Analyse: Netz-Investitionen für saubere Lkw „überschaubar“

dpa München/Hannover. Soll die Verkehrswende gelingen, muss sich auch der CO2-Ausstoß schwerer Lastwagen spürbar verringern. Nutzfahrzeuge mit alternativen Antrieben bräuchten aber eigene Infrastruktur. Wie teuer wäre das?

Die Kosten für flächendeckende Ladestationen für Elektro-Lkw könnten in die Milliarden gehen. Foto: Marijan Murat/dpa

Die Kosten für flächendeckende Ladestationen für Elektro-Lkw könnten in die Milliarden gehen. Foto: Marijan Murat/dpa

Der Aufbau eines europaweiten Netzes von Ladepunkten für Elektro-Lkw oder Wasserstoff-Tankstellen im Schwerlastverkehr würde laut einer Analyse in die Milliarden gehen.

Insgesamt wären solche Kosten - bezogen auf den möglichen Klimaeffekt - jedoch „überschaubar“, heißt es in einer aktuellen Untersuchung der Beratungsfirma PwC Strategy& in München.

Demnach würden rund 120 Schnelllade-Parks an wichtigen Fernstrecken mit schätzungsweise 2,5 Milliarden Euro zu Buche schlagen. Sollten sich mit Brennstoffzellen betriebene Lastwagen durchsetzen, müsste man aus derzeitiger Sicht mit etwa 2,2 Milliarden Euro zur Einrichtung der nötigen Infrastruktur kalkulieren - darunter 70 separate Wasserstoff-Tankstellen.

Unter den Erzeugern des Treibhausgases CO2 spielt der Verkehr eine zentrale Rolle. Klimaschützer hatten sich in den vergangenen Jahren enttäuscht von geringen Einsparungen gezeigt - neben Pkw, Flugzeugen und Schiffen rücken auch Schwerlast-Fahrzeuge zunehmend in den Blick.

Technisch sind etwa Elektro-Lkw bisher aber wegen der notwendigen Reichweiten ein schwieriges Projekt. Der Brennstoffzelle werden Chancen eingeräumt, allerdings sind diese Antriebe vergleichsweise teuer - und zunächst muss dafür elementarer Wasserstoff in großen Mengen sowie möglichst mit erneuerbarem Strom hergestellt werden.

Als weitere Alternative gelten Lkw, deren Verbrennungsmotoren mit synthetisch produzierten Kraftstoffen anstatt mit Diesel laufen. Sie könnten „auch an herkömmlichen Tankstellen ausgegeben werden“, so die Berater - daher wären „mit diesem Szenario keine zusätzlichen Infrastrukturkosten verbunden“. Doch der Betrieb solcher Lkw wäre den Branchenbeobachtern zufolge für die Spediteure deutlich teurer: Sie lägen in zehn Jahren bei geschätzt 95 Cent je Kilometer. Für E-Laster werden dagegen 68 und für Wasserstoff-Lkw 65 Cent angenommen. Der normale Diesel-Verbrenner wäre mit 57 Cent deutlich billiger.

© dpa-infocom, dpa:200921-99-647353/2

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Erstellt:
21. September 2020, 11:39 Uhr

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