Auch beim Borkenkäfer droht schon wieder ein Krisenjahr

dpa/lsw Stuttgart. Nicht nur die Bauern blicken sorgenvoll auf die bereits im April trockenen Felder. Auch Waldbesitzern droht wieder ein schwieriges Jahr. Die erste Borkenkäfergeneration hat sich bereits auf den Weg gemacht, um vor allem Fichten anzugreifen.

Zwei Buchdrucker, Käferart aus der Unterfamilie der Borkenkäfer. Foto: Andreas Arnold/dpa/Archivbild

Zwei Buchdrucker, Käferart aus der Unterfamilie der Borkenkäfer. Foto: Andreas Arnold/dpa/Archivbild

Trockenheit und Wärme lassen die Borkenkäfer in Baden-Württemberg ausfliegen. Die Insekten seien schon jetzt auch in den höheren Lagen des Landes unterwegs, teilte Forstminister Peter Hauk (CDU) am Donnerstag mit. Frühsommerliche Temperaturen und fehlende Niederschläge schwächten die Waldbäume und begünstigten die Borkenkäfer. „Bleibt die Witterung in den nächsten Wochen weiterhin trocken-warm, wird 2020 für die Waldbesitzer und Forstleute das dritte Krisenjahr in Folge.“

Die Situation sei in den meisten Wäldern momentan sehr angespannt. Hauk forderte Waldbesitzer auf, ihre Fichtenbestände ab jetzt bis zum September laufend zu kontrollieren. Das sei Voraussetzung, um größere Schäden zu vermeiden. Borkenkäfer bohren sich vor allem in Fichtenstämme, um dort ihre Eier abzulegen. Die Larven fressen sich durch die Bastschicht. Dadurch wird die Versorgung des Baumes mit Wasser und Nährstoffen je nach Befall bis zum Absterben geschwächt.

In ganz Europa belasten nach Hauks Angaben bereits viele Millionen Kubikmeter Schadhölzer aus den Wäldern wegen Dürre, Käfer und Sturm die Märkte. „Gleichzeitig führt die Corona-Krise dazu, dass für viele Sägewerke ein normales Arbeiten oft nicht möglich ist, weil die Absatzmöglichkeiten für Schnittholz vielfach zurückgegangen sind.“ Dies führe zu Verzögerungen bei der Holzabfuhr aus den Wäldern und drücke die Rundholzpreise auf ein ruinöses Niveau. Das Land unterstütze die Waldbesitzer mit einem Maßnahmenpaket in Höhe von rund 29 Millionen Euro, betonte Hauk.

Die Forstkammer forderte die Landesregierung zum Handeln auf. „Wenn wir jetzt beim Schutz der Wälder zögern, dann werden wir die zerstörten Waldflächen - wenn überhaupt - erst in Jahrzehnten wieder aufbauen können. Daher brauchen wir jetzt ein umfassendes, unbürokratisches und entschiedenes Handeln der Landesregierung, teilte Forstkammer-Präsident Roland Burger mit.

Nach Ansicht der AG Wald, einem Zusammenschluss von forstlichen Verbänden in Baden-Württemberg, ist die Lage katastrophal. Jetzt sei die schnelle Umsetzung des im vergangenen Jahr angekündigten Masterplans zum Umgang mit den Wäldern und zur Unterstützung der Waldbesitzer nötig.

Der CDU-Landtagsabgeordnete Patrick Rapp forderte, die Einrichtung von Nasslagern für Holzstämme zu ermöglichen. Dazu müsse der zuständige Umweltminister Franz Untersteller (Grüne) handeln. „Wir können uns in der jetzigen Zeit keinen unnötigen Bürokratieaufwand leisten“, sagte Rapp.

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Erstellt:
23. April 2020, 11:30 Uhr

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