„ Wir warten, bis die Zeit für uns reif ist“

Feuerwehr Großaspach kommt trotz aller Widrigkeiten auch im alten Gerätehaus klar – Intern schon Bauausschuss gegründet

Immer wieder ist das Feuerwehrgerätehaus Großaspach Thema im Gemeinderat. Denn schon seit Jahren steht es auf dem Investitionsprogramm ziemlich weit oben. Nötig wäre ein Neubau, das Gerätehaus entspricht den heutigen Vorschriften einfach nicht mehr. Allein das Geld fehlt, um den jetzigen Zustand zu ändern, doch es wird an anderer Stelle dringender benötigt. Wie geht es den Kameraden dort? Ein Besuch.

Echter Alarm während des Pressetermins. Gebaut wurde das Feuerwehrgerätehaus in Großaspach Ende der 60er-Jahre. „Wir kommen hier klar“, sagt Kommandant Thorsten Weber. Foto: A. Becher

© Alexander Becher

Echter Alarm während des Pressetermins. Gebaut wurde das Feuerwehrgerätehaus in Großaspach Ende der 60er-Jahre. „Wir kommen hier klar“, sagt Kommandant Thorsten Weber. Foto: A. Becher

Von Silke Latzel

ASPACH. Der Neubau der Conrad-Weiser-Schule geht vor, das Feuerwehrgerätehaus muss erneut zurückgestellt werden. Das haben Gemeinderat und Verwaltung beschlossen – obwohl dem Beschluss eine hitzige Diskussion voranging (wir berichteten). Zwei Großprojekte gleichzeitig sind finanziell zu viel für die Kommune. Für Thorsten Weber, Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Aspach, kein Grund zum Groll. „Wir kommen klar“, sagt er. „Wir haben intern zwar schon einen Bauausschuss gegründet, der das neue Haus plant. Aber wenn etwas anderes Wichtiges dazwischenkommt, dann stehen wir als Feuerwehr sicher nicht hin und sagen ,Wir möchten aber‘.“ Gemeinsam mit der Verwaltung wolle man ein neues Feuerwehrgerätehaus bauen, sobald es die finanzielle Lage der Kommune zulässt. „Wir warten, bis die Zeit für uns reif ist. Und lieber warten wir ab und bekommen dann etwas Gutes, als dass wir jetzt etwas Halbgutes bauen, nur weil es derzeit einen Zuschuss geben könnte.“ Und Bürgermeisterin Sabine Welte-Hauff bekräftigt: „Wir werden auf keinen Fall die Wünsche der Feuerwehr übergehen, sondern sie stattdessen mittragen. Generell ist es natürlich wichtig, für den Nachwuchs attraktiv zu bleiben. Und für uns als Gemeinde ist es einfach notwendig, dass die Tagesverfügbarkeit der Kameraden gewährleistet ist.“

Gebaut wurde das Feuerwehrgerätehaus in Großaspach Ende der 60er-Jahre. Seitdem hat sich viel getan, was Vorschriften in Sachen Gesundheit und Sicherheit der Kameraden angeht. Das Haus ist nicht mehr auf dem neuesten Stand. Beispielsweise gibt es mehrere Treppen, die im Ernstfall, also in einem Einsatz, schnell überwunden werden müssen. „Das kommt daher, dass die Konrad-Weiser-Straße, in der das Haus steht, abfallend ist“, erklärt Weber. „Also mussten im Gebäude Treppen eingebaut werden, um die verschiedenen Bereiche miteinander zu verbinden.“ Das sei natürlich nicht optimal, da sind sich alle Beteiligten einig. „Es gibt natürlich entsprechende Unfallverhütungsmaßnahmen“, sagt Weber. „Wir haben organisatorisch viel geregelt, Sicherheitshinweise gegeben und viel miteinander über potenzielle Gefahren gesprochen. Und bislang gab es keine Verletzungen im Einsatz, niemand ist über die Stufen gefallen, keiner hat sich den Fuß umgeknickt“, ergänzt er.

Auch die sogenannten Schwarz-Weiß-Bereiche gibt es momentan nur für die Träger von Atemschutzgeräten. „Im ,schwarzen‘ Bereich hängt die Einsatzkleidung, im ,weißen‘ Bereich die Zivilkleidung“, erklärt Weber. Das hat einen Grund: Wenn Feuerwehrmänner im Einsatz kontaminiert werden, muss verhindert werden, dass potenzielle Schadstoffe die Einsatzstelle verlassen und nach Hause getragen werden. Der Feuerwehrmann hat die Möglichkeit, zu duschen. Und die Trennung in zwei Bereiche soll die zivile Kleidung schützen. Der Umkleidebereich des Feuerwehrhauses ist allerdings ziemlich eng, nicht jeder kann seine Kleidung in zwei Bereichen unterbringen. „Das sollte man bei einem Neubau schon anders planen, aber es geht noch“, so der Kommandant. Seit 2012 gibt es zudem Jogginganzüge in den Einsatzfahrzeugen. „Verunreinigte Arbeitskleidung packen wir dann noch an der Einsatzstelle in einen Sack und der Kamerad kann dann den Jogginganzug anziehen, damit er nicht nackt rumlaufen muss.“

Ein weiteres Problem, an dem allerdings schon gearbeitet wurde: Die Gebäudehöhe ist zu niedrig für eine Absauganlage für die Abgase der Fahrzeuge. „Das war früher alles offen, seit 20 Jahren etwa gibt es zwischen der Fahrzeughalle und der Umkleide eine Wand.“

Dass die Feuerwehrkameraden tatsächlich trotz allem gut mit den Gegebenheiten des Hauses klarkommen, können sie direkt demonstrieren. Denn kaum hat der Vor-Ort-Termin mit der Presse begonnen, geht der Alarm los. Bei „Harro Höfliger“ im Gewerbegebiet Forstboden hat die Brandmeldeanlage angeschlagen. Innerhalb kürzester Zeit sind die ersten Kameraden da, ziehen sich um und fahren zum Einsatzort. Niemand stolpert über Treppen, es gibt kein Gedränge im Umkleidebereich. „Besser hätten wir das gar nicht demonstrieren können, dass wir wirklich klarkommen“, sagt Weber. Übrigens: Gebrannt hat es bei Harro Höfliger nicht. Es handelte sich „um einen klassischen Fehlalarm, ausgelöst durch Bauarbeiten“, heißt es am Einsatzort.

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Erstellt:
8. April 2020, 06:00 Uhr

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