Bester Zimmererazubi im Kreis: Ein Bodenständiger Job in luftigen Höhen

Laurin Strobel hat seine Zimmererausbildung als Bester seines Jahrgangs im Rems-Murr-Kreis abgeschlossen. Der 21-jährige Murrhardter hat seine Lehre bei Holzbau Elser in der Walterichstadt gemacht. Der Beruf fasziniert ihn schon seit seiner Kindheit.

Laurin Strobel hat als Sechsjähriger gebannt miterlebt, wie Zimmerer das Dach des Familienhauses gerichtet haben. Nun ist er selbst Geselle mit dem besten Abschluss des gesamten Jahrgangs im Kreis. Foto: Stefan Bossow

© Stefan Bossow

Laurin Strobel hat als Sechsjähriger gebannt miterlebt, wie Zimmerer das Dach des Familienhauses gerichtet haben. Nun ist er selbst Geselle mit dem besten Abschluss des gesamten Jahrgangs im Kreis. Foto: Stefan Bossow

Von Christine Schick

Murrhardt/Rems-Murr. „Es war schon ein Kindheitstraum von mir, Zimmerer zu werden“, erzählt Laurin Strobel. Als kleiner Steppke hat er miterlebt, wie Zimmerer das Dach des Familienhauses in Murrhardt-Siegelsberg sanierten, und das hinterließ bei dem damals Sechsjährigen einen bleibenden Eindruck. Aber auch sonst gab es zu Hause immer wieder die Möglichkeit, mit anzupacken wie beispielsweise die Gartenhütte einfach selbst zu bauen, und so kristallisierte sich immer mehr heraus, dass das Handwerkliche ihm liegt. Als Schüler hat er außerdem die Gelegenheit genutzt, bei Ferienjobs in unterschiedliche handwerkliche Bereiche hineinzuschnuppern.

Als Corona die Welt 2020 fest im Griff hatte, machte Laurin Strobel am Heinrich-von-Zügel-Gymnasium sein Abitur. Aus dem Plan, nach Bali zu reisen, wurde nichts. Der junge Mann wollte sich trotzdem das Jahr Zeit lassen, um zu überlegen, in welche Richtung es beruflich gehen sollte. Gleichzeitig ging er planvoll vor. Ein Praktikum bei Holzbau Elser in Murrhardt bekräftigte seinen Wunsch und endgültigen Entschluss, dort eine Zimmererausbildung anzufangen. Bis dahin war dann doch noch ein wenig Zeit für Reisen nach Schweden und Kroatien sowie für ein weiteres Praktikum bei der Murrhardter Firma Kugler, die sich auf Baumpflege und Baumfällungen spezialisiert hat. „Das habe ich einfach aus Spaß gemacht, um die Arbeit in der Natur mitzuerleben“, sagt er. Zudem hat Strobel an zwei Tagen die Woche schon in seinem künftigen Ausbildungsbetrieb mitgearbeitet, bei dem er im August 2021 komplett einstieg.

Hochseilgarten und Arbeit auf dem Dach

Dass es dabei auch ziemlich hoch hinaufging, damit hatte der junge Mann kein Problem. Als Fan von Hochseilgärten liebt er es, einen guten Ausblick zu haben und sich – mit ein klein wenig Nervenkitzel – in Balance zu halten. Der Schwerpunkt des beruflichen Alltags liegt auf der Dachsanierung, berichtet er. Aber es gab auch größere Projekte wie beispielsweise einen Kindergartenneubau in Sulzbach an der Murr, der mit massiven Wandelementen in mächtigen Schritten wuchs, oder den Bau der neuen Sporthalle in Murrhardt, bei dem Laurin Strobel an der Holzverschalung und der großen Decke mitgearbeitet hat. Mit am faszinierendsten ist es für den 21-Jährigen, einen Dachstuhl neu aufzurichten, wobei der Fortschritt der eigenen Händearbeit am deutlichsten zu sehen ist.

Zur Ausbildung gehören neben der praktischen Arbeit im Betrieb auch der Besuch der Berufsschule mit den verschiedenen Fächern wie Bautechnik oder Wirtschaft sowie das Tüfteln an Holzmodellen. Beim Lernen tat sich Laurin Strobel leicht, durch sein Abitur brachte er zudem einiges an Wissen mit, und für die praktische Prüfung, bei der neben einer Zeichenaufgabe ein Modell innerhalb von sieben Stunden von Hand und mit eigenen Werkzeugen gebaut werden muss, hat er im Vorfeld gezielt trainiert. Das Ergebnis kann sich sehen lassen – er schließt seine Gesellenprüfung in der Theorie mit 1,0 und in der Praxis mit 1,2 ab. Das macht ihn zum besten Absolventen seines Jahrgangs im Rems-Murr-Kreis über alle Handwerkssparten hinweg.

Und wie sehen nun die Zukunftswünsche aus?

Laurin Strobel ist sich noch nicht ganz sicher, wohin genau es mittelfristig gehen soll. Fest steht aber, dass er nun ein Jahr bei Holzbau Elser als Zimmerer weiterarbeitet. Möglicherweise wird dann klarer, welche Option für ihn die richtige ist. Auf der Liste stehen drei Möglichkeiten: ein Studium als Holzbauingenieur, als Zimmerer seinen Meister zu machen oder in Richtung Pädagogik zu gehen.

„Ich hab bei der Ausbildung gemerkt, dass es mir auch Spaß machen würde, selbst zu vermitteln und vielleicht als Berufsschullehrer zu arbeiten.“ Der 21-Jährige ist dankbar dafür, dass seine Chefin Birgit Elser-Schütt dafür Verständnis hat, dass er sich nach seiner Ausbildung wieder neu entscheiden möchte. Auch wenn sie es natürlich schade fände, sollte er nach dem ersten Gesellenjahr nicht im Betrieb bleiben. Auch er drückt seine Wertschätzung aus: „Ich hätte mir keinen besseren Ausbildungsbetrieb vorstellen können“, sagt er und will die Zeit trotz der auch körperlich herausfordernden Arbeit nicht missen.

Mit Blick auf das Handwerk und weitere Erfahrung, die er sammeln möchte, zielt er nicht unbedingt auf große Projekte, weil die auch die Gefahr von eintönigeren Arbeitsphasen bergen, sondern auf Ganzheitlichkeit im besten Sinne. „Ich würde gerne mal ein Tiny House bauen“, sagt er spontan. Bei der Lossprechungsfeier in Weinstadt-Strümpfelbach hat Laurin Strobel nun seinen Gesellenbrief mit Auszeichnung erhalten und konnte sich bei allen, die ihn bisher auf seinem Weg begleitet haben, bedanken.

Insgesamt haben 26 Männer, 15 von ihnen als Preisträger, die Ausbildung im Rems-Murr-Kreis abgeschlossen und wurden als Zimmerer in den Gesellenstand erhoben. Vor zwei Jahren wegen der Coronavorschriften aus der Not heraus geboren, hat die Zimmererinnung ihre Feier als kleine, aber feine eigene Veranstaltung jenseits der spartenübergreifenden Lossprechung beibehalten.

Holz als Baustoff der Zukunft

Roland Oettinger, Obermeister der Zimmererinnung Rems-Murr, gratulierte den frischgebackenen Gesellen – gemeinsam mit seiner Stellvertreterin Birgit Elser-Schütt und Ehrenobermeister Herbert Titze – zu ihrem Abschluss und zur Berufswahl. „Die konstant hohe Zahl an Auszubildenden zeigt die Attraktivität des Berufs“, sagte er. Wichtiger Faktor für ihn: In nur wenigen Berufen werde mit so einem umweltfreundlichen und natürlichen Material gearbeitet. „Holz ist der Baustoff der Zukunft!“, stellte Oettinger heraus. Er speichere Kohlenstoff und wachse nach. Der Obermeister spornte die Gesellen an, die vielfältigen Weiterbildungsmöglichkeiten zu nutzen. Das dürfte auch im Sinne von Laurin Strobel sein.

26 Zimmerergesellen im Kreis

Gesellen Die Ausbildung als Zimmerer abgeschlossen haben Abdulrahman Baedoun aus Backnang (Klemens Maier Holzbau, Althütte), Steffen Baumgärtner aus Aspach (Markus Kälber Zimmergeschäft, Aspach), Marc Deuschle aus Alfdorf (Biber Holzbach, Alfdorf), Tim Dindorf aus Schwaikheim (Frank Zimmer Holzbau, Winnenden), Sandokan Hatip aus Esslingen (Thilo Häfele Zimmerei, Schwaikheim), Malte Jonas Hentschke aus Waiblingen (Zimmerei Fleck, Weinstadt), Henrik Korn aus Fellbach (Joachim Frick Holzbau, Fellbach), Oke Lottmann aus Hemmingen (Holzwurm Uwe Stahl, Waiblingen), Philipp Neurohr aus Plüderhausen (Zimmerei Ricker, Urbach), Anton Schulten aus Stuttgart (Rudolf Oettinger Holzbau, Fellbach) und Tim Zieker aus Welzheim (Holzbau Bogunovic, Plüderhausen).

Auszeichnung Ihre Ausbildung als Zimmerer mit Auszeichnung (Notendurchschnitt besser als 2,5) abgeschlossen haben Nicolai Broghammer aus Oberndorf (Dieter Göllner, Waiblingen), Thomas Engel aus Oberrot (René Feinauer, Backnang), Jonas Fleck (privat, Externenprüfung), Marvin Frohnmayer aus Althütte (Markus Kälber Zimmergeschäft, Aspach), Carl Groß aus Remshalden (Friedrich Dippon, Weinstadt), Tom Grözinger aus Alfdorf (Biber Holzbach, Alfdorf), Marco Heinrich aus Urbach (Thomas Vaihinger Zimmerei, Weinstadt), Felix Lehner aus Berglen (Bernd Lehner Zimmerei, Berglen), Patrick Schäfer aus Winnenden (Jürgen Schäfer Zimmergeschäft, Winnenden), Lean Falk Schulte aus Stuttgart (Zimmerei Fleck, Weinstadt), Laurin Strobel aus Murrhardt (Elser Holzbau, Murrhardt), Louis Tempes aus Winterbach (Zimmerei Fleck, Weinstadt), Tim Wagner aus Mutlangen (Bader Holzbach, Alfdorf), Erik Widmer aus Rudersberg (Kanadische Blockhaus GmbH, Kaisersbach) und Steffen Zahn aus Urbach (Friedrich Dippon, Weinstadt).

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Erstellt:
6. Oktober 2023, 11:00 Uhr

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