AfD-Veranstaltung abgesagt

Landtagsabgeordneter Stefan Räpple kommt nicht nach Backnang  –  Gegendemonstration findet dennoch statt

Nachdem über die sozialen Medien auf einen Vortrag des AfD-Landtagsabgeordneten Stefan Räpple hingewiesen wurde, ist dieser gestern kurzfristig abgesagt worden. Der Wirt des dafür auserkorenen Lokals und AfD-Stadtrat Steffen Degler nennen unterschiedliche Gründe dafür. Die Gegendemonstranten wurden davon zwar überrascht, machten ihren Standpunkt dennoch in einer Kundgebung klar.

Etwa 40 Teilnehmer haben sich zur Kundgebung gegen den AfD-Landtagsabgeordneten Räpple am Backnanger Bahnhof eingefunden. Obwohl dieser letztlich nicht kam, marschierten sie durch die Innenstadt und prangerten Faschismus an.Foto: T. Sellmaier

© Tobias Sellmaier

Etwa 40 Teilnehmer haben sich zur Kundgebung gegen den AfD-Landtagsabgeordneten Räpple am Backnanger Bahnhof eingefunden. Obwohl dieser letztlich nicht kam, marschierten sie durch die Innenstadt und prangerten Faschismus an.Foto: T. Sellmaier

Von Lorena Greppo

BACKNANG. „Stefan Räpple traut sich nicht nach Backnang“, schallt es aus dem Megafon der Demonstranten am Backnanger Bahnhof. Applaus brandet auf. Etwa 40 Leute haben sich eingefunden, um gegen Räpple sowie gegen Faschismus im Allgemeinen zu demonstrieren. Dass der Anlass der Kundgebung, nämlich der Besuch Räpples in Backnang, verbunden mit einem Vortrag über die Rundfunkgebühren, entfallen ist, stört sie wenig. „Uns ist es wichtig, Stellung zu beziehen“, erklärt Marco Schlich, der sich vor Ort kurzerhand zum Veranstaltungsleiter gemacht hat. Gekommen sei man auf den Aufruf in den sozialen Netzwerken hin. Von wem genau dieser kam, wisse er nicht. „Wir wollen den nicht-demokratischen Kräften zeigen, wie stark die antifaschistische Haltung in Backnang ist – mit friedlichen Mitteln.“ Denn dass Räpple nur über die Rundfunkgebühren sprechen wollte, hält Schlich für einen Vorwand. Einen Angriff auf die Pressefreiheit und die Demokratie nennt Schlich die Aussagen des AfD-Landtagsabgeordneten, der dem rechten Flügel seiner Partei zuzuordnen ist. „Das kann man nicht unbeantwortet lassen.“ Folglich wird skandiert: „Alle zusammen gegen Faschismus“ und „In Backnang gibt es keinen Platz für solche Hetze“.

Dass Räpple den Weg nach Backnang nicht angetreten hat, dafür liefern verschiedene Personen unterschiedliche Gründe. Polichronis Kopilis, Wirt des Lokals Aura, ist einer davon. In seinen Räumlichkeiten hätte die Veranstaltung stattfinden sollen. Er teilte jedoch mit, dass er sie dafür nicht zur Verfügung stelle. „Die Veranstalter haben den Raum für 50 Leute reserviert, ohne zu sagen, was da vor sich geht“, erzählt er. Er habe dann von der Polizei einen Anruf bekommen mit der Warnung, dass es zu Ausschreitungen kommen könne. Daraufhin habe er die Veranstaltung abgesagt. „Das will ich nicht bei mir haben“, sagt er im Hinblick auf die Positionen, die Räpple vertritt.

AfD-Stadtrat Steffen Degler nennt andere Beweggründe dafür, dass der Vortrag nicht stattfand: Nach Rücksprache mit dem Staatsschutz hätten Räpple und er zu große Sicherheitsbedenken gehabt. „Wir haben Kontakte ins linksextreme Milieu und uns wurde zugetragen, dass aus ganz Baden-Württemberg Leute kommen wollen, um die Stadt ins Chaos zu stürzen“, beschreibt Degler. Das könne er nicht zulassen. Ihm zufolge kommen die Initiatoren der Demo aus der Juze-Szene. Es ist nicht das erste Mal, dass der Stadtrat gegen das Jugendzentrum austeilt. Auch für die Angriffe auf einen Wirt, in dessen Lokal eine AfD-Veranstaltung stattgefunden hat, macht er dessen Besucher verantwortlich (wir berichteten). Von der Polizei wurde das nicht bestätigt, man ermittle gegen unbekannt. „Der Aufruf zur Demo kam nicht vom Juze“, stellt hingegen Mascha Indira Hausschildt aus dem erweiterten Vorstand klar. Sie sei als Privatperson gekommen und bezeichnet es als Frechheit, „dass man uns so durch den Schlamm ziehen will“. Sie verweist zudem auf fast 50 Jahre selbstverwaltete Jugendarbeit, die das Jugendzentrum vorweisen kann. Auch Schlich findet es „müßig zu wiederholen, dass sich das Juze gegen jedwede Gewalt ausspricht“. Folglich bekommt auch Steffen Degler bei der Kundgebung mit anschließendem Demozug durch Backnang sein Fett weg. Lügen und Verdrehungen kämen von ihm, heißt es. Und nun stelle er die AfD als Opfer dar, nur weil der Wirt den Parteimitgliedern eine Abfuhr erteilt habe.

Degler gibt an, er habe sich mit Stefan Räpple über einen Alternativtermin unterhalten, der dann „eventuell nicht direkt in Backnang“ stattfinden solle. Den Demonstranten ist es einerlei. „Es gibt kein ruhiges Hinterland“, rufen sie und wollen auch dann wieder Flagge zeigen.

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Erstellt:
5. März 2020, 06:00 Uhr

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