BKZ-Wandertag bei Schildkröten, Bibern und Hornissen in Großerlach

BKZ-Wandertag Am Freitag sind wieder zahlreiche Menschen aus der Umgebung mitgewandert. Bürgermeister Christoph Jäger hat die Gruppe durch die Wälder und Wiesen der hügeligen Landschaft Großerlachs geführt und von besonderen Bewohnern erzählt.

Über 50 begeisterte Wanderer sind am Freitag in Großerlach mitgewandert, hier auf dem Wiedhofweg. Fotos: Jörg Fiedler

© Jörg Fiedler

Über 50 begeisterte Wanderer sind am Freitag in Großerlach mitgewandert, hier auf dem Wiedhofweg. Fotos: Jörg Fiedler

Von Anja La Roche

Großerlach. Die Luft am Freitagmittag ist schwül, ein Gewitter ist angekündigt. Das hält Wanderfreunde allerdings nicht davon ab, am BKZ-Wandertag teilzunehmen. Nach und nach trudeln sie auf dem Parkplatz zwischen Neufürstenhütte und Altfürstenhütte in der Gemeinde Großerlach ein. Eine Truppe bunt gekleideter BKZ-Leser, aber auch solche, die davon anderweitig mitbekommen haben, machen sich bereit für die heutige Tour. Bürgermeister Christoph Jäger ist selbst bester Laune und freut sich auf die Wanderung. „Das ist ja klug von der Zeitung gemacht“, sagt er schmunzelnd, nachdem der stellvertretende Chefredakteur unserer Zeitung, Matthias Nothstein, die Teilnehmer begrüßt hat. „Die sagen zu den Bürgermeistern, organisiert mal eine Tour.“ Aber, betont er danach, er sei froh drum. Denn so seien diese tollen gemeinsamen Momente möglich geworden.

Mit dabei ist auch der hier geborene und aufgewachsene Heinz Rittinger. Etwa ein Viertel der Mitwanderer sei aus der Gemeinde, schätzt er. Und sogleich zeigt sich, dass wieder viele Wiederholungstäter dabei sind. „Es ist einfach schön, gemeinsam zu wandern“, sagt eine Unterweissacherin. Nachdem Christoph Jäger den Regenradar überprüft hat – das Gewitter ist vorbeigezogen –, geht es los. Achteinhalb Kilometer soll die Strecke lang sein.

Ein idyllischer Schulweg zwischen Wiesen und Bäumen

Der Pfad führt nach einem kurzen Stück übers Feld in den Wald hinein und dann ins Kuhnbachtal hinab. Gut, dass es nicht geregnet hat, bemerkt eine Frau. Denn dann könne sich dieses abschüssige Stück in eine Rutschpartie verwandeln. Das erste Bächlein, der Kuhnbach, wird überquert und weiter geht es, das Tal wieder hinauf bis zum Teilort Hals. „Das war früher mein Schulweg“, erzählt Heinz Rittinger. Der 79-Jährige ist im Oberen Hals aufgewachsen und als junger Bub jeden Tag 30 Minuten bis Neufürstenhütte gelaufen. Ein idyllischer Schulweg zwischen Wiesen und Bäumen. Auf dem Rückweg, verrät der Eingeborene, habe man dann schon mal etwas getrödelt.

Der Ortschaftsname Hals ruft indessen bei ein paar Wanderern ein Schmunzeln hervor. Hier ist der obere Hals und hier der untere, sagt ein Mann und deutet keck auf seinen eigenen Hals. Auf den Wiesen bedauert Jäger die Trockenheit: „Dass es hier gelb ist, ist selten.“ Weiter geht es zum Finsterroter Dachsbachtal, wo sich der Dachsbach und die Rot treffen. Für den Hund des Bürgermeisters ist das wunderbar. Wenn er denn mal nicht die wandernde Herde zusammenhält, springt er ins kühle Nass der Bäche.

Hier gegebene Versprechen dürfen nicht gebrochen werden

Am alten Mühlkanal entlang geht es zum sogenannten magischen Dreieck, das zwischen den Gemeinden Großerlach, Mainhardt und Wüstenrot gelegen ist. An diesem Ort seien sich zwei Anwohner nähergekommen, erzählt Jäger. Da habe er beschlossen, eine Art Gedenktafel aufzustellen. „Wer sich hier etwas verspricht und es bricht, wird vom Blitz getroffen“, sagt er augenzwinkernd. Auf der Tafel ist zu lesen: „Ein Bund, hier ausgesprochen, Ein Wort, das hier gegeben, Wird niemals mehr gebrochen, Hält länger als ein Leben.“

Christoph Jäger (grünes T-Shirt) führt die Gruppe durch seine Gemeinde.

© Jörg Fiedler

Christoph Jäger (grünes T-Shirt) führt die Gruppe durch seine Gemeinde.

Bereits kurz darauf erreicht die Gruppe das von der Gemeinde bereitgestellte Vesper. Es sollte eigentlich erst später am Weg der Stärkung dienen, aber wegen der Hornissennester, die dort auftauchen, musste die Gemeinde umdisponieren. Es gibt Getränke sowie Brezeln, Eier, Ziegenkäse und -wurst vom Biobauern Kuhnweiler. Peter Herold, der den Hof seit 2014 bewirtet, erzählt den Leuten von seinem Betrieb. Noch von den Ziegenprodukten begeistert bekommen die Leute reinsten Apfelbrand vom Rathauschef eingeschenkt. Diesen „Großerlacher Schelm“ genannten Schnaps hat Jäger selbst gebrannt, gemeinsam mit einigen Gemeinderäten.

Ein Biber-Staudamm lenkte die Rot

Nach dem Höhenzug beim Wiedhof geht es erneut hinab ins Rottal bis zur Rottalsenke. Jäger berichtet der bunten Truppe vom neuen Bewohner in dieser Gegend, dem Biber. Aufgrund aufgeschnappter Sorgen einiger Anwohner klärt er auf: „Die Population ist ähnlich stabil wie in Bayern, weil das die Natur und – leider – der Straßenverkehr regeln.“ Es gebe mittlerweile Wandergruppen, die dem Tier auf der Spur seien, um es anzugucken. „Ich appelliere daran, das nicht zu tun, weil das sind Wildtiere. Die wollen ihre Ruhe haben“, sagt Jäger. Was man hingegen gut im Vorbeifahren sehen könne: Die Tiere hätten durch einen Staudamm die Rot wieder in ihre ursprüngliche Bahn gelenkt. „Durch den Staudamm der Biber ist das Wasser wieder in seinem alten Flussbett.“

Jäger leitet die Gruppe wieder aufwärts entlang des Erlacher Bachs. Am Wegesrand sorgt ein Hornissennest für einen kurzzeitig zügigeren Gang bei den Teilnehmern. An einer Quelle erfrischen sich ein paar ins Schwitzen geratene Wanderer. Heimatforscher Heinz Rittinger weiß: Aus den Quellen sprudelt Wasser von der Schwäbischen Alb. Die Gruppe passiert den Knickenwaldsee, in dem ein besonderer Bewohner heimisch ist. Es handelt sich um eine Schildkröte, erzählt Jäger. „Die wohnt da schon lang. Wenn man da am Ufer hockt, kann es sein, dass sie kommt und guckt.“ Und er munkelt: „Wir behaupten auch, dass dort ein Krokodil wohnt, aber das hat noch keiner gesehen.“

Im September ziehen die Kinder im Waldkindi ein

Am Waldkindergarten Knickenhöfle legt der Wanderführer einen letzten Zwischenstopp ein. Die ehemalige Forsthütte soll im September die ersten Kinder beherbergen. „Eine ganz tolle Sache“, betont Jäger. Die Schutzhütte bleibe damit eine Schutzhütte, nur eben für Kinder. Hier verabschiedet Matthias Nothstein auch die zahlreichen Teilnehmer und erinnert an die Wanderung in Weissach im Tal kommende Woche (siehe Infokasten). „Da ist es bestimmt auch schön, aber nicht so schön wie hier“, verabschiedet auch der Bürgermeister die Mitwanderer mit einem letzten Lacher, bevor es zurück zum Wanderparkplatz geht.

BKZ-Wandertag bei Schildkröten, Bibern und Hornissen in Großerlach
Die nächste Wanderung

Wandertag Am nächsten Freitag, 2. September, macht der BKZ-Wandertag Station in der Gemeinde Weissach im Tal. Treffpunkt ist um 14 Uhr am Feuerwehrgerätehaus im Aichholzhof. Parken kann man vor dem Bildungszentrum. Dort gibt es auch eine Bushaltestelle.

Tour Bürgermeister Daniel Bogner nimmt die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit auf eine etwa neun Kilometer lange Wanderroute. Diese verläuft vom Aichholzhof Richtung Oberweissach und entlang der Naturparkgrundschule Oberweissach nach Bruch. Über eine Streuobstwiesenlandschaft geht es in den Brucher Wald und über das Brucher Kreuz durch die Teilorte Wattenweiler und Cottenweiler zurück bis zum Treffpunkt. Angedacht ist eine Wanderzeit von zirka drei Stunden. Stellenweise ist der Weg nicht für Kinderwagen oder Rollstühle geeignet.

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Erstellt:
29. August 2022, 06:00 Uhr

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