Schloss Merchingen in Ba-Wü

250 Euro für den Quadratmeter: Ein Adelssitz zum Schnäppchenpreis

Schloss Merchingen im beschaulichen Ravenstein ist laut einem Immobilienportal eines der günstigsten Schlösser, die derzeit zum Verkauf stehen. Was bekommt man für die 150.000 Euro?

Wenig pompös, dafür günstig zu haben: Schloss Merchingen im beschaulichen Ravenstein.

© ImmoScout24

Wenig pompös, dafür günstig zu haben: Schloss Merchingen im beschaulichen Ravenstein.

Von Michael Bosch

Lust, Schlossherr oder -herrin zu werden? In ganz Deutschland stehen immer wieder historische Gemäuer, die ehemals Adelssitze waren, zum Verkauf – und bisweilen sind die Anwesen fast schon für Spottpreise zu bekommen. Eine gute Autostunde nördlich von Stuttgart wird derzeit eine solche Immobilie angeboten: Schloss Merchingen in der Gemeinde Ravenstein (Neckar-Odenwald-Kreis).

Für gerade einmal 150.000 Euro – für die es in der Stuttgarter Innenstadt vermutlich keine Zweizimmerwohnung gibt – bekommt man laut dem Portal ImmobilienScout24 stattliche 25 Zimmer und eine Gesamtwohnfläche von 600 Quadratmetern. Umgerechnet sind das läppische 250 Euro pro Quadratmeter. Ein Grundstück mit etwa 1700 Quadratmetern und 200 Quadratmeter sogenannte Nutzfläche – unter anderem einen Gewölbekeller – sind auch dabei.

Laut dem Portal gibt es deutschlandweit einige Immobilien aus dem Bereich Schloss/Burg, die für unter 200.000 Euro zu haben sind, die meisten davon in Sachsen und Sachsen-Anhalt. Schloss Merchingen ist auf der Liste das zweitgünstigste. Einzig eine denkmalgeschützte Villa in Schönheide (Sachsen) mit immerhin 28 Zimmern ist für noch weniger zu haben.

„Es ist sicher nicht damit getan, neue Fenster und einen Ofen einzubauen“

Einen Haken – oder mehrere – gibt es natürlich bei Schloss Merchingen. Es sei „ursprünglich wohl um das Jahr 1593 erbaut“ worden, heißt es vom Garant Immobilien Büro, das es verkauft. Die Immobilie steht seit den 80er-Jahren leer, und dementsprechend sieht das Schloss aus, wie auf Bildern zu sehen ist. Vom alten Glanz und Pomp ist wenig übrig. Die Fassade bröckelt, im Inneren hängen die Tapeten von der Wand. An der ein oder anderen Stelle kommt der Stuck von der Decke. „Sicherungsmaßnahmen“ seien von „der jetzigen Besitzerin durchgeführt“ worden, heißt es in der Annonce.

Auf die neuen Besitzer dürfte also einiges an Arbeit zukommen, mit ein bisschen Durchfegen ist es wohl nicht getan. Dirk Förster von Garant Immobilien sagt: „Es ist sicher nicht damit getan, neue Fenster und einen Ofen einzubauen.“ Interessenten gebe es durchaus, viele würde aber „erschrecken“, wenn man ihnen eröffne, was neben dem Kaufpreis noch an Investitionen nötig sei. Dass das Gebäude denkmalgeschützt ist, macht es mit Sicherheit nicht einfacher – und billiger schon gar nicht. „Aber in einem Schloss will natürlich jeder gern wohnen“, sagt Förster.

Was für das Schloss spricht, ist die Verkehrsanbindung. Auf der A81 ist man ruckzuck, von Osterburken – ein paar Kilometer weiter – kommt man auch mit der Bahn bequem in die Landeshauptstadt. Heutzutage nicht ganz unwichtig: die Internetverbindung. Immerhin eine Leitung mit bis zu 250 Mbit ist vorhanden. Im Haus müssten die entsprechenden Leitungen freilich noch verlegt werden.

Ein Teil des alten Schlosses ist bereits saniert

Der Teil des Schlosses, das zum Verkauf steht, ist „das letzte unsanierte Gebäude“ eines größeren Areals. Das Ensemble ist einem Winkel angeordnet, im renovierten Teil befinden sich ein Hotel und ein Museum. Um den Erhalt der alten Anlage hat sich ein Förderverein, der Anfang der 80er-Jahre gegründet wurde verdient gemacht. Laut der Deutschen Stiftung Denkmalschutz war der „für kleine Ortschaften charakteristische ritterschaftliche Landsitz“ mit typischen Elemente der Renaissance und des Rokoko bis dahin jahrelang vernachlässigt worden.

Neben der Sanierung des alten Gemäuers muss der neue Besitzer des letzten ungenutzten Gebäudeteils auch die Frage beantwortet werden, wie es künftig genutzt werden soll. Nutzungskonzepte gibt es bislang nicht, eine „wohnwirtschaftliche, gastronomische oder kulturelle Nutzung“ sei vorstellbar. Was letzten Endes daraus wird, wird sich zeigen. „Aber ich bin zuversichtlich, dass wir einen Käufer oder eine Käuferin finden werden“, sagt Maklerin Butschnew Larisa Butschnew.

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Erstellt:
3. September 2025, 15:20 Uhr
Aktualisiert:
3. September 2025, 16:36 Uhr

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