Das „Finale dahoim“ fest im Blick

Nach dem klaren 26:8-Sieg im Topspiel der European League of Football gegen die Paris Musketeers hat das Team von Stuttgart Surge beste Perspektiven: Der Einzug in die Play-offs ist so gut wie sicher – doch die heimstarke Mannschaft von Coach Jordan Neuman will mehr.

Ansporn für die Fans auf der Haupttribüne: Offensive Lineman Benhur

© Baumann

Ansporn für die Fans auf der Haupttribüne: Offensive Lineman Benhur

Von Jochen Klingovsky

Stuttgart - Jack Del Rio (62) hat schon viel erlebt im Football. Er gewann als Co-Trainer mit den Baltimore Ravens den Superbowl, war danach in der NFL Chefcoach bei den Jacksonville Jaguars und den Oakland Raiders. Seit dieser Saison hat der US-Amerikaner das Sagen bei den Paris Musketeers, seine Leidenschaft für den Sport ist ungebrochen. Selbst nach Niederlagen, die weh tun. Nach dem 8:26 am Sonntag in Stuttgart lobte Jack Del Rio nicht nur die Leistung des Gegners, sondern auch die Stimmung im Gazi-Stadion. „Ich bin seit mehr als 40 Jahren im Football. Solche Spiele sind der Grund, warum ich immer noch liebe, was ich tue“, meinte der Coach der Musketeers, „das Umfeld hier war besonders. Es ist eine großartige Arena mit einer tollen Atmosphäre.“ Weshalb auch Jordan Neuman nach der Partie ziemlich zufrieden war.

Der Trainer von Stuttgart Surge hatte seine Mannschaft vor dem Topspiel der European League of Football (ELF) nicht groß motivieren müssen. Die 0:6-Niederlage im Mai in Paris und die Aussicht, durch die Revanche Rang eins in der Division West abzusichern, sind Ansporn genug gewesen. „Wir waren bereit, konzentriert, diszipliniert – es war ein toller Auftritt. Wir haben guten, physischen Team-Football gespielt“, sagte Neuman nach dem emotionalen Sieg, „es war ein großer Schritt Richtung Play-offs.“ Und zu einem Heimspiel in der K.-o.-Phase.

Im Gazi-Stadion ist das Surge-Team diese Saison ungeschlagen, hat alle fünf Spiele sicher gewonnen. „Was die Unterstützung und das Ambiente angeht, ist Stuttgart einer der besten Spielorte der Liga“, sagte Neuman, „die Fans geben uns viel Energie.“ Das war nicht nur gegen Paris ein Faktor, es wäre auch in den Play-offs ein großer Vorteil.

Das Restprogramm des Surge-Teams in der Hauptrunde könnte besser kaum sein – es geht gegen die drei letztplatzierten Teams der East-, West- und North-Division. Jordan Neuman warnte zwar vor den Hamburg Sea Devils, die am Sonntag (16.25 Uhr) in Stuttgart gastieren, weil sie sich zuletzt erheblich gesteigert hätten, trotzdem ist der Gastgeber in dieser Partie ebenso klar favorisiert wie anschließend bei den Cologne Centurions und den Fehervar Enthroners. Alle drei Hinspiele endeten mit Kantersiegen (53:14, 88:7, 55:12), dazu kommt: Schon mit einem Sieg gegen Hamburg würden sich die Stuttgarter Rang eins in ihrer Division sichern. „Darauf liegt unser Fokus“, sagte Jordan Neuman, „wir werden uns in dieser Woche optimal auf diese Partie vorbereiten.“

Als Division-Sieger hätte Stuttgart Surge (Bilanz 7:2) ein Heimspiel in der Wildcard-Runde sicher, in der in zwei Spielen zwei Halbfinalisten ermittelt werden. Den direkten Sprung ins Halbfinale schaffen die beiden besten der vier Division-Gewinner, derzeit stehen Nordic Storm (8:0), die Vienna Vikings (8:1) und die Munich Ravens (8:1) besser da. Sollte es dabei bleiben? Hätte Jordan Neuman damit kein Problem – im Gegenteil. Denn so bestünde keine Gefahr, durch die einwöchige Pause aus dem Rhythmus zu geraten. „Ich hätte nichts dagegen, wenn wir durchspielen“, sagte der Surge-Coach, „natürlich will jeder direkt ins Halbfinale, was wir nicht mehr selbst in der Hand haben. Aber das Wildcard-Game zu absolvieren, ist nicht wirklich ein Nachteil.“

Dieser ergibt sich schon eher daraus , dass die beiden Teams aus den zwei Wildcard-Games im Halbfinale auswärts ran müssen. Doch das ist Zukunftsmusik, auch wenn der Blick nach vorne aus Sicht von Stuttgart Surge durchaus verlockend ist: Nur fünf Siege trennen das Team vom „Finale dahoim“ am 7. September in der MHP-Arena. Es ist zwar eher unwahrscheinlich, aber auch nicht gänzlich ausgeschlossen, dass es dann erneut gegen die Paris Musketeers geht. Jack Del Rio hätte jedenfalls nichts dagegen, in dieser Saison noch einmal nach Stuttgart zu reisen. Dass seine Offensive in den beiden Partien gegen das Surge-Team nur 14 Punkte erzielt hat? Wäre ein großer Ansporn. „In einem dritten Duell“, versprach der Musketeers-Coach, „würden wir besser sein.“

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Erstellt:
21. Juli 2025, 22:08 Uhr
Aktualisiert:
21. Juli 2025, 23:54 Uhr

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