Das Schwäbische Mostviertel fordert Unterstützung im Kampf gegen Misteln

Die ILE-Region stellt sich im Landtag vor und hofft auf effektivere Hilfe im Kampf gegen das Mistelproblem.

Die grünen Gewächse machen sich besonders im Winter bemerkbar, wenn der Baum ansonsten kahl ist. Archivfoto: Tobias Sellmaier

© Tobias Sellmaaier

Die grünen Gewächse machen sich besonders im Winter bemerkbar, wenn der Baum ansonsten kahl ist. Archivfoto: Tobias Sellmaier

Rems-Murr. Die zunehmende Ausbreitung der Misteln auf heimischen Streuobstwiesen war Thema einer Präsentation im Landtag von Baden-Württemberg. Vertreter des Schwäbischen Mostviertels stellten dabei die Arbeit der ILE-Region und konkrete Lösungsansätze zur Eindämmung des Befalls vor. Der Vorsitzende Stefan Setzer und die Geschäftsführerin Nadine Thoman präsentierten das Schwäbische Mostviertel in den Arbeitskreisen Ländlicher Raum der Grünen und der CDU. Ermöglicht wurde dieser Austausch durch den Grünen-Landtagsabgeordneten Ralf Nentwich, der selbst Mitglied im Verein Schwäbisches Mostviertel ist.

Seit der Gründung 2015 engagieren sich sechs Mitgliedskommunen und über 80 Mitglieder für etwa 850 Hektar wertvolle Streuobstwiesen. Die Region für Integrierte Ländliche Entwicklung (ILE-Region), die seit 2022 besteht, hat bereits viel auf die Beine gestellt – mit dem Regionalbudget konnten seit 2023 stolze 29 Projekte mit einem Gesamtvolumen von über 267000 Euro gefördert werden. Doch die heimische Streuobstlandschaft steht weiterhin vor großen Herausforderungen. Das Herzstück der Präsentation bildete die umfangreiche Mistelkartierung – ein Projekt, das das dringlichste Problem der Streuobstbäume anpackt. Die Zahlen sind alarmierend: Von den erfassten 57000 Obstbäumen in der ILE-Region sind bereits 9000 Bäume mit den parasitären Misteln befallen – das sind 16 Prozent des gesamten Bestands, heißt es in einer Pressemitteilung des Schwäbischen Mostviertels. Die akribische Kartierung schaffe endlich eine solide Datengrundlage, damit die knappen Mittel gezielt und effizient eingesetzt werden können.

Setzer und Thoman ließen die Landtagsabgeordneten nicht im Unklaren darüber, wo der Schuh drückt. Trotz aller erfolgreichen Projektarbeit stößt die ILE-Förderung in ihrer jetzigen Form an ihre Grenzen – sie bietet einfach keine ausreichende Antwort auf das Mistelproblem. Auch das Baumschnittprogramm des Landes hilft nur begrenzt weiter, da es den Fokus auf den fachgerechten Obstbaumschnitt legt. Deshalb präsentierten die Vertreter des Schwäbischen Mostviertels konkrete Forderungen für den Streuobsterhalt: bessere Ausstattung der Landschaftserhaltungsverbände mit Finanzmitteln aus der Landschaftspflegerichtlinie, passgenaue Förderkulissen für private Streuobstwiesenbesitzer und die Integration der Mistelentfernung in die Baumschnittförderung. Besonders kritisch wurde die geplante Reform der Förderkulisse für die Gemeinschaftsaufgabe Agrarstruktur und Küstenschutz (GAK) gesehen, die aufgrund ihrer Zielrichtung den Streuobsterhalt sogar erschweren könnte. Hier seien Landes- und Bundespolitik gefordert, sich für die Interessen der Streuobstwiesen einzusetzen, heißt es weiter.

Auch in Zukunft werde sich das Schwäbische Mostviertel mit anderen Streuobstakteuren im Land wie zum Beispiel dem Schwäbischen Streuobstparadies, der Streuobstwerkstatt Weinstadt sowie Naturparks und ILE-Regionen in Baden-Württemberg vernetzen. Diese Kooperationen sollen weiter ausgebaut werden, denn nur gemeinsam lassen sich tragfähige Lösungen für die Herausforderungen der Streuobstlandschaft entwickeln. Basis dieses Netzwerks soll die Streuobstkonzeption des Landes Baden-Württemberg sein. „Der Auftritt im Landtag unterstreicht eindrucksvoll die Vorreiterrolle der ILE-Region Schwäbisches Mostviertel als erste ILE-Region mit Streuobstschwerpunkt“, heißt es in der Mitteilung. Hier werde gezeigt, wie nachhaltiger Streuobsterhalt durch innovative Ansätze und kluge Vernetzung vorangebracht wird. pm

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Erstellt:
6. Oktober 2025, 16:00 Uhr

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