Den Fluten vorbeugen

Gemeinde Oppenweiler hat zur Gewässerschau am Tierbach geladen – Diverse Schutzmaßnahmen sind angedacht

Geht es in der Region um Hochwasser, steht vor allem die Murr im Blickpunkt der Verantwortlichen. Dass aber auch an ihren Seitengewässern etwas getan werden kann, stellte die Gemeindeverwaltung Oppenweiler im Rahmen einer Gewässerschau am Tierbach vor. Experten des Landratsamtes prüften außerdem, ob die wasserrechtlichen Anforderungen am Bach erfüllt sind.

In seinem Normalzustand sieht der Tierbach harmlos aus. Damit er aber bei Starkregen nicht zur Gefahr wird, besprechen Ingenieur Ulrich Zwink (links) und Bürgermeister Bernhard Bühler mögliche Maßnahmen zum innerörtlichen Hochwasserschutz.Foto: A. Becher

© Pressefotografie Alexander Beche

In seinem Normalzustand sieht der Tierbach harmlos aus. Damit er aber bei Starkregen nicht zur Gefahr wird, besprechen Ingenieur Ulrich Zwink (links) und Bürgermeister Bernhard Bühler mögliche Maßnahmen zum innerörtlichen Hochwasserschutz.Foto: A. Becher

Von Lorena Greppo

OPPENWEILER. „So oft gab‘s das noch nicht, dass die Öffentlichkeit zur Gewässerschau eingeladen wird“, räumte Oppenweilers Bürgermeister Bernhard Bühler ein. Er hatte die Gelegenheit gleich ergriffen, um im Rahmen der Begehung gleich die angedachten Hochwasserschutzmaßnahmen am Tierbach vorzustellen. Das seien zwar thematisch zwei Paar Stiefel, die aber durchaus zusammen passten. Über die etwa 20 Teilnehmer, die sich vor der Murrtalschule eingefunden hatten, um mit Verantwortlichen der Gemeinde und des Landratsamts den Tierbach abzugehen, zeigte Bühler sich erfreut. Gerade die Anlieger seien von einem Hochwasser besonders betroffen, könnten gleichzeitig aber auch dazu beitragen, dem vorzubeugen.

„In Oppenweiler haben wir sechs Bäche, an denen wir arbeiten müssen“, erklärte der Bürgermeister. Der Roßstallbach werde beispielsweise vom geplanten Hochwasserrückhaltebecken abgedeckt, doch an anderen Gewässern, wie dem Tierbach oder dem Rohrbach, müsse die Gemeinde hingegen etwas tun. Zur Gewässerschau hatte Bühler deshalb auch gleich Ulrich Zwink und Susanne Wenzel vom Ingenieurbüro Frank hinzugebeten. Sie sind mit der Ausführungsplanung der Hochwasserschutzmaßnahmen am Tierbach betraut worden.

Bauten sollen fünf Meter von der Uferböschung entfernt sein

Der eigentliche Sinn einer Gewässerschau besteht darin, zu überprüfen, ob die wasserrechtlichen Anforderungen erfüllt sind – diese muss spätestens alle fünf Jahre geschehen. Das beinhaltet zwar den Hochwasserschutz, aber eben auch die ökologischen Funktionen der Gewässer. Dabei sollen Probleme und Gefahren erkannt werden, sodass diese zeitnah beseitigt werden. Im Falle des Tierbach hieß das vor allem: abgesägte oder abgebrochene Äste, Ziegel, Bauschutt, Müll und alles, was sonst noch im Flussbett liegt und da aber nicht hingehört, soll beseitigt werden. Denn all diese Gegenstände behindern den Durchfluss. Hier müsse der Bauhof der Gemeinde tätig werden, erklärte Nadine Wiederhöft vom Bauamt der Gemeinde. Sie führte Protokoll über alle Beanstandungen, die die Experten vom Landratsamt vorbringen. Im Nachgang werde aufgeschlüsselt, wo die Gemeinde schnell Abhilfe schaffen kann und wo eventuell andere Stellen tätig werden müssen. Denn oftmals waren auch die Anlieger angesprochen.

Vor allem im Bereich nördlich der Unteren Ortsstraße beanstandeten die Mitarbeiter des Landratsamts, dass das Grünlandgebot oftmals missachtet wurde. Im Bereich von fünf Metern Entfernung zur Uferböschung dürfen sich keine Gebäude oder Gegenstände befinden. „Dann müssen ja bald alle Häuser hier weg“, merkte eine Anwohnerin lachend an. Doch die Häuser sind weniger das Problem. Für viele Anwohner heißt die Beanstandung nun: Komposthäufen müssen entfernt, Regentonnen umgestellt und Bauschutt muss entsorgt werden. Was die vielen Gebäude wie Geräteschuppen, Gewächshäuser oder Ähnliches angeht, ist die Gemeinde nun angehalten zu prüfen, ob eine Baugenehmigung vorliegt. Wenn nicht, müssen womöglich auch diese entfernt werden. An dieser Stelle seien auch Hochwasserschutzmaßnahmen geplant, erklärte Bühler. Bestehende Mauern am Bach entlang sollen erhöht werden.

Der Bau zweier Dämme

steht zur Diskussion

Ein Beispiel, wo die Erkenntnisse der Gewässerschau und die geplanten innerörtlichen Hochwasserschutzmaßnahmen Hand in Hand greifen könnten, zeigte sich auf dem Abschnitt zwischen Kirchweg und Unterer Ortsstraße. Die landwirtschaftliche Nutzung des angrenzenden Grundstücks reichte den Experten zu nahe an die Uferböschung. Der Eigentümer müsse mehr Abstand halten. Wenn er dieses Land aber sowieso nicht bewirtschaften könne, sei es für ihn wahrscheinlich eher zu verschmerzen, wenn er einen Teil des Grundstücks abtritt, überlegte Bühler. Denn die Vorplanung für den Hochwasserschutz sieht an dieser Stelle einen etwa 112 Meter langen, 75 Zentimeter hohen Damm vor. „Da kommt die eine zur anderen Maßnahme“, befand Bühler. Auf der anderen Seite des Bachs soll im Zuge dessen der Weg um etwa 20 Zentimeter erhöht werden. „Der ist zu schmal und in einem schlechten Zustand, erneuern müssten wir den sowieso“, erklärte Gerhard Schwaderer vom Technischen Bauamt. Insofern schlage man auch hier zwei Fliegen mit einer Klappe.

Eine weitere Möglichkeit, um ein Rückhaltebecken zu errichten, sehen die Planer weiter nördlich am Tierbach, etwa auf Höhe der Burg Reichenberg. Die Umgebund lässt darauf schließen, dass der Tierbach hier früher schon gestaut worden war. Anwohner wissen Geschichten zu erzählen, dass die Burgherren in diesem See einst fischten. Einen Damm, der 5,5 Meter über der Talsohle abschließt, führte Zwink aus, könnte an dieser Stelle viel bewirken. „Die große Variante“ nannte Bühler den möglich Dammbau. Er wolle aber erst mal erörtern, welche weiteren Möglichkeiten es gibt. „Die Frage ist auch, ob so ein Damm förderfähig wäre“, gab Schwaderer zu bedenken.

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Erstellt:
2. Februar 2019, 06:00 Uhr

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