Großerlacher baut Flugzeuge selbst

Von Simone Schneider-Seebeck

Großerlach. Rumsitzen ist so gar nicht sein Ding. Dabei hat Dieter Haag bereits mit 14 Jahren seine Lehre zum Landwirt begonnen. Man sollte meinen, mit mittlerweile 70 Jahren lässt man es da etwas ruhiger angehen. Doch das würde so gar nicht zu ihm passen. Denn seit über einem halben Jahrhundert pflegt der Morbacher eine große Leidenschaft – das Fliegen.

Mit 15 Jahren hat er damit begonnen, seit er 18 ist, darf er auch Hubschrauber fliegen und seit 40 Jahren besitzt er den Ultraleichtflugschein. Gut 6000 Flugstunden hat Dieter Haag im Lauf der Jahrzehnte angesammelt, er ist Fluglehrer, Prüfungsrat und Prüfer für Luftsportgeräte.

Dabei sieht er im Fliegen durchaus auch praktische Vorteile. „Wenn ich unterwegs sein muss, wickle ich viel mit dem Flugzeug ab,“ erklärt der gelernte Landwirt. Was sich zunächst fantastisch anhört, ergibt jedoch durchaus Sinn. Denn der Motor seiner WT9 Dynamic verbraucht etwa sechs bis sieben Liter Superbenzin pro 100 Kilometer und ist somit sparsamer als so manches vierrädrige Gefährt. Starten ist kein Problem, der Flugplatz liegt direkt vor der Haustür. Und da es zahlreiche Ultraleichtflugplätze im Land gibt, findet sich für gewöhnlich auch ein geeigneter Landeplatz.

Das Wetter muss stimmen

Allerdings gilt es natürlich einiges zu beachten. Ganz wichtig: Das Wetter muss stimmen. „Bei Bewölkung oder nachts kann man nicht fliegen“, erklärt Haag.

Bis zu 350 Kilogramm darf so ein Ultraleichtflieger (UL) wiegen. Seinen ersten hat er 1993 gebaut, eine Renegade Spirit. Hatte der Bau dieses Modells ihm zunächst einiges an Schweiß und Mühen abverlangt, ist er da zwischenzeitlich viel routinierter geworden. In den vergangenen Jahren hat er einige der nostalgisch wirkenden Doppeldecker auch für Kunden gebaut.

Das Kunstflugmotorflugzeug „Spirit of Morbach“ hat Haag selbst gebaut

Einige Jahre später dann erblickte die „Spirit of Morbach“ das Licht der Welt – oder eher den Himmel über Großerlach. Zwei Jahre lang hat Dieter Haag mit drei Freunden an dem Kunstflugmotorflugzeug gebaut. Ihre vier Namen sind an der Seite des Doppeldeckers verewigt. 400 PS, ein Neunzylinder-Sternmotor, 730 Kilogramm schwer: „Damit kann man alle Kapriolen machen, bis einem schlecht wird“, so Haag schmunzelnd. Vor allem das letzte Vierteljahr bis zur Fertigstellung hatte ihm einiges abverlangt: Vormittags wurde gearbeitet, dann von mittags bis nachts an der Maschine geschraubt. Doch 2004 war es so weit. Getauft wurde das gelb-blaue Prachtstück von Elke Jäger-Petit, der Gattin des Großerlacher Bürgermeisters.

Seine Flugleidenschaft beschränkt sich übrigens nicht auf den deutschen Luftraum – auch Tschechien, Österreich, Frankreich, Belgien kennt er von oben. Die weitesten Flüge führten ihn bislang zum Nordkap und nach Sizilien. Das Haag’sche Gelände in Großerlach-Morbach hat sich im Lauf der Jahre gewissermaßen zu einem Fliegerstützpunkt entwickelt. So hat hier der Luftsportverein Großerlach-Morbach seinen Sitz, einige Mitglieder haben hier ihre UL-Maschinen stehen. Und was man sicher auch nicht vermutet hätte – auf dem großen Areal befindet sich seit 2007 eine Außenstelle des deutschen Verkehrsministeriums. Genauer gesagt, der Sitz des Deutschen Ultraleichtfliegerverbandes, der bundesweit UL-Lizenzen erteilt.

Reparatur in der eigenen Werkstatt

Insgesamt zehn Flieger hat Haag in den vergangenen 30 Jahren gebaut. Bis heute verbringt er viel Zeit in seiner Werkstatt und repariert dort Flugzeuge. „Als Pilot darf man alles selbst machen“, erklärt Haag. Das Schrauben scheint ihm im Blut zu liegen, schon als junger Mann hat er sich durch Autoreparaturen ein Zubrot verdient. Und so kümmert er sich ebenfalls noch um die Instandhaltung der Maschinen seiner 1979 gegründeten Tief- und Straßenbaufirma, auch wenn er diese bereits von zehn Jahren an seinen Sohn übergeben hat.