Chempark-Explosion: Abfälle aus Agrar-Chemie-Produktion

dpa Leverkusen. Trotz einer ersten Entwarnung besorgt Anwohner in Leverkusen weiter die Frage, welche Stoffe bei der Explosion am Chempark womöglich in die Luft gelangten. Nun gibt es Infos über die Inhalte der betroffenen Abfalltanks.

Im Leverkusener Chempark hatte es eine Explosion mit mehreren Toten gegeben. Foto: David Young/dpa

Im Leverkusener Chempark hatte es eine Explosion mit mehreren Toten gegeben. Foto: David Young/dpa

In dem Abfalltanklager der Explosion von Leverkusen haben sich nach Angaben der Kölner Bezirksregierung „flüssige Reststoffe aus der Produktion von Chemikalien für die Landwirtschaft“ befunden.

Der Hauptbestandteil dieser Abfälle seien „phosphor- und schwefelhaltige Chemikalien“, teilte die Behörde am Samstag mit. Noch sei aber die Frage offen, ob durch die Detonation möglicherweise gesundheitsgefährdende Stoffe freigesetzt worden seien. Es würden weitere Proben genommen.

Der genaue Inhalt der Tanks in der Sondermüllverbrennungsanlage war zuvor nicht öffentlich bekannt gewesen. Bei einer Pressekonferenz am Freitag hatte der Betreiber Currenta darauf verwiesen, es handle sich um einen Gegenstand in einem Ermittlungsverfahren. Das Unternehmen selbst wisse natürlich, was sich in den Tanks befunden habe.

Den Behörden seien diese Informationen „vollumfänglich“ übergeben worden, hatte Currenta erklärt. Am Donnerstag und Freitag seien die Daten verschickt worden. Einsatzkräfte am unmittelbaren Explosionsort hätten allerdings schon direkt Informationen zu den Stoffen gehabt.

Nach der gewaltigen Detonation und einem anschließenden Brand war am Dienstagmorgen in Leverkusen eine riesige Rauchwolke aufgestiegen, in der Region gingen Rußpartikel nieder. Bei einer ersten Analyse stellte das Landesumweltamt (LANUV) nach eigenen Angaben keine Rückstände von Dioxin und dioxinähnlichen Stoffen fest. Bei den Polychlorierten Biphenylen (PCB) und den Polyzyklischen Aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK) maßen die Experten nur sehr geringe Werte. Die Ergebnisse wurden als erste vorsichtige Entwarnung gewertet.

Zugleich kündigte das Amt, mit dem Wissen über den genauen Inhalt der Tanks noch weitere Analysen anstellen zu wollen. Bis zu einer abschließenden Klärung sollen die Vorsichtsmaßnahmen für Anwohner aufrecht erhalten werden. Dazu zählt etwa, kein Obst oder Gemüse aus dem Garten zu essen oder verunreinigte Flächen anzufassen.

Tote und Verletzte

Nach der Detonation waren mindestens fünf Menschen ungekommen, zwei gelten weiterhin als vermisst. 31 Menschen wurden verletzt. Die Ursache für das Unglück ist noch nicht bekannt. Die Staatsanwaltschaft ermittelt in dem Fall gegen Unbekannt wegen des Verdachts auf fahrlässige Tötung und fahrlässiges Herbeiführen einer Explosion. Sie will herausfinden, ob menschliche Fehler zur Katastrophe führten.

NRW-Umweltministerin Ursula Heinen-Esser (CDU) forderte eine genaue Aufklärung der Geschehnisse. „Jetzt müssen vor allem die Ursachen genau aufgeklärt und aufgearbeitet werden. Schnellstmöglich sind alle erforderlichen Maßnahmen einzuleiten, damit sich künftig ein derartig schlimmes Unglück nicht wiederholt“, erklärte die Politikerin, die am Samstag den Unglücksort besuchte. Nach Angaben des Umweltministeriums wurde „für die Analytik der Brandrückstände“ eine „Task Force vereinbart“.

© dpa-infocom, dpa:210731-99-640751/2

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Erstellt:
31. Juli 2021, 17:48 Uhr

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