„Das soziale Gewissen der Republik“: Norbert Blüm beigesetzt

dpa Bonn. Er habe der Republik ein menschliches Gesicht gegeben, sagte NRW-Ministerpräsident Laschet in seiner Trauerrede über Norbert Blüm. Der frühere Arbeitsminister wurde am Dienstag in Bonn zu Grabe getragen.

Norbert Blüm war am 23. April im Alter von 84 Jahren gestorben. Foto: Rolf Vennenbernd/dpa

Norbert Blüm war am 23. April im Alter von 84 Jahren gestorben. Foto: Rolf Vennenbernd/dpa

Der frühere Arbeits- und Sozialminister Norbert Blüm ist am Dienstag im Familien- und Freundeskreis in Bonn beigesetzt worden. Das bestätigte sein Sohn Christian Blüm der Deutschen Presse-Agentur auf Anfrage.

„Jetzt heißt es, ohne ihn zu leben“, sagte die Witwe Marita Blüm. Wegen der Corona-Pandemie war keine große Trauerfeier möglich.

In einem Trauergottesdienst in der St. Elisabeth-Kirche in Bonn würdigte der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) Norbert Blüm als großen Menschenfreund. Er kenne keinen Politiker, der Solidarität so sehr gelebt habe, sagte Laschet. „Er war das soziale Gewissen der Bonner Republik.“

Der ehemalige CDU-Politiker Blüm war am 23. April im Alter von 84 Jahren gestorben. Er war der einzige Minister, der Bundeskanzler Helmut Kohl die ganzen 16 Jahre seiner Regierungszeit (1982-1998) im Kabinett begleitet hatte.

Laschet sagte in seiner Ansprache: „Norbert Blüm hat gezeigt, dass Politik nicht den Charakter verdirbt, sondern ein guter Charakter Politik besser und menschlicher machen kann.“

Blüm habe keine diplomatische Etikette mehr gekannt, wenn er die Menschenwürde in Gefahr gesehen habe. „Seine klaren Worte, die er mutig General Pinochet ins Gesicht sagte, hallen bis heute nach“, sagte Laschet. Blüm hatte zu dem chilenischen Staatschef Augusto Pinochet gesagt: „Herr Präsident, Sie sind ein Folterknecht!“

In beeindruckender Vielfalt habe sich Blüm bis ins hohe Alter engagiert, beispielsweise für Flüchtlinge und Kinder, sagte Laschet. „Wenn der Mainstream Zäune und Stacheldrähte errichtete, war er bei den Menschen in Idomeni.“ Noch als 80-Jähriger hatte Blüm 2016 das griechische Camp Idomeni besucht.

Laschet sagte, Blüm sei auch ein Mann der Tat gewesen, der die Pflegeversicherung „gegen anfänglich brachiale Widerstände“ durchgeboxt habe. „Sie sichert heute Menschenwürde für Millionen Menschen.“ Die beste Art, das Gedächtnis an Norbert Blüm künftig wach zu halten, sei, mehr Menschlichkeit zu wagen: „Ich höre geradezu seine unverwechselbare Stimme, wie er sagt „Leute, das könnt ihr auch!““

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Erstellt:
5. Mai 2020, 17:14 Uhr

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