BDI sieht keine schnellen Fortschritte bei Mobilfunk-Ausbau

dpa Berlin. In vielen Regionen gibt es immer noch weiße Flecken beim schnellen Internet. Wann wird es besser? Der Industriepräsident warnt vor zu hohen Erwartungen.

BDI-Präsident Dieter Kempf bei einer Veranstaltung Anfang Juni in Berlin. Foto: Wolfgang Kumm

BDI-Präsident Dieter Kempf bei einer Veranstaltung Anfang Juni in Berlin. Foto: Wolfgang Kumm

Industriepräsident Dieter Kempf sieht wenig Chancen auf schnelle Fortschritte beim Mobilfunk-Ausbau insbesondere auf dem Land.

„Ich fürchte, dass sich der Zustand beim Ausbau des schnellen Internets in fünf Jahren noch nicht substanziell verbessert hat, vor allem im ländlichen Raum“, sagte Kempf der Deutschen Presse-Agentur. „Wir brauchen einen Systemwechsel“, forderte er. Eine staatliche Mobilfunkgesellschaft helfe auch nicht viel. „Statt mit teuren Auktionen Geld aus dem Markt zu ziehen, muss es darum gehen, Investitionen in den Ausbau der Netze attraktiver zu machen.“

Der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI) sagte, es sei schon bei der UMTS-Versteigerung ein Grundfehler gemacht worden. „Es wurden ausschließlich Frequenzen versteigert. Besser wäre es gewesen, über eine Negativ-Auktion unrentable Flächen zu versteigern, mit konkreten Ausbauverpflichtungen.“

Der Finanzminister habe zwar Milliarden für den Bundeshaushalt kassiert. „Aber die Unternehmen haben sich darauf konzentriert, dort zu investieren, wo es rentabel ist. Die Folge ist, dass es heute einen Flickenteppich gibt. Denselben Fehler hat es nun bei der 5G-Versteigerung erneut gegeben.“

Es gebe zwar Ausbauverpflichtungen für schnellen Mobilfunk entlang von Autobahnen oder Bahnstrecken. „Das Grundproblem ist damit aber nicht gelöst, wie vor allem ländliche Regionen besser versorgt werden können. Es geht dort nicht um 5G, sondern erst einmal um 4G. Wir sollten überlegen, in ländlichen Räumen wieder mehr Masten zu bauen, statt Kabel zu verbuddeln. Das spart viel Geld, rund drei Viertel der Baukosten.“

Im Juni waren 5G-Frequenzblöcke versteigert worden, und zwar an vier Provider - die Deutsche Telekom, Vodafone, Telefónica und Drillisch. Sie zahlten insgesamt 6,55 Milliarden Euro. Mit dem Ende der Auktion wurde ein wichtiger Meilenstein zur Einführung der fünften Mobilfunkgeneration für das schnelle Internet (5G) erreicht. Das Geld geht an den Bund, der es in die Digitalisierung stecken will - damit soll beispielsweise der Breitbandausbau auf dem Land gefördert werden.

Deutschlands Industrie will dank des ultraschnellen Standards global wettbewerbsfähig bleiben. Der Download ist im Vergleich zu 4G/LTE etwa 100 Mal schneller, die Latenz - also die Reaktionszeit - ist nahezu in Echtzeit. Ob vernetzte Produktionsmaschinen und Roboter oder selbstfahrende Autos - 5G gilt als der Schlüssel.

Die Deutsche Telekom hatte beklagt, die 5G-Versteigerung hinterlasse einen „bitteren Nachgeschmack“. Das Ergebnis sei ein Dämpfer für den Netzausbau, da das Spektrum viel teurer sei als in anderen Ländern. Vodafone-Deutschlandchef Hannes Ametsreiter kritisierte, die hohen Kosten für die Firmen seien ein „Desaster für Deutschland“, schließlich sollte man das Geld lieber in den Netzausbau stecken.

Die Spitzen der Koalitionsfraktionen hatten beschlossen, eine neue Mobilfunkinfrastrukturgesellschaft des Bundes für den Bau von Funkmasten in unversorgten Regionen zu schaffen. In Zukunft solle der Bund mit der Mobilfunkinfrastrukturgesellschaft dort eingreifen, wo der wirtschaftliche Ausbau nicht funktioniere und weiter weiße Flecken bestünden.

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Erstellt:
1. September 2019, 13:13 Uhr

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