Belgien

Das neue konservative Gesicht Antwerpens

Els Van Doesburg heißt die neue Bürgermeisterin der belgischen Hafenstadt. Sie ist jung, selbstbewusst und hat ein Problem mit dem modernen Feminismus.

Antwerpens neue Bürgermeisterin Els Van Doesburg ist viel in den sozialen Medien unterwegs. Hier ein Post von der Amtsübergabe ihres Vorgängers Bart de Wever an die junge Politikerin.

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Antwerpens neue Bürgermeisterin Els Van Doesburg ist viel in den sozialen Medien unterwegs. Hier ein Post von der Amtsübergabe ihres Vorgängers Bart de Wever an die junge Politikerin.

Von Knut Krohn

Manche halten Els Van Doesburg für eine Wölfin im Schafspelz. Gelobt wird ihr entwaffnender Charme und ihre Freundlichkeit, aber genau das mache sie gefährlich, munkelt die politische Konkurrenz. Hinter diesem Dauerlächeln verberge sich eine beinharte, konservative Einstellung.

Allerdings macht die 35-Jährige, die der rechts-nationalen Partei N-VA angehört, aus ihrer Haltung kein Geheimnis und die Menschen in ihrer Heimatstadt Antwerpen honorieren das: Els Van Doesburg ist in diesen Tagen zur Bürgermeisterin der belgischen Hafenstadt gewählt worden. Dieser Karrieresprung kam etwas überraschend, aber ihr Vorgänger Bart De Wever hat sein Amt mit dem des Premierministers von Belgien eingetauscht und schlug bei seinem Abschied die junge, schwangere Frau als Nachfolgerin vor.

Zur waschechten Flämin geworden

Dabei war keineswegs vorgezeichnet, dass Els Van Doesburg in Belgien politische Karriere machen würde. Geboren wurde sie in dem kleinen Städtchen Soest in den Niederlanden. Als Kind zog sie mit ihren Eltern nach Schilde in der Nähe von Antwerpen. „Ich lebe erst seit meinem zehnten Lebensjahr in Flandern“, erklärt sie in einem Interview mit der belgischen Tageszeitung „Le soir“, sei aber längst zur waschechten Flämin geworden. Das Einzige, was sie aus ihrer niederländischen Heimat noch mit sich trage, sei ihre stattliche Körpergröße von 1,80 Meter.

Schon während des Politikstudiums in Antwerpen habe sie sich mehr für die lokale Ebene als für die internationale Politik interessiert, gesteht sie. Lange arbeitete sie im flämischen Parlament als Referentin für die Fraktion der rechts-konservativen N-VA und wurde schließlich 2018 in den Gemeinderat von Antwerpen gewählt. Dort kümmerte sie sich vor allem um den Wohnungsbau und soziale Themen.

Els Van Doesburgs Probleme mit dem Feminismus

Fragen nach ihrer Schwangerschaft kontert Els Van Doesburg souverän. „Ich kann Mutter und Bürgermeisterin sein, das ist nicht einmal eine Frage“, sagt sie. Ihr Vorgänger Bart de Wever war als junger Vater Bürgermeister, ebenso wie dessen Vorgänger Patrick Janssens – also könne sie das auch. Die Zeiten seien endgültig vorbei, als Kind und Karriere als unvereinbar galten, zieht Els Van Doesburg einen dicken Schlussstrich unter solche Diskussionen.

'Veel Nederlanders én Vlamingen willen een strenger migratiebeleid. Het is een pijnlijke vaststelling dat eerst een extreemrechtse tsunami nodig is vooraleer bepaalde partijen wakker schieten. De N-VA blijft ijveren voor een forser beleid op dat vlak.' @elsvandoesburg#DeAfspraakpic.twitter.com/NqN2c7iJrX — N-VA (@de_NVA) May 16, 2024

Das führt die 35-Jährige direkt zu ihrer Einstellung zum Feminismus, der ihr in seiner heutigen Form „auf die Nerven“ gehe. Männer und Frauen hätten gleiche Rechte, betont die junge Bürgermeisterin. Viele Feministinnen würden Frauen immer nur als Opfer sehen und Quoten fordern. „Das Gleiche gilt für Debatten über Diversitätsthemen“, fährt Els Van Doesburg fort und lässt erahnen, weshalb sie für die linken politischen Kräfte ein rotes Tuch ist. „Ich sehe keinen Sinn darin, immer auf die Guten und die Bösen, die Unterdrücker und Unterdrückten hinzuweisen.“

Els Van Doesburg will eigene Akzente setzen

Mit demselben Selbstbewusstsein, geht sie die Aufgabe an, mit 35 Jahren Bürgermeisterin der größten Stadt des Landes und der Herzkammer der belgischen Wirtschaft zu sein. „Ich bin eine ehrgeizige Frau in dem Sinne, dass alles, was ich tue, perfekt sein muss“, sagt Els Van Doesburg. Auf keinen Fall werde sie aber einfach die Arbeitsweise Bart de Wevers kopieren. Es gelte, seinen erfolgreichen Weg fortzusetzen, betont die neue Bürgermeisterin, aber sie werde andere politische Akzente setzen. Und niemand zweifelt daran, dass nach dem eher kantigen Bart de Wever mit der immer freundlichen Els Van Doesburg auch ein neuer Regierungsstil ins Rathaus von Antwerpen einziehen wird.

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Erstellt:
27. Februar 2025, 15:39 Uhr

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