Deutliche Mehrheit für bundesweites Zentralabitur

dpa Berlin. Ist ein NRW-Abi leichter als ein bayerisches? Haben Berliner Schüler einen Vorteil beim Uni-Zugang, weil sie vielleicht eine bessere Abi-Note bekommen? Intensiv wird über ein Zentralabitur diskutiert.

Abiturprüfungen am Luisen-Gymnasium in Düsseldorf. Foto: Federico Gambarini/Archiv

Abiturprüfungen am Luisen-Gymnasium in Düsseldorf. Foto: Federico Gambarini/Archiv

Eine deutliche Mehrheit in Deutschland ist für ein Zentralabitur. In einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov für die dpa sprachen sich 80 Prozent dafür aus, dass Abiturienten im ganzen Land einheitliche Prüfungen vorgelegt bekommen.

Nur jeder Zehnte lehnt das ab. Neun Prozent antworteten mit „Weiß nicht/keine Angabe“.

Über die Frage eines einheitlichen Abiturs wird momentan wieder verstärkt diskutiert. Politiker verschiedener Parteien hatten sich für ein Zentralabi ausgesprochen. Auf der anderen Seite gibt es heftigen Widerstand, vor allem aus Bayern.

Laut der YouGov-Umfrage ist unabhängig vom Bundesland die Zustimmung für ein Zentralabi bei allen für die Stichprobe ausgewählten Menschen hoch. Selbst in Bayern sprachen sich von den dort 317 Befragten 74 Prozent für einheitliche Abi-Aufgaben aus.

Eine deutliche Mehrheit von 61 Prozent der Bundesbürger lehnt es zudem ab, dass in Deutschland jedes Bundesland für Bildung selbst zuständig ist. Nur 28 Prozent sind für den sogenannten Bildungsföderalismus. Die Umfrage bestätigt ähnliche Befragungen aus der Vergangenheit.

Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) fühlt sich von der Umfrage bestätigt, wie sie der dpa sagte. „In Deutschland muss es beim Abitur überall vergleichbare Anforderungen geben.“ Der Aufgabenpool der Länder sei ein richtiger Ansatz, müsse aber weiterentwickelt werden. Nötig seien etwa einheitliche Prüfungsbedingungen. „Ein Fahrplan sollte bis Ende des Jahres stehen.“

Aus der gemeinsamen Aufgabensammlung können die Schüler in den Kernfächern Deutsch, Mathe, Englisch und Französisch Aufgaben Prüfungsaufgaben bekommen. Hamburgs Schulsenator Ties Rabe (SPD) sagte: „Mit dem bundesweiten Aufgabenpool für die Kernfächer haben die Länder einen wichtigen Schritt für mehr Vergleichbarkeit getan.“

Aber das reiche noch nicht. Unter anderem müssten die Aufgaben nun auch verstärkt eingesetzt werden. „Statt sinn- und ergebnislos über ein Zentralabitur zu diskutieren, sollten wir endlich handeln“, mahnte Rabe.

Auch die Linke-Bildungsexpertin Birke Bull-Bischoff wandte sich gegen ein Zentralabitur. Nötig seien vergleichbare und gute Lernbedingungen. FDP-Fraktionsvize Katja Suding hingegen forderte deutschlandweit einheitliche, ambitionierte Bildungsstandards und vergleichbare Prüfungen auf allen Ebenen. Die Grünen-Bildungsexpertin Margit Stumpp sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (Freitag), ein einheitliches Abitur sei eine Frage der Gerechtigkeit.

Scharfer Widerspruch kommt aus Bayern. CSU-Generalsekretär Markus Blume sagte: „Wir wollen die beste Bildung für unsere Schüler und keinen deutschen Durchschnitt“. Ein Zentralabitur werde es auf keinen Fall mit Bayern und der CSU geben, stellte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) außerdem klar.

Im Frühjahr war die Abitur-Debatte wieder neu aufgeflammt, weil Schüler in Teilen des Landes sich über zu schwere Mathe-Aufgaben beschwert hatten. Unter Verweis auf eine bessere Vergleichbarkeit hatten sich zuletzt FDP-Chef Christian Lindner, die kommissarische SPD-Chefin Manuela Schwesig und auch Baden-Württembergs Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) für ein Zentralabi ausgesprochen.

Dem deutschen Bildungssystem insgesamt stellen die Bundesbürger ein ziemlich schlechtes Zeugnis aus. Nicht einmal jeder Dritte ist der Ansicht, dass es junge Menschen gut auf Leben und Arbeitswelt vorbereitet. Und eine klare Mehrheit ist der Meinung, deutsche Abiturienten seien heute weniger fit fürs Studium als vor 20 Jahren.

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Erstellt:
26. Juli 2019, 14:32 Uhr

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