Banner und Sprüche gegen die AfD

Der Backnanger AfD-Ortsverband wollte gestern Abend eine Veranstaltung mit dem Bundestagsabgeordneten Markus Frohnmaier abhalten – an einem unbekannten Ort. Doch die Gegendemo gab es trotzdem. Dabei war die Veranstaltung bereits abgesagt.

Gerangel auf dem Parkplatz der Biker-Residenz zwischen Demonstranten und Vertretern der AfD. Fotos: T. Sellmaier

© Tobias Sellmaier

Gerangel auf dem Parkplatz der Biker-Residenz zwischen Demonstranten und Vertretern der AfD. Fotos: T. Sellmaier

Von Armin Fechter

BACKNANG/ALTHÜTTE. Das beschauliche Althütte wurde gestern unversehens zum Schauplatz eines großen Aufeinandertreffens: Polizei rückte in großer Besetzung, mit mehreren Fahrzeugen, Motorrädern und Hundeführern, an und postierte sich rings um Eddis Biker-Residenz zum Löwen, später zogen Demonstranten mit Bannern und Fahnen auf, lauthals Sprüche gegen Faschismus und Nazis skandierend.

Wieso Althütte?, fragte sich nicht nur Bürgermeister Reinhold Sczuka. Er sei, wie er sagte, für den Fall vor Ort, dass es etwas zu regeln gäbe. Als weitere Beobachterin traf kurz darauf Raphaela Dobler vom Rechts- und Ordnungsamt der Stadt Backnang ein. Unterdessen machten sich die Sicherheitskräfte bereit für die Demonstranten, die auf dem Weg waren, wie Einsatzleiter Georg Maier von seinen Beobachtungsposten erfuhr. Die Kundgebung, zu der das Bündnis Zusammen gegen Rechts Rems-Murr aufgerufen hatte, sollte ursprünglich auf dem Backnanger Marktplatz stattfinden. Unterdessen hatten die Initiatoren aber Wind davon bekommen, dass sich die AfD, die den Veranstaltungsort geheim gehalten hatte, mit dem Höcke-nahen Frohnmaier in Althütte treffen wollte. Also wurden die anreisenden Demonstranten flugs umdirigiert. Ein großer Teil nahm am Bahnhof den Bus, um ans Ziel zu kommen – insgesamt etwa 50 Personen, die in zwei Gruppen eintrafen.

Als die erste Abteilung um die Ecke bog, marschierte sie – Banner voraus – direkt auf eine kleine Gruppe AfD-Leute zu, die sich dort trotz der Absage der Veranstaltung eingefunden und in der Mitte des Parkplatzes aufgestellt hatte. Die Fronten trafen aufeinander, keine Seite gab nach. Einen Moment lang schien die Situation zu eskalieren, dann rückten die Beamten vor und trennten die Ringenden. Die Polizei sei zu spät eingeschritten, beschwerte sich die AfD-Seite anschließend. „Eine gegenseitige Provokation“, beurteilte Einsatzleiter Maier im Nachhinein die Lage: Viel passiert wäre seiner Einschätzung nach auch ohne das Eingreifen der Polizei nicht. Genau das war aber die Sorge von Wirt Edgar Weiher, dass es zu Ausschreitungen kommen könnte.

Etwas später stieß die zweite Gruppe Demonstranten dazu. Parolen wie „Hoch die internationale Solidarität“ und „AfD Faschistenpack, wir haben euch zum Kotzen satt“ wurden gerufen. Ein Teil der Demonstranten zog dann an die Straßenfront des Lokals, um von dort aus zu skandieren. Nach etwa einer Stunde sammelten sich die AfD-Gegner wieder und zogen ab. Man habe klarmachen können, dass es kein Recht auf Nazipropaganda gebe, verkündete Bündnissprecher Tim Neumann zuvor noch.

„Sie haben kundgetan, was sie kundtun wollten“, kommentierte Bürgermeister Sczuka das Geschehen, das Christian Throm, AfD-Kreisrat aus Althütte, „sehr ungut“ fand: „Ich wundere mich über die politische Kultur, die wir hier haben.“

Am Rande mit betroffen von alledem war eine Gruppe von Lehrern aus dem Bildungszentrum, die mit Rektor Ralf Bachmeier nach einer Gesamtlehrerkonferenz zum gemütlichen Abschluss in den Biergarten gekommen war. Der Schulleiter fand irritierend, dass die AfD an diesem Ort so eine Veranstaltung geplant hatte. Gleichzeitig sprach er von einem „großen Gewaltpotenzial“ und merkte an, es sei doch „wichtig zu wissen, was man an der Polizei hat“.

Dicht an dicht: Polizeibeamte haben sich nah bei den Demonstranten postiert.

© Tobias Sellmaier

Dicht an dicht: Polizeibeamte haben sich nah bei den Demonstranten postiert.

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Erstellt:
9. Juli 2020, 06:00 Uhr

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