Backnang als Adresse für kommunalen Aufstieg

Neuer Bezirksschulstandort der Verwaltungsschule geht im Sommer an den Start – Gemeindetag, Landkreis und Volkshochschule ziehen an einem Strang

Backnang wird mit dem bei der Volkshochschule angesiedelten neuen Bezirksschulstandort der Verwaltungsschule des Gemeindetags Baden-Württemberg eine wichtige Adresse auf der Landkarte von Baden-Württemberg für den Fachkräftenachwuchs in Kreis- und Kommunalverwaltungen. Dies sagte Oberbürgermeister Frank Nopper gestern bei der Unterzeichnung der Kooperationsvereinbarung in der Volkshochschule.

Volkshochschule wird Kooperationspartner der Verwaltungsschule Karlsruhe. Gestern wurde die entsprechende Vereinbarung in aller Form getroffen. Mit dabei (von links): Bernhard Böser, Steffen Jäger, Monika Eckert, Thomas Thaler, OB Frank Nopper und Landrat Richard Sigel. Foto: A. Becher

© Pressefotografie Alexander Beche

Volkshochschule wird Kooperationspartner der Verwaltungsschule Karlsruhe. Gestern wurde die entsprechende Vereinbarung in aller Form getroffen. Mit dabei (von links): Bernhard Böser, Steffen Jäger, Monika Eckert, Thomas Thaler, OB Frank Nopper und Landrat Richard Sigel. Foto: A. Becher

Von Ingrid Knack

BACKNANG. Künftig ist es möglich, in Backnang die Fortbildungsprüfung zum Verwaltungsfachwirt abzulegen. Das Besondere dabei ist unter anderem: Die Mitarbeiter der Kommunal- und Kreisverwaltungen, die eine berufliche Weiterentwicklung anstreben, haben hier die Chance, sich in einem Vollzeitkurs ganz auf ihr Ziel zu konzentrieren. Nach den Worten von Bernhard Böser, Leiter der Verwaltungsschule des Gemeindetags mit Sitz in Karlsruhe, gibt es diese Vollzeitangebote sonst nur noch in Karlsruhe und in Balingen/Hechingen. „Wir schließen eine riesige Lücke.“ An den anderen Bezirksschulen in Baden-Württemberg kann man eine solche Fortbildung lediglich berufsbegleitend absolvieren. Böser spricht in diesem Zusammenhang von einem hervorragenden Erweiterungsangebot zu den bestehenden berufsbegleitenden Lehrgängen an den Standorten in Stuttgart und Karlsruhe. Obendrein liege in der jetzigen Kooperation das Potenzial, das Angebot sogar noch auszubauen.

Die Idee, im Rems-Murr-Kreis einen weiteren Bezirksschulstandort der Verwaltungsschule zu eröffnen, kam vom Gemeindetag selbst, ließ Landrat Richard Sigel wissen. Nun ging es darum, einen örtlichen Bildungsträger einzubinden. Die Volkshochschule in Backnang schien da geradezu ideal zu sein. Sigel: „Man findet hier perfekte Rahmenbedingungen vor.“ Zum einen gibt es bei der Volkshochschule ein gutes Raumangebot, zum anderen ist Backnang verkehrsgünstig gelegen – die Stadt ist mit S-Bahnen aus Richtung Stuttgart und aus Richtung Ludwigsburg und zudem mit der Murrbahn aus dem Raum Schwäbisch Hall erreichbar. Bei Backnangs Oberbürgermeister Nopper sei er auf „alleroffenste Ohren“ gestoßen, sagte Sigel – relativ schnell war das Projekt laut Böser in trockenen Tüchern. Mit dem Resultat: „Backnang wird ab dem Sommer die Adresse schlechthin für den kommunalen Aufstieg sein. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Verwaltungen können dann in der Murr-Metropole ihren Karrieresprung vorbereiten“, so der Landrat. „Dafür haben wir uns im Landratsamt eingesetzt und sind sehr froh, dass die Verwaltungsschule zu uns in den Landkreis kommt.“ Vielleicht sei dann in den Rathäusern und Landratsämtern der Region bald der Satz ,Ich gehe nach Backnang‘ gleichbedeutend mit ‚Ich mache den Aufstieg‘. Die Weiterbildung von Verwaltungsfachkräften und die Personalentwicklung innerhalb der Verwaltungen habe spürbar an Stellenwert gewonnen und die Nachfrage nach qualifizierten Weiterbildungsangeboten steige, machte Steffen Jäger, Erster Beigeordneter des Gemeindetags Baden-Württemberg, deutlich. Ziel des Gemeindetags sei es, die Angebote der Verwaltungsschule „in die Fläche zu bringen. Dafür, dass wir nun für unsere Verwaltungsschule einen professionellen Kooperationspartner im Rems-Murr-Kreis gefunden haben, sind wir im Interesse der Städte und Gemeinden in der gesamten Region dankbar“. Zwar sei es nicht so gewesen, „dass wir Leerstand und nur darauf gewartet hatten“ – Umstrukturierungen seien notwendig gewesen, erklärte Monika Eckert, Leiterin der Volkshochschule Backnang. Im Bereich der Fachwirtausbildung für Wirtschaft und Industrie habe die Volkshochschule aber schon jahrelange Erfahrung gesammelt. „Da passt das Profil des Verwaltungsfachwirts wunderbar dazu.“ Fachbereichsleiter für die IHK-Aufstiegsfortbildungen bei der Volkshochschule ist Thomas Thaler. Er wird künftig auch den Lehrgang der Bezirksschule etablieren und begleiten. Thaler wies denn auch gleich auf den Anmeldeschluss für die Backnanger Premiere hin: Es ist der 15. Mai. Der Lehrgang erfolge in mehreren Blöcken. Dozenten seien „erfahrene Praktiker aus der öffentlichen Verwaltung“. Und: „Die ersten Absolventen sind im September 2020 durch.“ Danach erwartet sie nicht nur ein höheres Gehalt, sondern auch eine deutlich größere Vielfalt an geeigneten Stellen.

OB Frank Nopper sprach von einem Gewinn für alle: für den Bildungsstandort Backnang, für die Kommunal- und Kreisverwaltungen im Rems-Murr-Kreis und in den Nachbarkreisen, für den Gemeindetag Baden-Württemberg und vor allem auch für die Verwaltungsmitarbeiter, die bisher weite Wege hätten in Kauf nehmen müssen. Der Bezirksschulstandort sei zudem ein Beweis dafür, dass das Bildungshaus an der Bahnhofstraße nicht nur der Volkshochschule neue Perspektiven eröffne. Vielmehr ergeben sich obendrein neue Perspektiven für Bildungseinrichtungen an diesem Bildungsstandort – in einem ersten Schritt dem Kolping-Bildungswerk Württemberg mit der Fachschule für Physiotherapie und jetzt in einem zweiten Schritt der Verwaltungsschule des Gemeindetags. Zehn Anmeldungen liegen bereits vor. Thomas Thaler: „Das ist ein gutes Signal.“

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Erstellt:
23. März 2019, 06:00 Uhr

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