Backnangs Skater gründen einen Verein

Das Angebot in Backnang in Sachen Skateboardfahren ist kaum vorhanden. Für einige Leute bleibt nichts anderes übrig, als dafür in eine andere Stadt zu fahren. Künftig soll sich das ändern, finden Skater aus dem Jugendzentrum in Backnang. Dafür gründen sie einen Verein.

Seit März 2022 wird die Minirampe im Jugendzentrum Backnang rege genutzt. Ein- bis zweimal die Woche bauen die Verantwortlichen die beiden Elemente auf. Foto: Alexander Becher

© Alexander Becher

Seit März 2022 wird die Minirampe im Jugendzentrum Backnang rege genutzt. Ein- bis zweimal die Woche bauen die Verantwortlichen die beiden Elemente auf. Foto: Alexander Becher

Von Anja La Roche

Backnang. Das Licht im Jugendzentrum Backnang ist gedimmt. Nur die Miniramp in der Raummitte ist heller beleuchtet. Das Holzkonstrukt steht dort ein- bis zweimal pro Woche, ein Angebot für Skater, die nach Geselligkeit suchen und nach einem Modul, auf dem sie ihre Tricks üben können. Die Halfpipe haben Ayleen Erb, Janosch Renner und Stefan Pfitzenmaier, die im Vereinsvorstand von Aktion Jugendzentrum sind, ermöglicht, um wenigsten etwas zum Skaten in Backnang zu haben. Um langfristig ein besseres Angebot zu etablieren, gründen sie nun einen Skateverein. Die Gründungsversammlung findet kommenden Sonntag im Jugendzentrum statt.

Stefan Pfitzenmaier weiß noch genau, wie das bei ihm los ging mit dem Skaten. Er war gerade einmal sechs Jahre alt, da stand er mit Helm und Schützern auf dem Brett in Weissach im Tal. Dort gibt es einen kleinen alten Skatepark, der aber kaum der Rede wert sei. Der junge Pfitzenmaier gab schließlich im Alter von elf Jahren das Skaten auf, bis er alt genug war, um zum Skaten nach Stuttgart oder Waiblingen zu fahren. „Als ich älter wurde, gab es wieder mehr Möglichkeiten“, erzählt der 23-Jährige. Ohne Trainingspause könnte er heute vermutlich professioneller skaten, bedauert er. „Deshalb will ich jetzt umso mehr Jüngere dabei unterstützen.“

Früher gab es einen kleinen Skatepark in der Annonay-Anlage

So sehen das auch seine Mitstreiter. Dass vor einigen Jahren auch noch der ebenfalls eher schlechte als rechte Skatepark in der Annonay-Anlage verschwand „war sehr schade“, sagt Janosch Renner. Von Seiten der Stadt ist bislang kein Ersatz zustande gekommen. Eigentlich sollte dieses Frühjahr eine neue Anlage auf dem Eugen-Adolff-Sportplatz entstehen, passiert ist das allerdings noch nicht. Der im vergangenen Jahr vom Gemeinderat beschlossene Skatepark soll allerdings diesem Winter realisiert werden (siehe Infotext).

Darauf freuen sich die Skateboardfreunde schon lange. Nach der langen Zeit des Wartens seien sie damit durchaus zufrieden. Das Ende der Fahnenstange ist für sie damit aber noch nicht erreicht. Sie haben bereits weitere Ideen im Kopf. Zum Beispiel wünschen sie sich eine kleine Unterkunft beim Skatepark, wenn er denn fertiggestellt ist. „Ein Container neben dem Park wäre schön“, sagt Erb. Den könnten künftige Vereinsmitglieder dann beispielsweise einmal im Monat öffnen und betreuen, um Skateboards, Helme, Schützer sowie Werkzeug auszuleihen.

Eine Skatehalle als Ziel

Als ein entfernteres Ziel nennt Renner eine Skatehalle in Backnang, wie es sie auch in vielen anderen Städten gibt. Der 29-Jährige kann sich dafür zum Beispiel eine alte Fabrikhalle vorstellen. So wie er mit dem gelernten Zimmermann Pfitzenmaier die Halfpipe konstruiert hat, könnten sie die Rampen und Hindernisse dann selber planen und einbauen. „Wir haben gemerkt, dass man mit wenig Geld viel machen kann“, sagt Pfitzenmaier. Erb betont dahingehend auch den Vorteil einer solchen Halle: Die Leute könnten auch dann skaten, wenn es draußen nass und kalt ist. Auch Contests könnten sie dann wetterunabhängig durchführen – das könnte wiederum Skater von außerhalb nach Backnang locken und die Region generell für junge Leute schmackhafter machen. „Tatsächlich würde sich die Stadt einen großen Gefallen tun“, ist sich Erb sicher.

Im Fokus für die 24-jährige Lehramtsstudentin steht vor allem, dass der Skaterverein den sozialen Aspekt des Sports fördern kann. „Skaten hat keine Altersgrenze“, sagt sie. Jung und Alt würden sich zusammenfinden, sich gegenseitig unterstützen und austauschen. Generell sei die Community unter Skatern sehr offen, und man brauche keine Sprache. Erb möchte dieses Potenzial für die Jugend- und Integrationsarbeit nutzen. Vorstellen könne sie sich Kurse für Kinder, eine Zusammenarbeit mit Schulen sowie integrative Angebote für Geflüchtete oder Menschen mit Behinderung. Gerne würde Erb auch mit gehörlosen Menschen arbeiten. Einen Kurs für Gebärdensprache habe sie bereits absolviert. Generell seien zudem Einsteigerkurse geplant, bei denen jeder mitmachen kann. „Skaten macht man zwar eher für sich, aber zum Reinkommen ist das ganz gut“, sagt Renner.

Gründungsversammlung am Sonntag

Und um für all das eine Plattform zu haben, soll am Sonntag bei der Gründungsversammlung der Vorstand des Vereins gewählt und die Satzung beschlossen werden – sodass es endlich vorangehen kann mit den vielen Ideen. „Die Stadtverwaltung ist sicher auch froh, wenn sie einen Ansprechpartner hat“, sagt Janosch Renner. Er und die anderen beiden aus dem Juze-Vorstand wollen sich dann auch für den neuen Verein zur Wahl stellen lassen. Zu der Versammlung sind auch interessierte Menschen willkommen, die zunächst einmal kein Mitglied werden wollen. Treffpunkt ist am 13. November um 14 Uhr im Jugendzentrum, Mühlstraße 3.

Fürs erste rechnen die Initiatoren mit schätzungsweise 20 bis 25 Vereinsmitgliedern. Wenn Backnang erst attraktiver zum Skaten ist, locke das aber sicher weitere Unterstützer an, ist Renner optimistisch.

Geplanter Skatepark der Stadt

Skatepark Der Backnanger Gemeinderat hat einen Skatepark auf dem Eugen-Adolff-Sportplatz vorgesehen und dafür 100 000 Euro zugesichert. Der Park sollte eigentlich im Frühjahr 2022 stehen. „Der ursprüngliche Zeitplan konnte aufgrund erheblicher Lieferschwierigkeiten von Skateelementen nicht eingehalten werden“, teilt Pressesprecher Christian Nathan auf Anfrage mit. Die Anlage soll nun bis Ende des Jahres fertiggestellt werden. Das hänge allerdings vom Wetter ab, da die Anlage nur bei trockener Witterung und bei mindestens fünf bis zehn Grad Celsius gebaut werden könne, damit die Qualität des Bodenbelags stimme.

Eröffnung Aktuell geplant ist eine Eröffnungsveranstaltung im kommenden Frühjahr. Diese soll von und für Skater sowie für alle, die dem Thema verbunden sind, durchgeführt werden.

Weitere Pläne Für das neue IBA-Quartier Backnang-West wird zudem ein Standort für eine große Skater- und Bikeranlage diskutiert. Ob das gelingt, sei noch offen.

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Erstellt:
10. November 2022, 06:00 Uhr

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