radio München.“ Ansonsten hat Beck begonnen, in einem Vertrieb im elektronischen Einzelhandel zu arbeiten.

Weitere Infos über den neuen Song, die Art Directors und ihre Titel gibt es über www.artdirectorsmusic.com.

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Erstellt:
16. April 2021, 16:00 Uhr

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