Künstliche Intelligenz im Sport

Eine KI hilft Fußballtrainern Zeit zu sparen

Das Reutlinger Start-up We Train Football bietet Trainern Übungen auf dem Handy an. 5000 Trainer sind schon dabei.

Paul Prochiner, Jens Bistakies, Anton Kandlbinder und Philipp Saur (v.l.) wollen den Fußball besser machen.

© wetrainfootball

Paul Prochiner, Jens Bistakies, Anton Kandlbinder und Philipp Saur (v.l.) wollen den Fußball besser machen.

Von Ulrich Schreyer

Zuerst half man bei der Suche nach Gegnern für Freundschaftsspiele – jetzt ist das Reutlingen Start-up einen gewaltigen Schritt weiter gekommen: Aus Matchplaner wurde We Train Football. Doch die Mannschaft ist immer noch dieselbe: Vier Fußballfreunde. Aus eigener Erfahrung wussten Sie um die Not der Amateurtrainer, die nicht nur einen Beruf bewältigen, sondern auch Zeit für Familie und Freunde brauchen. Diesen will We Train Football helfen, die knappe Zeit zu sparen – und dabei spielt auch Künstliche Intelligenz eine Rolle.

„Wir können helfen, mehrere Stunden in der Woche für die Vorbereitung eines Trainings zu sparen“, sagt Paul Prochiner, einer der Gründer des seit 2021 existierenden Start-ups. Bis eine Übungseinheit ausgearbeitet sei, dauere dies zwischen 30 und sechzig Minuten, erklärt Mitgründer Philipp Saur. In der Woche können so mehrere Stunden zusammenkommen. „Mit unserer App ist eine Trainingseinheit dagegen innerhalb von ein paar Sekunden geplant“, sagt Saur. Wenig Wunder, denn die Einheit ist längst auf dem Handy gespeichert und muss nur noch abgerufen werden.

Datenbank mit 25000 Übungen

Die KI baut dabei aus einer Datenbank mit 2500 Übungen eine Trainingseinheit zusammen, die zum jeweiligen Team passt. Die Teams können durchaus unterschiedlich sein: Je nach Alter und Erfahrung können andere Einheiten zusammengebastelt werden. „Unser KI-basierter Ansatz ist einzigartig auf dem Markt“, meint Saur, „derzeit gibt es keinen anderen Anbieter, der unseren Ansatz verfolgt“.

Dabei muss die KI nicht nur Alter und Erfahrung berücksichtigen. Sagen plötzlich einige Spieler ab, schlägt sie andere Übungen vor als wenn die Mannschaft komplett antritt. Weil er das Training nicht mehr langwierig planen muss, hat der Coach mehr Zeit für die Familie, aber etwa auch für Gespräche mit den Spielern.

Etwa 5000 Trainer nutzen die Übungen auf Knopfdruck bereits, allesamt Amateure, darunter auch Trainerinnen für Frauenteams. In seine Eingabemaske kann der Trainer die Zahl der Feldspieler, der Torhüter oder die Trainingsdauer eingeben – die KI schlägt ihm dann passende Übungen vor. Der Coach ist keineswegs Sklave der Algorithmen – er kann eigene Ideen hinzufügen.

Nach seiner Registrierung bekommt der Trainer 30 Tage lang eine Premiumversion, später kostet die App 14,90 Euro im Monat Eine abgespeckte Version mit weniger Übungen wird ebenfalls angeboten. Wer aber das Training umplanen oder eigene Übungen hinzufügen will, muss die Premiumversion kaufen. Die Kosten für die App können den Trainern auch von ihren Vereinen oder lokalen Sponsoren abgenommen werden. „Das Ziel wäre es, möglichst alles durch Sponsoren zu finanzieren“, sagt Prochiner.

Investoren sind schon eingestiegen

Drei der vier Fußballfreunde verdienen ihr Geld bei ihrem Start-up. Als Investor haben sie Thomas Röttgermann gewonnen, heute Leiter einer Agentur für Sportmanagement, zuvor in führenden Positionen bei Sportfive, VfL Wolfsburg, Fortuna Düsseldorf oder Preußen Münster. Röttgermann bringt nicht nur Geld mit, sondern auch Erfahrung. Die Mehrheit an ihrem Start-up aber halten weiter die Gründer Paul Prochiner, bis heute Spielertrainer beim TSV in Sickenhausen, einem Vorort von Reutlingen, Philipp Saur, der IT-Mann Anton Kandlbinder und der für den Vertrieb zuständige Jens Bistakies, der hauptberuflich woanders tätig ist. We train Football beschäftigt neben seinen drei Gründern einen Werkstudenten und einen Minijobber.

Überlegt wird auch schon der Einstieg in den Profifußball. Dort allerdings sind die Anforderungen weit höher: Weil Profis viel öfter trainieren als Amateure, wären beispielsweise auch wesentlich mehr Übungen im Training nötig. Zunächst aber steht die Hilfe für den Amateursport auf dem Programm: „Unser Ziel ist es, wieder mehr Leute für ein Engagement als Trainer zu begeistern“, meint Prochiner.

Start-ups haben Probleme

KooperationenNach den Angaben des Start-up-Verbandes sehen 90 Prozent der etablierten Unternehmen in Start-ups wichtige Partner für Innovationen. Aber nur elf Prozent der Start-ups erleben offenbar eine hohe Bereitschaft zu Kooperationen.

EtablierteNur 28 Prozent der Etablierten sehen aktuell einen hohen Ertrag bei Innovationsprojekten. In Deutschland gibt es nach den Angaben des Verbandes inzwischen 23 000 Start-ups. Doch 59 Prozent der etablierten Unternehmen tun sich offenbar schwer, den richtigen Partner zu finden. ey

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Erstellt:
6. Oktober 2025, 17:02 Uhr

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