Damit auch weniger Betuchte eine Chance haben

Projekt „Türöffner“ soll einkommensschwachen Familien und Personen in Murrhardt helfen, eine Wohnung zu finden

Damit auch weniger Betuchte eine Chance haben

Von Christine Schick

MURRHARDT. Menschen mit geringem Einkommen wie Hartz-IV-Empfänger oder Bezieher von Grundsicherung und solche, die aus anderen Gründen schlechte Chancen auf dem Wohnungsmarkt haben wie Behinderte, Alleinerziehende oder Migranten, trifft die aktuelle Wohnungsknappheit besonders. Um gleichzeitig Eigentümern, die möglicherweise zögern, ihre Immobilie zu vermieten, Sicherheit zu bieten, wird die Stadt nun mit der Caritas zusammenarbeiten. Das Projekt „Türöffner“, das bereits in Ludwigsburg praktiziert wird, soll nun auch in Murrhardt beide Seiten zusammenbringen. Dabei nimmt die Caritas eine Schlüsselstellung ein. Sie tritt nicht nur als Mieter auf, sondern ist auch Ansprechpartner für beide Parteien.

Auch in Murrhardt ist der Wohnungsmarkt mittlerweile angespannt und so hatte die MD/AL-Fraktion des Murrhardter Gemeinderats einen Antrag gestellt, nach einer Möglichkeit zu suchen, Menschen in prekären Lebenslagen zu unterstützen. Daraufhin haben Stadtverwaltung sowie Fraktionsvertreter das Gespräch mit der Caritas gesucht.

Wie Bürgermeister Armin Mößner in der jüngsten Gemeinderatssitzung erläuterte, sei es Ziel des Projekts, Wohnungen für einkommensschwache Menschen zu gewinnen. So mancher Vermieter tue sich schwer, den Schritt zu gehen und zu vermieten, „hier soll das Projekt ansetzen“. Denn die Caritas bietet Leistungen für Vermieter und Mieter in gleichem Maße (siehe auch Infokasten). Sie mietet die Wohnungen nicht nur an und garantiert insofern für die Mietzahlungen, sondern übernimmt auch Renovierungskosten bei Schäden. Mit dem Projekt ist gleichsam ein Sozialbetreuungskonzept verbunden. Die Stadt unterstützt mit einem Zuschuss von 100 Euro pro Wohnung und Monat. Im Idealfall kann das Mietverhältnis – ist eine sichere Basis zwischen Vermieter und Mieter über die entsprechende Zeit geschaffen – wieder ohne vermittelnden Partner auskommen.

Zuschuss der Stadt von 100 Euro pro Wohnung und Monat

Die Fraktionssprecher signalisierten Zustimmung. Martin Stierand (MD/AL) zeigte sich zufrieden mit dem Projektzuschnitt. Mit der Caritas habe man einen starken und verlässlichen Partner an der Seite, sodass auch Vermieter langfristig planen könnten. Letztlich gehe es darum, Vertrauen zu schaffen. Insofern schlug Stierand auch vor, zum Thema eine Informationsveranstaltung anzubieten, bei der Eigentümer auch noch mal gezielt Fragen stellen könnten.

„Das ist ein schlüssiges Konzept“, sagte Andreas Winkle (CDU-FWV). In Abgrenzung zum Kirchheimer Modell, bei dem sich die Stadt um die Anmietung selbst kümmere, übernehme hier die Caritas das Wohnungsmanagement. Winkle hofft, dass dies die Hemmschwelle von Eigentümern senkt und gleichzeitig hilft, der Einseitigkeit in der Auswahl von Mietern etwas entgegenzuwirken. Wichtig ist ihm, bei den Bedürftigen keine Unterschiede nach speziellen Gruppen zu machen, sondern alle zu berücksichtigen, was die Verwaltung auch in der Vorlage betont. Selbst wenn nur wenige Wohnungen durch das Projekt wieder auf den Markt kommen, sei bereits etwas gewonnen. Da Modell und Thematik komplex seien, sprach auch Winkle sich dafür aus, in einer Veranstaltung noch mal gezielt zu informieren.

„Wir alle wissen um die Lage auf dem Wohnungsmarkt“, sagte Jonas Oppenländer (SPD). Suchende hätten schon unter normalen Voraussetzungen ihre Schwierigkeiten. Auf der anderen Seite stünde die Angst von Vermietern, die schlechte Erfahrungen gemacht oder davon gehört hätten. Vor dem Hintergrund eines erstarkten Mieterschutzes und vieler abschreckender Beispiele sei dies auch bis zu einem gewissen Grad zu verstehen. Deshalb sei es gut, wenn die Caritas Sicherheit gibt und sich so möglicherweise einige Wohnungen wieder vermieten lassen.

Markus Blank (UL) schloss sich dieser Einschätzung an. Auch er geht davon aus, dass die Caritas als Mittler die Hemmschwelle senken und Vertrauen schaffen kann, auch weil sie bei Mietausfällen und Schäden in den Wohnungen einsteht. Wichtig sei es der UL, dass nicht nur Migranten, sondern alle Bedürftigen berücksichtigt würden. Den Zuschuss der Stadt von 100 Euro könne man mittragen. Blank schätzt, dass, wenn es gut läuft, über das Projekt vielleicht an die 15 Wohnungen vermietet werden können, sich die Summe somit noch im Rahmen halte. – Der Gemeinderat beschloss einstimmig, das Projekt „Türöffner“ unter der Federführung der Caritas nach dem vorgestellten Konzept anzugehen.

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Erstellt:
6. Februar 2019, 06:00 Uhr

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