Das Rektorat stand immer offen

Nach neun Jahren geht Siegfried Bubeck, Schulleiter der Murrtalschule in Oppenweiler, in den Ruhestand. In seiner Zeit hat er viele Veränderungen miterlebt: Digitalisierung, Umstrukturierung von der Werkrealschule zur reinen Grundschule und die Pandemie.

Siegfried Bubeck verlässt die Murrtalschule nach neun Jahren. Auch neue Klettermöglichkeiten auf dem Pausenhof hat es unter seiner Führung gegeben. Foto: K. Doberer

Siegfried Bubeck verlässt die Murrtalschule nach neun Jahren. Auch neue Klettermöglichkeiten auf dem Pausenhof hat es unter seiner Führung gegeben. Foto: K. Doberer

Von Kristin Doberer

Oppenweiler. Wenn Siegfried Bubeck durch die Gänge der Murrtalschule in Oppenweiler läuft, bleibt er selten unbemerkt. „Hallo, Herr Bubeck“, schallt es sowohl auf dem Pausenhof, in dem Drittklässler gerade Fußball spielen, also auch auf dem Gang, wenn er an einem offenen Klassenzimmer vorbeiläuft. Selbst die Kindergartenkinder, die gerade in Räumen im Untergeschoss untergebracht sind, strahlen den 64-Jährigen an und begrüßen ihn lautstark. „Das werde ich am meisten vermissen“, meint Bubeck, der den Posten als Schulleiter ab August aufgeben wird.

Vor neun Jahren wechselte er vor allem deshalb an die Murrtalschule, weil die Werkrealschule eine persönlich Herzenssache war. Als er an die Schule gekommen ist, stand diese aber schon kurz vor dem Aus. Nach mehreren Jahren mit zu geringen Schülerzahlen war trotz Engagements nicht mehr viel zu machen - im Jahr 2017 hat man die Werkrealschule verloren. „Gemeinsam mit dem damaligen Bürgermeister Jäger habe ich versucht, eine Handballschule zu etablieren“, sagt der Schulleiter. Das Konzept dafür stand bereits, doch das Kultusministerium machte ihm einen Strich durch die Rechnung. „Weil in Sulzbach eine Grund- und Mittelschule aufgebaut wurde, wollte das Ministerium dafür keine Konkurrenz schaffen.“ Für den Schulleiter, dem eigentlich gerade die Arbeit mit den Hauptschülern besonders gefiel, ein kleiner Rückschlag. Trotzdem hänge er auch sehr an der Grundschule und sei stolz auf das Geleistete unter seiner Führung. „Wir haben die Grundschule in den vergangenen Jahren so umgebaut, dass es eine moderne Schule mit modernem Unterricht ist.“

Besonders wichtig: Jugendlichen Halt geben und Lust am Lernen zeigen

Die Umstrukturierung der Grund- und Werkrealschule zur reinen Grundschule war aber nicht die einzige Herausforderung während seiner Zeit als Rektor. Besonders die Digitalisierung war eine große Aufgabe: Es wurden Geräte für die Schule sowie Leihgeräte für Schüler angeschafft, das Online-Arbeiten wurde auf den Weg gebracht. Auch das pädagogische Konzept für den Medienentwicklungsplan wurde angefangen. „Den hätte ich eigentlich gerne fertig gemacht.“ Doch durch die Coronapandemie konnte dieser Plan noch nicht fertiggestellt werden. „Das Kollegium hatte einfach so viele andere Arbeiten und beim Medienentwicklungsplan müssen einfach alle Lehrer mitgenommen werden.“ Um den Medienentwicklungsplan wird sich also sein Nachfolger kümmern müssen.

Rückblickend auf seine neun Jahre an der Murrtalschule fallen ihm einige Highlights ein: Das Zirkusprojekt vor ein paar Jahren habe ihm persönlich sehr gut gefallen; die Zusammenarbeit mit dem Galli-Theater, bei dem alle 136 Kinder in eine Rolle schlüpfen konnten, sei für die Kinder sehr wertvoll gewesen. Und der Blaulichttag im vergangenen Jahr, bei dem die Grundschüler von Polizei, Feuerwehr und Rotem Kreuz viel über Erste Hilfe gelernt haben, sei ein voller Erfolg gewesen. Besonders stolz ist er über das Vertrauen, das die Schüler in ihn gesetzt haben. „Das Rektorat stand immer offen und oft sind die Kinder bei Problemen am Lehrerzimmer vorbeigelaufen und einfach direkt zu mir gekommen“, sagt Bubeck. Selbst Jahre später seien immer wieder ehemalige Schüler der Werkrealschule zu Besuch gekommen. „Dass ich diese Jugendlichen aufbauen, ihnen Halt geben und ihnen die Lust am Lernen zeigen konnte, das erfüllt einen mit Stolz.“

Langweilig wird Bubeck im Ruhestand nicht

Weil die Murrtalschule als zweizügige Grundschule relativ klein ist, hat der Schulleiter auch 17 Unterrichtsstunden übernommen. Als Mathelehrer war es ihm wichtig, dass die Grundschüler in seinem Unterricht den Spaß am Lösen von Matheaufgaben finden. „Ihnen wollte ich beibringen, dass Mathe eben nicht das verhasste und trockene Fach ist.“

Die vergangenen zwei Schuljahre waren durch Corona alles andere als entspannt. Für den Rektor gab es kaum ein freies Wochenende, die Ferien waren bestimmt von Hygienekonzepten und Vorbereitungen. Immer wieder positive Tests oder Verdachtsfälle sorgten dafür, dass Bubeck in ständigem Kontakt mit Schulamt und Gesundheitsamt sein musste. „Die Anrufe, wenn es einen Coronafall gibt, werde ich nicht vermissen“, meint er. Nur selten gab es überhaupt eine Verschnaufpause von der Pandemie, zusätzlich zu seinen 17 Stunden Unterricht pro Woche. Wird es da nicht schwer, ab August alles herunterzufahren? „Das wird sicher nicht der Fall sein“, lacht Bubeck. Er habe viele Hobbys, die auf ihn warten. So will er wieder mehr Fahrrad und Motorrad fahren, hat einen großen Garten, „in dem das Unkraut gerade wuchert“, liest gerne und möchte seine Frau bei der Pflege der Schwiegermutter unterstützen. Außerdem ist er lokalpolitisch in seinem Heimatort schon seit einiger Zeit eingespannt. Seit 2009 hat Bubeck einen Sitz im Waiblinger Gemeinderat, seit 2012 ist er zusätzlich noch Ortschaftsrat in Bittenfeld. „Langweilig wird mir also nicht.“

Siegfried Bubeck

Nach seinem Abitur in Waiblingen studierte Bubeck an der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg Pädagogik mit Schwerpunkt Hauptschule.

Dann folgte ein Referendariat in Heubach, anschließend war er zwei Jahre lang beim Statistischen Landesamt tätig.

Danach war er sieben Jahre als Lehrer an der Robert-Boehringer-Hauptschule in Winnenden, anschließend – von 1992 bis 1994 – Konrektor an der Grund- und Hauptschule in Leutenbach.

Seit April 1994 war Bubeck Rektor an der Schillerschule in Bittenfeld. Die Schule war bis 2011 Grund- und Hauptschule, seit 2011 ist sie eine zweizügige Grundschule.

2012 wechselte er dann als Schulleiter an die Murrtalschule in Oppenweiler.

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Erstellt:
23. Juli 2021, 16:00 Uhr

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