Dem Urururopa aus Hohnweiler auf der Spur

Jeff Schneider aus den USA forscht über seine Familiengeschichte. Der 70-Jährige hat recherchiert, dass sein Vorfahre Johann Jakob Schneider von 1808 bis 1893 im heutigen Gemeindegebiet Auenwald gelebt hat. Jetzt hofft der Ahnenforscher, dass sich mögliche Verwandte melden.

Jeff Schneider zusammen mit seiner Frau Mary Katherine Johnson auf Deutschlandtour, hier auf der Burg Eltz an der Mosel. Fotos: privat

Jeff Schneider zusammen mit seiner Frau Mary Katherine Johnson auf Deutschlandtour, hier auf der Burg Eltz an der Mosel. Fotos: privat

Von Florian Muhl

Auenwald/Minneapolis. „Liebe Backnanger Kreiszeitung, mein Name ist Jeff Schneider und ich lebe in der Stadt Minneapolis, Bundesstaat Minnesota, USA. Ich forsche über Familiengeschichte...“ Mit diesen Worten beginnt eine nicht alltägliche Mail, die vor wenigen Wochen im elektronischen Briefkasten der BKZ landete. Etliche weitere sollten folgen, denn der Inhalt der Nachrichten und das Anliegen des Schreibers ist doch sehr interessant.

Der 70-Jährige hat nämlich die große Hoffnung, Kontakt zu lebenden Verwandten seines Urururgroßvaters Johann Jakob Schneider aufnehmen zu können. Dieser lebte von 1808 bis 1893 in Hohnweiler (siehe Kasten). „Es war ein lebenslanger Traum von mir, mich wieder mit einigen lebenden Verwandten in Deutschland zu verbinden“, schreibt der pensionierte Beamte. Schneider hat 37 Jahre lang für die Stadt Minneapolis gearbeitet, hauptsächlich als Planer, Forscher und Analyst. Jetzt hat er genügend Zeit, nach seinen Vorfahren zu forschen.

„Bei mir sind sowohl Vater wie auch Mutter (Schwichtenberg) deutscher Abstammung, bei meiner Frau Mary Katherine Johnson nur die Seite ihrer Mutter (Kotthoff)“, teilt Schneider mit. Das kinderlose Ehepaar plant, diesen August Deutschland zu besuchen, natürlich auch Hohnweiler, und zwar am 10. und 11. August. „Da ich jetzt 70 Jahre alt bin, wird es wahrscheinlich mein letzter Besuch in Deutschland sein“, meint der Ahnenforscher, der sich sehnlichst wünscht, bei diesem Besuch einige lebende Nachkommen von Johann Jakob Schneider treffen zu können.

„Wir haben Städte in Minnesota namens New Germany, New Ulm und Hamburg“

„Ich habe viele Schnappschüsse von den Familieneinträgen im Tagebuch in der St. Agatha Kirche in Unterweissach gemacht“, erzählt Schneider. Vor etlichen Jahren war er bereits schon mal in Sachen Familiengeschichte in Deutschland unterwegs. Der damalige Pfarrer Albrecht Duncker hatte ihm gern Einblicke in die Kirchenbücher gewährt, die mittlerweile in ein Kirchenarchiv in Stuttgart gebracht worden sind. Dabei stieß Schneider auch auf den Geburtseintrag seines Urururopas Johann Jakob Schneider, geboren am 20. April 1808.

Schneider findet seine deutschen Wurzeln spannend. Über 85 Prozent der Einwohner von Minnesota sind europäischer Abstammung. Die meisten davon, nämlich fast 40 Prozent, haben deutsche Vorfahren, gefolgt von Norwegern, Iren und Schweden. Viele deutsche Auswanderer kamen in den 1800er-Jahren nach Minnesota, um ein besseres Leben zu führen. „Wir haben Städte in Minnesota namens New Germany, New Ulm, Hamburg und so weiter“, erzählt Schneider. Und er teilt noch mit: „Während ich Ihnen diese Notiz schreibe, nippe ich an Asbach Uralt aus Rüdesheim, einem meiner Lieblingsbrandys.“ Überhaupt haben es den Schneiders besonders deutsche Produkte und Dienstleistungen angetan. Schneider listet auf: „Meine Frau besitzt einen VW Super Beetle, mein Lieblingsbier ist von einer 160 Jahre alten deutschen Brauerei in New Ulm/Minnesota und eines unserer Lieblingsrestaurants ist das Black Forest Inn hier in Minneapolis.“

Der Bundesstaat Minnesota, der im Norden der USA an Kanada grenzt, ist als kalter Wetterstaat bekannt. Wer dort aufwächst, lernt die Natur zu jeder Jahreszeit zu genießen. Schneider schnallt sich auch noch mit 70 Jahren gerne die Skier an, um Langlaufen zu gehen. Im Sommer ist er oft mit dem Rad unterwegs. Zusammen mit seiner Frau, mit der er seit 35 Jahren verheiratet ist, genießt der Rentner Outdooraktivitäten wie Wanderungen, die das Paar täglich unternehmen. Hund Robbie ist dann immer mit dabei. Zudem lieben die Eheleute das Reisen.

Und Schneider sitzt auch gerne vor dem Computer, um sein Hobby Genealogie zu betreiben. Aber warum eigentlich? „Solange ich mich erinnern kann, habe ich mich schon immer für Familiengeschichte interessiert, aber ich habe nie wirklich darüber nachgedacht, warum. Ihre Frage hat mich also dazu veranlasst, einige längst überfällige Überlegungen anzustellen“, bekennt Schneider. Ein Teil der Antwort sei, dass in Amerika jeder – außer den amerikanischen Ureinwohnern – von woanders herkomme. Er könne seine eigene Familie in den USA nur vier oder fünf Generationen zurückverfolgen, davor sei die Geschichte meist unbekannt. „Wir wissen, dass unsere eingewanderten Vorfahren alle aus Europa kamen, hauptsächlich aus Deutschland oder den deutschsprachigen Ländern Mitte bis Ende der 1800er-Jahre, aber wir wissen nicht, warum sie hierher kamen oder wen sie zurückließen“, sagt Schneider. Leider habe er den Kontakt zu lebenden Verwandten in Deutschland verloren.

„Ich bin hier in den USA mit Bratwurst und Bier aufgewachsen“

Ein weiterer Grund sei, dass er als ältestes von fünf Kindern das Glück hatte, alle seine vier Großeltern kennenzulernen. „Ich wurde getauft und konfirmiert in der Lutheran Church Missouri Synod, die tiefe deutsche Wurzeln hat“, erinnert sich Schneider. Die Kirche seines Großvaters, der Pastor war, feierte jeden Monat einen Sonntagsgottesdienst auf Deutsch. „Ich bin mit Bratwurst und Bier aufgewachsen, und meine Großmutter hat zur Weihnachtszeit Stollen gemacht. Die Eltern meiner Mutter sprachen oft Deutsch, sie nannten es Plattdeutsch.“

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Dem Urururopa aus Hohnweiler auf der Spur
Gefunden im Kirchenarchiv: der Name des Verwandten.

Als junger Student hatte Schneider die Möglichkeit, nach Europa zu reisen. „Ich spielte Klarinette in der St. Olaf College Konzertband.“ 1970 tourte die Band durch mehrere Länder in Europa, darunter viele Orte in Deutschland. „Auf dieser Konzertband-Tournee besuchte ich zum ersten Mal Stuttgart und spielte am 23. Juni desselben Jahres in der berühmten Beethovensaal-Liederhalle“, erinnert sich der Rentner. Auslandsreisen im jungen Alter von 18 Jahren hätten ihn sehr beeindruckt, besonders die reiche und lange Geschichte der europäischen Länder im Vergleich zu den USA. „Es war wahrscheinlich diese Erfahrung, zum ersten Mal in Deutschland zu reisen, die mich neugierig auf meine eigene Familiengeschichte und mögliche Verbindungen zu lebenden Verwandten dort machte“, meint Schneider.

Kontakt Wer Kontakt mit Jeff Schneider aufnehmen möchte, kann sich gern per E-Mail an die Redaktion der BKZ wenden: redaktion@bkz.de Wir leiten den Kontaktwunsch an ihn weiter.
Johann Jakob Schneider und Christina Foehl heiraten 1832 in Unterweissach

15 Kinder Jeff Schneider aus Minneapolis, Minnesota/USA forscht seit vielen Jahren nach seinen Vorfahren. Nachfolgend ein paar Fakten zu seinem Urururgroßvater aus Deutschland:

Johann Jakob Schneider lebte vom 25. April 1808 bis zum 31. Januar 1893 in Hohnweiler. Er und seine Frau Christina Foehl heirateten am 28. Februar 1832 in Unterweissach in der evangelischen Kirche St. Agatha.

Laut Aufzeichnungen hatten sie zusammen folgende 15 Kinder: Johann Adam (geboren 16. Januar 1833), Georg Jakob (20. Dezember 1833), Elisabeth Rosina (4. Februar 1835), Johann Jakob (16. März 1836), Rosina Wilhelmina (31. Juli 1837), Johann Friedrich (14. August 1838), Johannes (5. September 1839), Gottlob Wilhelm (17. Februar 1841), Johann Christian (25. Dezember 1842), Johann Gottlieb (22. Mai 1844), Christina Karolina (17. April 1846), Christina Paulina (22. Mai 1849), Rosina Friederika (9. Juni 1951), Christina Friederika (27. Oktober 1852) und Andreas Friedrich (18. November 1856).

Ihr zehntes Kind Johann Gottlieb Schneider emigrierte 1871 nach Amerika und ist der Ururgroßvater von Jeff Schneider.

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Erstellt:
27. Mai 2022, 06:00 Uhr

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