Brückensanierung wird wohl viel teurer als geplant

Eine halbe Million Euro könnte die Generalüberholung der Brücke über den Brucher Bach in Oberweissach kosten. Die Anwohner müssen sich auf längere Bauzeiten und somit auch längere Umleitungen einstellen.

Brücke über den Brucher Bach in Oberweissach. Archivfoto: A. Becher

© Alexander Becher

Brücke über den Brucher Bach in Oberweissach. Archivfoto: A. Becher

Von Melanie Maier

Weissach im Tal. Kostenexplosion ist wohl das Wort, das am besten ausdrückt, was der Punkt sieben auf der Tagesordnung der jüngsten Gemeinderatssitzung in Weissach im Tal harmlos mit den Worten „Sanierung und Tragkrafterhöhung der Brücke über den Brucher Bach im Kammerhofweg in Oberweissach“ ankündigte.

Dass die Brücke saniert werden muss, steht schon länger fest. Nur das Ausmaß, in dem das geschehen soll – das ist neu. Bis vor Kurzem war die Gemeindeverwaltung davon ausgegangen, dass gerade einmal die Deckenplatte saniert werden muss: Die Deckschicht sollte abgetragen, die Brücke dadurch wieder tragfähig gemacht werden. Doch diese Einschätzung hat sich mit dem Wechsel des Planungsbüros geändert. Zu Beginn der Maßnahme war das Büro BIT Architekten GmbH aus Karlsruhe mit der Planung beauftragt. Nun hat das Ingenieurbüro Frank aus Backnang übernommen. „Wir haben uns nicht wohlgefühlt mit dem anderen Büro“, erklärte Sarah Kienzle-Krauter vom Bauamt in der Gemeindehalle in Unterweissach. Im Anschluss an den Wechsel habe man die Planunterlagen an das Ingenieurbüro Frank weitergeleitet. Dort wurden diese noch einmal komplett überprüft – und die angestrebten Baumaßnahmen als nicht ausreichend beurteilt.

Die Planungen sehen nun vor, nicht nur den oberen Teil der Brücke zu sanieren, sondern auch das Fundament. Zudem soll die darunter verlaufende Wasserleitung im Zuge der Bauarbeiten erneuert werden. Ein Rundumschlag also. „Wenn Sie jetzt nur oben sanieren, wird der Rest in Zukunft auf Sie zukommen“, warnte Frank Braun vom Ingenieurbüro Frank. Das Fundament der 1937 erbauten Brücke sei mehr als 80, die Wasserleitung mindestens 60 Jahre alt. Die einzige positive Nachricht: Das geologische Gutachten des Büros ist bereits zurückgekommen, „vom Untergrund her kommen wir relativ gut hin“, so Braun. „Es liegt jetzt in Ihrer Entscheidung, ob man die Brücke noch eine Weile so lässt oder ob man sie komplett abreißt und für die nächsten 100 Jahre wiederaufbaut.“ Die Sanierung der Wasserleitung, betonte Braun, würde ohnehin bald auf die Gemeinde zukommen.

Obwohl das Thema an diesem Abend gar nicht zur Abstimmung stand, sondern nur vom Gemeinderat zur Kenntnis genommen werden sollte, löste es eine rege Debatte aus – befeuert von der Nachfrage von Markus Gentner (LWB) nach den Kosten für den Bau der Behelfsbrücke über den Däfernbach, die eine Möglichkeit darstellt, den Anwohnerverkehr während der Bauarbeiten zu lenken. „Soll ich’s wirklich ganz ehrlich sagen? Alles in allem – ich schätz amol a halbe Million“, gestand Braun. Seine Worte lösten erst ein Raunen, dann ein Lachen im Gemeinderat aus – mit den 500000 Euro, die Braun spontan veranschlagte, meinte er selbstverständlich die Gesamtkosten der Maßnahme, nicht die der Behelfsbrücke. Die soll mit vergleichsweise sehr günstigen 10000 bis 15000 Euro zu Buche schlagen.

Doch die Katze war nun aus dem Sack. Luciano Longobucco (LWB) erkundigte sich: „Wieso hat das plötzlich solche neuen Dimensionen bekommen?“ Die vorherige Lösung, erklärte Frank Braun, sei eigentlich eine Zwischenlösung gewesen. „Und das kann nicht das Ziel einer Sanierung sein.“

In Anbetracht der Kosten fragte Irmgard Hestler (SPD) nach, ob es nicht sinnvoll sei, eine völlig neue Brücke, zum Beispiel über die Zangershalde, zu erbauen. „Aus der heutigen Brücke kann man ja einen Steg für Fußgänger und Radfahrer machen“, schlug sie vor. Bürgermeister Ian Schölzel entgegnete, man könne „diesen revolutionären Gedanken ja mal mitnehmen und überlegen, ob es eine Alternative gibt“, fügte aber gleich hinzu, dass er aus naturschutzrechtlicher Sicht „eher Bedenken“ habe. Auch Frank Braun wies darauf hin: „Sobald das Landratsamt noch mit im Boot ist, braucht man eine wasserrechtliche Genehmigung.“ Er sprach sich noch einmal für die geplante Sanierung aus. „Im Prinzip gibt’s dabei eine komplett neue Brücke“, sagte er. „Die ist auf dem neuesten Stand. Das Ding ist dann für die nächsten 80 bis 100 Jahre gegessen.“

Abgeschlossen sind die Überlegungen noch nicht. Nach der Sommerpause soll das Thema den Gemeinderäten ausgearbeitet zur Abstimmung vorgelegt werden. Dabei soll es auch noch einmal um die nötigen Umleitungen gehen. Denn die Bauarbeiten werden sich – falls die Sanierung so stattfinden wird, wie vom Ingenieurbüro Frank angedacht – um vier bis fünf Wochen auf insgesamt zehn bis 15 Wochen verlängern. So lange müssen die Anwohner sich mit einer Umfahrt, Behelfsbrücke oder mit beidem arrangieren. Berücksichtig werden solle dabei, wie die Kindergarten- und Schulkinder während der Vollsperrung den Kindergarten beziehungsweise die Schule am besten erreichen, so Sarah Kienzle-Krauter. Noch ist vieles offen. Fest steht: Die Sanierung wird nicht wie geplant in den Sommerferien 2021, sondern frühestens vom Frühjahr 2022 an stattfinden.

„Die vorherige Lösung war
eigentlich eine Zwischenlösung. Und das kann nicht das Ziel
einer Sanierung sein.“ Frank Braun (Ingenieurbüro Frank),
über die bisherigen Sanierungspläne

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Erstellt:
21. Juli 2021, 11:30 Uhr

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