Der Weg ins Gigabit-Netz

Fast zwei Millionen Euro Fördermittel erhält Weissach für den Breitbandausbau. Bis das schnelle Internet kommt, dauert es aber.

Der Weg ins Gigabit-Netz

bVon Melanie Maier

WEISSACH IM TAL. Noch sind es einige weiße Flecken in Weissach im Tal: Orte, die als unterversorgt gelten, an denen nur Datenübertragungsraten unter 30 Mbit pro Sekunde zur Verfügung stehen. Doch in absehbarer Zukunft sollen auch sie schnelleres Internet bekommen.

Fast zwei Millionen Euro Fördermittel sind der Tälesgemeinde für den Breitbandausbau zugesichert worden: Rund 1,07 Millionen vom Bund sowie zirka 854000 Euro vom Land Baden-Württemberg. Von den anfallenden Kosten wird der Bund 50 Prozent übernehmen, das Land noch einmal 40 Prozent. „Damit sind wir bei einer Förderung von insgesamt 90 Prozent“, summiert Kämmerer Alexander Holz und berichtet, die Gemeindeverwaltung habe sich auf Anraten des Planungsbüros tkt Vivax aus Backnang auf die Fördermittel beworben.

Der erste Schritt zur Antragstellung war ein Markterkundungsverfahren, das bereits 2019 erfolgte, berichtet Holz: „Wir mussten sämtliche Internetanbieter kontaktieren und fragen, ob in den unterversorgten Gemeindegebieten schon ein Ausbau geplant ist.“ Wäre das der Fall gewesen, hätte die Gemeinde sich nicht auf Fördermittel bewerben können.

Als unterversorgt gelten in Weissach zum einen private Adressen – vor allem in den Außenbereichen –, außerdem vier Schulstandorte: das Bildungszentrum Weissacher Tal, die zwei Grundschulen in Ober- und Unterweissach und die Evangelische Missionsschule. Dazu die Gewerbegebiete Wannengrund, Stuttgarter Straße, Hart und Welzheimer Straße. Das neueste Gewerbegebiet Wanne ist bereits auf dem neuesten Stand. „Bei den Erschließungsarbeiten wurden schon Leitungen verlegt“, erklärt Holz.

Die Gewerbegebiete sollen an das Gigabit-Netz angeschlossen werden.

Im Zuge des Breitbandausbaus sollen auch die anderen Gewerbegebiete an das sogenannte Gigabit-Netz angeschlossen werden. Internet gibt es dort natürlich schon, nur ist das Netz eben noch nicht gigabitfähig. Dramatisch ist die Lage – zumindest in der Hart – aber längst nicht, wie ein Anruf bei Gudrun Gaiser zeigt. Sie ist Geschäftsführerin der Firma Hans J. Michael GmbH, die auf den Vertrieb von Reinraumverbrauchsmaterial und Reinraumzubehör spezialisiert ist. „Wenn ich ehrlich bin, haben wir eine gute Internetverbindung momentan“, sagt Gaiser. Einen dringenden Handlungsbedarf sieht sie nicht, „gut wäre der Breitbandausbau aber auf jeden Fall“.

Das sieht Sylvia Benzinger-Kugler von der Getränke-Galaxie Kugler, die im Wannengrund ansässig ist, ähnlich. „Wir sind als Unternehmen nicht so sehr von der Technik abhängig wie andere Firmen“, sagt sie, „aber wir brauchen eine beständige Internetverbindung.“ Für EC-Zahlungen sowie Telefonie benötige die Getränkehandlung Internet. „Deshalb sehen wir dem Ausbau natürlich entgegen“, sagt Benzinger-Kugler.

Bis jedoch die ersten Leitungen verlegt werden, wird es noch etwas dauern. Die Förderung läuft zwar bis zum Jahr 2023 – bis dahin muss der Breitbandausbau in Weissach also umgesetzt worden sein. Doch so viel Zeit, wie es auf den ersten Blick scheint, ist das nicht: Dadurch, dass der Breitbandausbau derzeit im ganzen Land gefördert wird, ist die Auftragslage bei den Anbietern sehr hoch. Sie können unter Umständen nicht so bald neue Aufträge übernehmen.

In Baden-Württemberg sind von 2016 bis März 2021 insgesamt gut 1,1 Milliarden Euro allein an Landesgeld in den Breitbandausbau investiert worden. Die Förderung ist Teil des Breitbandförderprogramms der Landesregierung. Bis 2025 sollen im Südwesten überall gigabitfähige Netze zur Verfügung stehen.

Die Weissacher Gemeindeverwaltung befindet sich aktuell in Bietergesprächen mit verschiedenen Firmen. Dabei gehe es darum, wann genau und zu welchen Konditionen mit dem Ausbau begonnen werden kann, teilt Kämmerer Alexander Holz mit.

Einer der Hauptverhandlungspunkte, sagt er, sei tatsächlich der Zeitpunkt des Baubeginns. Am Ende der Verhandlungsphase werden die Firmen aufgefordert, ihr endgültiges Angebot abzugeben. Nach der Auswertung der Angebote kommt es zu einer Vergabeempfehlung. Welche Firma den Zuschlag bekommen und wann es losgehen wird mit den Bauarbeiten, kann der Kämmerer noch nicht sagen. „Wir hoffen natürlich schon auf 2021, aber das ist eher unrealistisch.“ Holz geht eher von 2022 aus. Eine Weile müssen die Weissacher wohl noch warten auf das schnelle Internet.

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Erstellt:
9. März 2021, 06:00 Uhr

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