Deutlich mehr Verkehrsunfälle im Rems-Murr-Kreis 2022

2022 sind auch mehr Menschen im Verkehr gestorben. Bei vielen schweren Verletzungen waren Menschen ohne Helm oder Gurt unterwegs.

Ein tödlicher Unfall hat sich im Januar 2022 auf der B14 zwischen Schwaikheim und Winnenden ereignet. Foto: 7aktuell.de/Simon Adomat

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Ein tödlicher Unfall hat sich im Januar 2022 auf der B14 zwischen Schwaikheim und Winnenden ereignet. Foto: 7aktuell.de/Simon Adomat

Von Kristin Doberer

Rems-Murr. Sieben Menschen sind im vergangenen Jahr bei Verkehrsunfällen im Rems-Murr-Kreis ums Leben gekommen – vier mehr als im Jahr 2021. Das zeigt die Unfallstatistik des zuständigen Polizeipräsidiums in Aalen, die am Mittwoch vorgestellt wurde. Etwa ein Drittel der Unfalltoten trug keinen Helm beziehungsweise war nicht angegurtet, das teilt Polizeivizepräsident Wolfgang Reubold mit.

Insgesamt hat die Zahl der Verkehrsunfälle moderat zugenommen, und zwar um etwa acht Prozent im Vergleich zum Jahr 2021. „Hier sehen wir aber auch noch die Coronaauswirkungen.“ Durch die starke Beschränkung des öffentlichen Raums, zum Beispiel durch die nächtlichen Ausgangssperren, habe es insgesamt weniger Verkehr gegeben – und in diesem Zug weniger Verkehrsunfälle. „Im Blick auf die vergangenen fünf Jahre haben wir aber rückläufige Zahlen“, sagt Reubold. Besonders im Bereich Personenschaden, also Unfälle, bei denen Menschen verletzt oder getötet wurden, geht die Zahl insgesamt zurück. Auch wenn die Beschränkungen im Zuge der Coronapandemie im vergangenen Jahr weniger eine Rolle gespielt haben, sei das Niveau der Verkehrsunfälle noch lange nicht auf dem der Vor-Corona-Jahre. So gab es im Jahr 2018 noch 12208 Unfälle, 2022 waren es 11232. Ähnlich sieht es bei den Unfällen mit Personenschaden aus: 2018 wurden im Rems-Murr-Kreis 1218 Menschen bei Verkehrsunfällen verletzt, 2022 waren es mit 1157 etwas weniger.

Unverändert sind dagegen die größten Unfallursachen. Auf Platz eins steht unangefochten die nicht angepasste Geschwindigkeit, sie war bei schweren Unfällen mit Verkehrstoten in 47 Prozent der Fälle die Hauptursache. Danach folgen missachtete Vorfahrten sowie zu geringer Abstand. „Meist gibt es aber mehrere Unfallursachen, bei 26 Prozent war zum Beispiel auch Ablenkung ein Faktor“, sagt Reubold.

Mehr Unfälle mit dem Motorrad, Fahrrad, Pedelec und E-Scootern

Die Unfälle, bei denen Motorradfahrer beteiligt waren, haben im vergangenen Jahr leicht zugenommen, bei mehr als der Hälfte der Unfälle haben die Motorradfahrer selbst den Unfall verursacht, zeigt die Statistik. Im Rems-Murr-Kreis gab es 198 Unfälle mit Bikern, im Jahr davor waren es 181. Die gute Nachricht: Die Zahl der verstorbenen Motorradfahrer in der Region ist trotz der vielen Unfälle zurückgegangen, sie liegt laut Reubold auf einem historischen Tiefstand. Und auch die Anzahl der schwer verletzten Biker ist im vergangenen Jahr um fast 13 Prozent gesunken. Die Hauptunfallursache bei von Motorradfahrern verursachten Unfällen war ebenfalls überwiegend nicht angepasste Geschwindigkeit mit 52 Prozent. An zweiter Stelle folgten mit 15 Prozent zu wenig Abstand und mit 10 Prozent Überholvorgänge.

Sehr deutlich gestiegen ist die Zahl der Unfälle mit Fahrrädern. Im Rems-Murr-Kreis wurden 323 (2021 waren es noch 241) Radunfälle von der Polizei aufgenommen. 52 Radfahrer wurden schwer und 219 leicht verletzt, gestorben ist bei diesen Unfällen niemand.

Anders sieht es bei der Zahl der Getöteten aus, die mit dem Pedelec unterwegs waren. Im Rems-Murr-Kreis kamen zwei Menschen ums Leben, also sogar mehr als bei Unfällen mit dem Motorrad (hier gab es 2022 einen Todesfall im Kreis). Insgesamt stieg die Zahl der Verkehrsunfälle unter Beteiligung von Pedelecs oder E-Bikes deutlich (um 44 Prozent). Hauptunfallursache war auch hier die Geschwindigkeit, gefolgt von Vorfahrt und Verkehrstüchtigkeit, das zeigt die statistische Auswertung des Polizeipräsidiums. Lediglich die Hälfte der Rad- und Pedelecfahrer hatte bei den Unfällen einen Helm auf, merkt Reubold an.

Ein neuerer Punkt in der Statistik ist die Zahl der Unfälle mit sogenannten Elektrokleinstfahrzeugen, also mit E-Scootern und Ähnlichem. Die Unfallzahlen seien hier zwar noch relativ gering – im Rems-Murr-Kreis gab es 12 Unfälle –, allerdings gebe es im Vergleich dazu viele Verletzungen. So sind bei den 12 Unfällen im Kreis zwei Menschen schwer und sieben leicht verletzt worden. „Wir behalten das auf jeden Fall im Blick“, sagt Reubold.

Handlungsschwerpunkte für das Jahr 2023

„Wir wollen weiterhin versuchen, Unfälle mit getöteten und schwer verletzten Personen zu reduzieren“, sagt Reubold zu den Zielen der Polizei. Dafür wolle man weiter die Hauptursache für Verkehrsunfälle bekämpfen, nämlich die Geschwindigkeit. Besonders mit Geschwindigkeitsüberwachungen und Prävention soll das gelingen. Gerade bei den Verkehrskontrollen habe man die Maßnahmen in den vergangenen Jahren stark intensiviert, unter anderem auch mit neuen und deutlich mehr Geschwindigkeitsmessgeräten.

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Erstellt:
30. März 2023, 06:00 Uhr

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