70-Jähriger soll Ehefrau in Stetten getötet haben

Frage der Schuldfähigkeit des Verdächtigen stellt sich offenbar – Bereits der dritte gewaltsame Tod in acht Monaten im Kreis

Von Andrea Wüstholz

KERNEN. Ein 70-jähriger Mann wird dringend verdächtigt, in Stetten seine Ehefrau getötet zu haben. Der Mann befindet sich mittlerweile in einem Gefängniskrankenhaus. Er war zuvor schon in medizinischer Betreuung. Es stellt sich laut Polizei die Frage, ob der Mann in schuldunfähigem Zustand gehandelt haben könnte.

Der Mann hat laut Polizeipressesprecher Holger Bienert nicht nur auf eine Nachbarin, sondern auch auf die Polizei einen „seltsamen“ Eindruck gemacht. Am Samstagnachmittag war eine Nachbarin zusammen mit dem Mann beim Polizeirevier Waiblingen erschienen. Die Frau gab an, sie mache sich Sorgen um die Ehefrau des 70-Jährigen, der sich seltsam benommen habe.

Die Sorge erwies sich als berechtigt. Die Polizei fand in der gemeinsamen Wohnung des Paars in Stetten die 69-jährige Ehefrau tot auf. Laut Holger Bienert besteht kein Zweifel, dass die Frau eines gewaltsamen Todes gestorben ist. Für Montagnachmittag wurde eine Obduktion angesetzt.

Unterdessen ist der Verdächtige in ein Justizvollzugskrankenhaus eingeliefert worden. Ein Richter hatte am Sonntag Haftbefehl erlassen. Die Befragung des Mannes gestaltet sich offenbar im Moment noch schwierig. Der Mann war bereits zuvor in medizinischer Betreuung. Diese muss offenbar fortgesetzt werden. Über die Hintergründe der Tat liegen laut Polizei noch keine näheren Erkenntnisse vor. Der Mann sei zuvor nicht bei der Polizei aufgefallen.

Die Polizei ermittelt in alle Richtungen. Im Moment lägen aber keine Hinweise vor, dass andere Beteiligte etwas mit dem Fall zu tun haben könnten.

Es handelt sich bereits um das dritte Tötungsdelikt im Rems-Murr-Kreis innerhalb von acht Monaten. Im November 2017 wurde eine 22-jährige Mutter aus Backnang-Strümpfelbach getötet. Die Polizei nahm den ehemaligen Lebensgefährten der Frau fest. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Mann Totschlag vor. Der Prozess gegen den jungen Mann, mit dem das Opfer ein gemeinsames Kind hatte, dürfte in Kürze beginnen.

Im Januar dieses Jahres starb eine 91-Jährige in einem Seniorenheim in Großerlach einen gewaltsamen Tod. Eine offenbar psychisch Kranke muss sich zurzeit vor dem Landgericht Stuttgart verantworten. Die 62-Jährige hatte geglaubt, es mit dem Teufel im Körper der 91-Jährigen zu tun zu haben. Das Urteil wird voraussichtlich bald verkündet.

Es handelt sich um drei völlig verschiedene Fälle, die absolut nichts miteinander zu tun haben. Doch eine Gemeinsamkeit gibt es: Jedes Mal waren die Opfer Frauen.

Insgesamt sind im Zuständigkeitsbereich der Polizeidirektion Aalen, also im Rems-Murr- und Ostalbkreis sowie in Schwäbisch Hall, im vergangenen Jahr 1616 Personen innerhalb ihrer Ehe, Partnerschaft oder Familie Opfer von Straftaten geworden.

Die Agentur der Europäischen Union für Grundrechte hat 2014 eine Studie zu Gewalt gegen Frauen veröffentlicht. Die Kernaussagen für Deutschland: 35 Prozent der deutschen Frauen haben körperliche und/oder sexuelle Gewalt seit ihrem 15. Lebensjahr erfahren. Der Anteil liegt etwas höher als der Durchschnitt EU-weit. 20 Prozent der Frauen haben körperliche Gewalt erlebt, die der Partner ausgeübt hat.

Die meisten betroffenen Frauen zeigen die Fälle nicht an. Zu diesem Schluss kommt die Studie der EU-Agentur für Grundrechte. Ein häufiger Grund: Die Frauen glauben, das Problem selbst in den Griff zu bekommen. Viele gaben an, sich zu schämen oder der Vorfall sei ihnen peinlich.

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Erstellt:
24. Juli 2018, 06:00 Uhr

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