Das Ladenetz für E-Autos in Deutschland wächst

Städte klagen über Hindernisse: Kommunen haben Schwierigkeiten, geeignete Standorte zu finden

Das Netz der Ladestationen für Elektroautos in Deutschland wird zwar ausgebaut, doch in vielen Großstädten ist die Zahl der Stromtankplätze noch relativ gering. Dabei ist ein dichtes Netz die Voraussetzung dafür, dass mehr E-Autos genutzt werden.

Berlin Die Zahl der öffentlich zugänglichen Ladepunkte für Elektrofahrzeuge in Deutschland ist seit Jahresbeginn deutlich gestiegen. In den ersten drei Monaten kamen 1300 solcher Stromtankplätze hinzu, Ende März waren es etwa 17 400, wie der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) am Montag in Berlin mitteilte. Davon seien etwa zwölf Prozent Schnellladestationen. Mehr als drei Viertel der Ladesäulen werden nach Angaben von Energieunternehmen betrieben.

Einige Großstädte in Deutschland arbeiten selbst an Ausbauplänen, doch die anvisierten Zahlen sind noch immer überschaubar. Für die Kommunen ist es häufig schwierig, geeignete Flächen für die Ladepunkte zu finden, wie eine Umfrage ergab. Zudem sollte die Bundesregierung die Förderung der Stromladenetze vereinfachen, hieß es. Ein dichtes Netz von Ladestationen gilt als Voraussetzung dafür, dass mehr Elektroautos benutzt und gekauft werden. Nach Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamtes lag der Bestand an Elektro-Pkw im vergangenen Jahr bei lediglich rund 83 000 Fahrzeugen. Hinzu kamen 341 000 Hybrid-Pkw – bei einem Gesamtbestand von 57,3 Millionen Kraftfahrzeugen.

„Angesichts der noch geringen Anzahl an E-Autos wird der heutige Bedarf damit bei Weitem gedeckt“, sagt BDEW-Hauptgeschäftsführer Stefan Kapferer über das ­bestehende Ladenetz. Um im Verkehrssektor das Klimaziel für 2030 zu erreichen, müssten allerdings sieben bis zehn Millionen E-Autos auf die Straße gebracht werden.

Bundesjustizministerin Katarina Barley (SPD) hat angekündigt, Hauseigentümern und Mietern die Errichtung von Ladestationen per Gesetz zu erleichtern. Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) hatte für ein entsprechendes Förderprogramm für den Haushalt 2020 eine Milliarde Euro zusätzlich gefordert. In Stuttgart gibt es derzeit an etwa 200 öffentlichen Standorten 400 Ladepunkte. Bis Ende 2021 sollen nach Angaben der Stadt 300 Standorte mit 600 Ladepunkten hinzukommen. Das Hauptproblem sei, passende Standorte für die Ladestationen zu finden, erklärte ein Sprecher der Stadt. Bei den Schnellladepunkten mit Gleichstrom gebe es Schwierigkeiten mit der Netzkapazität, und die Kosten für Anschluss und Tiefbau für diese Ladestationen seien höher. Zudem seien die Fristen für die Förderung der ­Bundesregierung zu kurz. Der ­Ausbau auf privaten Flächen komme nur zögerlich ­voran.

In Hamburg hat die Verkehrsbehörde Ende Februar das Modellprojekt „Elbe“ gestartet, Mit bis zu 21 Millionen Euro sollen bis zu 7400 weitere Ladepunkte für Elektroautos gefördert werden. Das Interesse an Elektroladestationen bei Wohn- und Gewerbegebäuden, auf Betriebsgeländen und in Parkhäusern sei hoch.

Auf öffentlichen Straßen gibt es nach Angaben der Verkehrsbehörde mehr als 850 Ladestationen und jährlich 175 000 Ladevorgänge. Bis Jahresende sollen es 1000 Stationen sein. Als größtes Hemmnis beim Ausbau der bundesweiten Ladeinfrastruktur sieht die Hamburger Verkehrsbehörde fehlende Geschäftsmodelle, vor allem außerhalb von Metropolen. In Berlin gab es im vergangenen Herbst nach Angaben des Senats rund 400 öffentliche ­zugängliche Ladepunkte.Münchenhat 350 Ladesäulen mit 700 Ladepunkten. Ende 2019 sollen es 550 Ladesäulen mit 1100 Ladepunkten sein. Zentrale Forderung der bayerischen Landeshauptstadt ist es, die bislang zeitlich limitierten Förderprogramme längerfristig fortzuführen. Unbedingt nötig sei auch eine Novelle des Wohneigentums- und Mietrechts, um den Ausbau von Ladeinfrastruktur in mehrgeschossigen Eigentums- und Mietshäusern zu erleichtern. In Hannover und in Mainz gibt es jeweils etwa 50 Ladepunkte. Während Hannover von seiner Konzessionärin Enercity bis Ende 2019 den Betrieb von 120 Säulen mit 240 Ladepunkten erwartet, strebt Mainz nach Angaben der Stadt lediglich 15 bis 20 neue Ladepunkte bis Jahresende an. In Mainz hieß es, der öffentliche Raum sei „sehr begrenzt, es würden zahlreiche Nutzungskonflikte“ bestehen, etwa beim Parken.

Mit Blick auf die Förderung sind aus Mainzer Sicht noch Gesetzesänderungen notwendig, so etwa eine einheitliche und verständliche Beschilderung sowie Regeln für Ladestationen in Garagen von Mehrfamilienhäusern. Zudem müssten auch das Carsharing von E-Autos und der Ausbau der Stromleitungen gezielt gefördert werden. In Leipzig sind nach Angaben der Stadt momentan etwa 260 öffentlich zugängige Ladepunkte vorhanden. Man unterstütze den Aufbau von mehr Ladestationen und sei „mit den privatwirtschaftlichen Unternehmen im Austausch“. Zur Anzahl der angestrebten Ladepunkte äußerte sich die Stadt allerdings nicht. In Köln gibt es derzeit 170 öffentlich zugängliche Ladepunkte des Versorgers Rheinenergie. Hinzu kommen 50 weitere öffentliche Ladepunkte anderer Anbieter. Bis Ende 2020 sollen 400 weitere Ladepunkte hinzukommen. Um den Durchbruch in der Elektromobilität zu schaffen, müsse aber auch halb öffentliches und privates Laden gefördert und rechtlich erleichtert werden, heißt es aus dem Kölner Rathaus. Für Taxis und öffentliche Flotten sei ein dichteres Netz an Schnellladepunkten nötig. In Düsseldorf betreiben die Stadtwerke derzeit mehr als 220 Ladepunkte. In diesem Jahr soll mindestens eine zweistellige Anzahl von weiteren Ladepunkten zusätzlich installiert werden.Essen hat das Stadtgebiet in jeweils 200 mal 200 Meter große Einheiten aufgeteilt, die als Standorte für E-Ladesäulen dienen sollen. Dadurch soll der Aufbau der E-Ladesäulen möglichst gleichmäßig im Stadtgebiet erfolgen. Bisher sind 155 Anträge auf die Erlaubnis zum Aufstellen einer Ladesäule eingegangen. (dpa)

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Erstellt:
9. April 2019, 03:14 Uhr

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