Daimler Truck

Betriebsrat wirft der Führung des Lkw-Herstellers Vertrauensbruch vor

Daimler-Truck-Chefin Karin Radström spricht von 5000 Stellen, die abgebaut werden müssten. Für Gesamtbetriebsratschef Michael Brecht ein „Verstoß gegen Vereinbarungen“.

Zunehmend düster: ein   Stimmungsbild, das  zur Reaktion des Betriebsrats auf den  angekündigte Stellenabbau bei Daimler Truck passt.

© Bernd Weißbrod/dpa

Zunehmend düster: ein Stimmungsbild, das zur Reaktion des Betriebsrats auf den angekündigte Stellenabbau bei Daimler Truck passt.

Von Peter Stolterfoht

Im Mai machten der Gesamtbetriebsratsvorsitzende von Daimler Truck und die einflussreiche Chefin der Mitarbeitervertretung aus der Zentrale in Leinfelden-Echterdingen bei ihrem letzten öffentlichen Auftritt noch einen sehr zufriedenen Eindruck. Michael Brecht und Carmen Kiltzsch-Müller präsentierten damals Ergebnisse, die sich sehen lassen konnten. Sie verbuchten den ersten Verhandlungsabschluss mit der Geschäftsführung des Lkw-Produzenten als Erfolg. Dass sie in diesem Zusammenhang der Konzernführung um die Vorstandsvorsitzende Karin Radström eine „konstruktive und zielorientierte Herangehensweise“ attestierten, waren dabei auch noch ganz neue Töne.

Doch die gemeinsam erarbeitete Verlängerung der Arbeitsplatzsicherung, die betriebsbedingte Kündigungen bis Ende 2034 an den deutschen Standorten ausschließt, ein erweitertes Mitspracherecht für den Betriebsrat und die erfüllte Forderung nach einer internen Jobbörse im Zuge des Stellenabbaus rücken plötzlich in den Hintergrund.

Auslöser für den Rückschlag war am Dienstag eine Rede von Karin Radström auf dem Kapitalmarkttag in den USA. Dabei sprach die Daimler-Truck-Chefin erstmals öffentlich von 5000 Stellen, die im Zuge des Eine-Milliarde-Euro-Sparprogramms „Cost Down Euro“ in Deutschland abgebaut werden sollen. Gesamtbetriebsratschef Michael Brecht nennt das einen „Verstoß gegen die bereits festgeschriebenen Vereinbarungen“ und einen „Vertrauensbruch“.

Die Verunsicherung kehrt in die Zentrale zurück

Dabei beruft sich Brecht auf einen gemeinsamen erarbeiteten Plan, der vorsieht, erst die Wirtschaftlichkeit der einzelnen Standorte zu prüfen, Zielbilder zu erarbeiten und daraus erst die Maßnahmen wie den Stellenabbau abzuleiten . „Mit diesem nicht abgestimmten Vorpreschen verlässt die Geschäftsleitung den vereinbarten Weg“, sagt Carmen Kiltzsch-Müller, die als Betriebsratschefin den sogenannten „Betrieb Stuttgart“ vertritt. In dieser Funktion reagiert sie besonders sensibel auf eine solche Aussage, weil sie seit längerer Zeit weiß, dass ihr Standort im besonderen Maße vom Stellenabbau betroffen sein wird. „Bei uns sorgt eine solche Aussage deshalb automatisch für besonders viel Verunsicherung“, sagt sie.

Unterdessen räumt Karin Radström ein, dass in der Vereinbarung mit dem Betriebsrat keine Abbauzahl genannt werde. Diese ergebe sich aber aus den Sparzielen für die einzelnen Bereiche, das könne man „mehr oder weniger ausrechnen“. Das führt sie zu dem Ergebnis von 5000 Stellen, die in der Truck-Sparte abgebaut werden müssten.

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Erstellt:
9. Juli 2025, 17:56 Uhr

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