Aufwertung der Biotope im Blick

Die Gemeinde Oppenweiler bemüht sich um eine Förderung zur Biotopverbundplanung. Bisher hat die Gemeinde in dem Bereich nur sehr wenige Daten gesammelt. Es soll ein Gesamtkonzept auch für Ausgleichsmaßnahmen und Ökopunkte entstehen.

Bei der Biotopverbundsplanung werden auch Tierarten aufgenommen. Symbolfoto: Pixabay

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Bei der Biotopverbundsplanung werden auch Tierarten aufgenommen. Symbolfoto: Pixabay

Von Kristin Doberer

Oppenweiler. Die Gemeinde Oppenweiler will sich im Zuge der Neuaufstellung des Flächennutzungsplans auch mit dem aktuellen Stand der Biotope auf dem Gemeindegrund beschäftigen. Bisher sei zu wenig und nicht qualifiziert genug ermittelt worden, wie es um die Biotope der Gemeinde steht, sagt Bürgermeister Bernhard Bühler in der jüngsten Gemeinderatssitzung. „Dabei ist es nichts Neues, dass wir dem Artensterben entgegenwirken müssen.“ Da die Landesregierung den landesweiten Biotopverbund stärken möchte (siehe Infokasten), ist der Fördersatz von 90 Prozent für Gemeinden, die sich damit auseinandersetzen, aktuell sehr hoch. Für die Gemeinde biete sich nun die Gelegenheit, ein umfassendes Konzept zum Biotopverbund erstellen zu lassen.

Wie das abläuft und wie das Endergebnis aussehen könnte, hat Jessica Matern vom Landschaftserhaltungsverband Rems-Murr-Kreis den Gemeinderäten in der Sitzung erläutert. Zunächst ging die Referentin kurz auf die vielfältigen Gründe des Artensterbens ein: Landnutzung, Landbewirtschaftung und hoher Freizeitdruck sorgen laut Matern dafür, dass es immer weniger Rückzugsorte vor allem für Insekten und Amphibien gibt. „Dazu kommen natürlich noch der Klimawandel, Umweltverschmutzung und nicht heimische Arten, die die heimischen vertreiben“, erklärt sie den Gemeinderäten. Gleichzeitig betont sie die Wichtigkeit eines Biotopverbunds. „Wir sind auf funktionierende Ökosysteme angewiesen, für Trinkwasser und für unsere Nahrung. Artenschutz ist eine Lebensversicherung“, meint Matern. Beim Biotopverbund gehe es darum, verschiedene Biotope und Naturschutzgebiete aufzuwerten, zu vergrößern und vor allem miteinander zu verbinden. Gerade das Vernetzen habe einen Nutzen für verschiedene, insbesondere die weniger mobilen Arten.

Auch erläutert sie die weitere Vorgehensweise: Sollte der Antrag auf Förderung bewilligt werden, was sehr sicher sei, kann das Planungsbüro mit dem Sammeln von Daten beginnen. Es wird genau aufgelistet, wo trockene, mittelfeuchte und feuchte Flächen sind und welche Tierarten dort beheimatet sind. „Für Planungen von neuen Projekten ist der aktuelle Stand der Artenvielfalt zum einen sehr nützlich, zum anderen ist die Förderung sehr hoch“, sagt Matern.

Denn der Fördersatz liegt bei 90 Prozent, das bedeutet, dass die Gemeinde Oppenweiler von den voraussichtlich anfallenden Planungskosten von 48718 Euro nur rund 4871 Euro selbst übernehmen muss. Das Büro werde anhand des Fachplans dann Vorschläge für Maßnahmen vorlegen, um die Biotope aufzuwerten und miteinander zu verbinden. Und auch für diese Maßnahmen könnte die Gemeinde bis zu 70 Prozent Förderung vom Land bekommen.

Die Gemeinderäte sind sich einig, dass ein Konzept für den Biotopverbund sinnvoll ist, und stimmen einstimmig dafür, Fördermittel zu beantragen und ein Planungsbüro zu beauftragen. „Für verschiedene Eingriffe brauchen wir auch immer wieder Ausgleichsmaßnahmen und Ökopunkte. Dafür wollen wir ein Gesamtkonzept und nicht immer nur Stückwerk“, meint auch Bühler.

Gudrun Rauh von der Freien Gemeindeliste (FGL) zeigte sich besorgt über den Zeitaufwand für das Rathauspersonal. „Man braucht auf jeden Fall jemanden von der Gemeinde, der die Datengrundlage liefert und der das Gebiet kennt“, bestätigt Matern. Dabei sollen auch Kenner der Region helfen, zum Beispiel örtliche Mitglieder von Naturschutzbünden, Landwirte, Förster oder Jäger. Je nachdem, wann mit der Planung begonnen wird, werde die Biotopverbundplanung wohl eineinhalb bis zwei Jahre dauern.

Biotopkartierung

LUBW Die Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) startet ihre diesjährigen Offenland-Biotopkartierungen. Die Kartiererinnen und Kartierer sind in diesem Jahr in den Kreisen Lörrach und Böblingen sowie dem Bodensee- und Rems-Murr-Kreis unterwegs. Die Kartierungen erstrecken sich zeitlich vom Frühling bis in den Herbst. Dabei werden auch artenreiche Mähwiesen erfasst, für deren Erhalt Baden-Württemberg eine besondere Verantwortung in Deutschland trägt.

Rems-Murr-Kreis Jeder dieser Kreise beherbergt bedeutende Biotope und Besonderheiten. Im Rems-Murr-Kreis sind neben Trockenmauern und Hohlwegen auch zahlreiche Nasswiesen als Besonderheiten zu verzeichnen. Die Kartierungen zum Schutz von Natur und Landschaft wurden sowohl auf Bundesebene als auch vom Land Baden-Württemberg gesetzlich verankert. „Die Kartierungen werden wiederkehrend durchgeführt. Nur so kann auch die Entwicklung des Bestands nachvollzogen werden“, erläutert Altkofer.

Infoveranstaltung Zu Beginn der Kartierungen im Jahr 2022 bietet die LUBW Informationsveranstaltungen im Gelände an, bei denen Interessierte einen Einblick in die Offenland-Biotopkartierung gewinnen. Die Veranstaltungen werden Anfang Mai 2022 in den verschiedenen Kreisen durchgeführt. Bürgerinnen und Bürger können sich anmelden über die E-Mail-Adresse Offenlandbiotopkartierung@lubw.bwl.de. pm

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Erstellt:
20. April 2022, 06:00 Uhr

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