Butterbrezel gespritzt, nicht geschmiert

Dieter Obertautsch und Michael Feil haben eine Butterbrezelmaschine entwickelt – 17 Exemplare im süddeutschen Raum verkauft

Muss eine schwäbische Butterbrezel von Hand geschmiert sein oder darf die Butter maschinell eingespritzt werden? Für Dieter Obertautsch und Michael Feil ist die Sache klar. Sie haben in jahrelanger Tüftelei eine Maschine entwickelt, die im Handumdrehen aus einer Brezel eine Butterbrezel macht. Nach anfänglicher Skepsis sind immer mehr Bäcker und Caterer von dem Ergebnis überzeugt.

Elf Nadeln jagen mit hohem Druck exakt zehn Gramm kalte Butter in die Brezel.

© Pressefotografie Alexander Beche

Elf Nadeln jagen mit hohem Druck exakt zehn Gramm kalte Butter in die Brezel.

Von Annette Hohnerlein

ALTHÜTTE. Was wäre der Schwabe ohne seine Brezel? Sie begleitet ihn von der Wiege bis zur Bahre, und das seit Jahrhunderten. Kaum abgestillt, bekommt ein schwäbisches Kleinkind seine erste Brezel überreicht. Mit beiden Händen umfasst es die Ärmchen des Gebäcks, speichelt es beglückt ein und unternimmt seine ersten Kauversuche.

Wenn es etwas üppiger sein darf, greift der Schwabe zur Butterbrezel. Sie dient ihm als Zwischenimbiss, als Partysnack oder auch als Mahlzeitersatz. Die Zubereitung hat es jedoch in sich. Wenn man das Aufschneiden mit einem scharfen Messer unfallfrei bewältigt hat, wartet schon die nächste Herausforderung: die kühlschrankkalte und, wie der Schwabe sagt, bockelharte Butter einigermaßen gleichmäßig auf die Schnittstelle zu verteilen. Obendrein ist die Herstellung zeitaufwendig.

Hier setzen Michael Feil und Dieter Obertautsch an. Die beiden Techniker haben eine Maschine entwickelt, die die Butter wesentlich schneller als von Hand und ohne Verletzungsgefahr gleichmäßig auf – oder besser gesagt in – die Brezel bringt. Dafür wird ein 250-Gramm-Päckchen Butter in die Maschine eingelegt und die Brezel mit ihrer dicken Seite auf eine Reihe von elf Nadeln gespießt. Auf Knopfdruck spritzt die BBM25 exakt zehn Gramm Butter ins Innere der Brezel. Deren Temperatur wird von dem Gerät konstant auf sieben Grad gehalten. „Eine kühlschrankkalte Butter in einer handwarmen Brezel, was gibt es Besseres“ schwärmt Dieter Obertautsch. Damit das funktioniert, muss die Maschine mit hohem Druck arbeiten: „Wir drücken mit anderthalb Tonnen.“ Der ganze Vorgang dauert 10 Sekunden und nicht 25 wie bei einer handgeschmierten Butterbrezel. Auf diese Weise kann das kompakte Gerät in einer Stunde bis zu 360 Brezeln buttern, in Handarbeit schafft man nur 180 Stück.

Die Idee kam beim

Anstehen in der Bäckerei

Aber auch mehrere einzelne Brezelzubereitungen über den Tag verteilt, wie sie in einer Bäckereifiliale benötigt werden, schafft die Maschine in konstanter Qualität. Die Länge der Nadeln und die eingespritzte Buttermenge kann variiert werden, je nach Wunsch des Kunden. Bei einem Verkauf von 44 Butterbrezeln am Tag hat sich die Maschine nach einem Jahr amortisiert, haben die beiden Tüftler errechnet, die auf ihre Erfindung ein Patent haben.

Die Anfänge der Geschäftsidee reichen bis ins Jahr 2006 zurück. Damals ging Dieter Obertautsch morgens vor der Arbeit zum Bäcker und orderte fünf Butterbrezeln. Die Verkäuferin reagierte genervt, die hinter ihm stehenden Kunden verdrehten die Augen wegen der zu erwartenden Verzögerung. Obertautsch ging in seine Firma und sagte zu den Kollegen: „Männer, wir brauchen da was.“ Er tat sich mit seinem Kollegen Michael Feil zusammen. Der Elektromeister aus Althütte und der Maschinenbautechniker aus Berglen tüftelten über Jahre hinweg in ihrer Freizeit an der Idee einer Butterbrezelmaschine. Nach vielen Höhen und Tiefen waren sie schließlich so weit, den Prototypen einem Bäcker und einem Bäckereimaschinenhersteller vorzustellen. Das Interesse war da, aber das Geschäft scheiterte am Preis von 3950 Euro. Vor drei Jahren beschlossen die beiden dann, Herstellung und Vertrieb in die eigenen Hände zu nehmen, und gründeten ihr Start-up-Unternehmen, das in Anlehnung an die Initialen der Gründer den Namen MFDO erhielt.

Nach zweimaliger Teilnahme an der Messe Südback in Stuttgart kam die Sache allmählich ins Rollen. Anfängliche Vorbehalte bei den Messebesuchern („Eine Butterbrezel muss von Hand geschmiert werden“) konnten ausgeräumt werden. Denn auf den Geschmack kommt es an, und der ist der gleiche, ob handgeschmiert oder mit der Maschine hergestellt, sagt Michael Feil. Ein anfangs skeptisches Bäckerehepaar von der Schwäbischen Alb überzeugten die beiden Erfinder, indem sie ihre Maschine bei deren Tag der offenen Backstube aufbauten und 400 Butterbrezeln an den Mann brachten.

Versuche mit Leberwurst, Frischkäse, Senf und Nutella

Ein Beitrag in der Landesschau des SWR-Fernsehens und in der Sendung Galileo machte das junge Unternehmen bekannter. Inzwischen sind 17 Butterbrezelmaschinen in ganz Süddeutschland im Einsatz. Bäckereien, Caterer und selbst der ADAC lassen sich beim Brezelbuttern von BBM25 zur Hand gehen. Für die Zukunft haben sich Dieter Obertautsch und Michael Feil einiges vorgenommen. Zunächst wollen sie eine größere Maschine entwickeln, die fünf Päckchen Butter aufnehmen kann. „Es gibt Bäcker, die jeden Morgen 500 Butterbrezeln machen“, hat Obertautsch festgestellt. Es laufen auch Versuche, die Brezeln mit Leberwurst, Frischkäse, Senf oder sogar Nutella zu füllen, erzählt Feil. Und auch ihr nächstes Projekt haben die beiden schon im Visier: Eine Maschine, die Croissants nach dem Backen mit Schokolade befüllt.

Dieter Obertautsch (links) und Michael Feil zeigen, wie die Butter in die Brezel kommt.Fotos: A. Becher

© Pressefotografie Alexander Beche

Dieter Obertautsch (links) und Michael Feil zeigen, wie die Butter in die Brezel kommt.Fotos: A. Becher

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Erstellt:
7. Dezember 2018, 06:00 Uhr

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