Dicke Luft wegen Fahrverboten

Backnangs OB Frank Nopper spricht beim städtischen Neujahrsempfang von einem „Trauerspiel“

2019 ist zwar schon fast zwei Wochen alt, für viele Backnanger hat das neue Jahr aber erst richtig begonnen, wenn OB Frank Nopper seine Rede beim städtischen Neujahrsempfang gehalten hat. Die Reihen im Bürgerhaus waren deshalb wieder voll besetzt, als Nopper gestern Abend unter anderem scharfe Kritik an den Dieselfahrverboten formulierte, die ab 2020 auch in Backnang drohen.

Bevor Torten und Ehrenteller verteilt werden, redet OB Frank Nopper im voll besetzten Backnanger Bürgerhaus Klartext.Fotos: J. Fiedler

© Jörg Fiedler

Bevor Torten und Ehrenteller verteilt werden, redet OB Frank Nopper im voll besetzten Backnanger Bürgerhaus Klartext.Fotos: J. Fiedler

Von Kornelius Fritz

BACKNANG. Was braucht man für einen gelungenen Start ins Jahr? Glücksbringer natürlich und gute Vorsätze. Erstere gab’s im Bürgerhaus gestern Abend reichlich, denn die Backnanger Schornsteinfeger waren diesmal nicht nur in Mannschaftsstärke erschienen, sondern hatten auch noch eine Torte mitgebracht, die mit einem vierblättrigen Kleeblatt verziert war. Mit den guten Vorsätzen ist es allerdings so eine Sache: Die meisten halten bekanntlich nicht lange. Auch Frank Nopper hat seinen ersten schon gestern gebrochen. Er habe, so gestand der OB vor rund 700 Gästen, fest vorgehabt, das Dauerthema B14 in seiner diesjährigen Neujahrsrede außen vor zu lassen. Am Ende nahm es dann doch wieder breiten Raum ein.

Mit ihrer Ankündigung, den Autobahnzubringer Richtung Mundelsheim von der Landes- und Bundesstraße aufzuwerten, hätten ihm Bund und Land vor einer Woche einen Strich durch die Rechnung gemacht, erklärte Nopper und fügte hinzu: „Gott sei Dank.“ Denn die Nachricht aus Stuttgart sei eine „frohe Neujahrsbotschaft“: „Die angekündigte Aufstufung erhöht die Wahrscheinlichkeit des Ausbaus ganz enorm, weil der Bund für eine derartige Maßnahme wesentlich mehr Geld zur Verfügung hat als das Land“, sagte der OB und forderte, Bund und Land müssten jetzt aber auch „tatsächlich in die Gänge kommen und handeln“, denn letztlich sei nur die Kombination des Ausbaus von B14 und B29 „der wirklich große Wurf für uns“.

Zum Ende seiner dritten Amtszeit im Jahr 2026 würde Nopper die Autofahrer gerne vierspurig beim Wasserturm empfangen, und er hat schon mal ausgerechnet, dass dafür im Schnitt ein Kilometer pro Jahr geschafft werden müsste. Dieses Jahr wird man dem Ziel allerdings nicht näher kommen: „2019 wird in Sachen B14 kein Jahr der Baumaßnahmen, sondern ein Jahr der Vorarbeiten und der Planung werden“, erklärte der OB.

Auch 2019 wird wieder
ein Baustellen-Jahr

An Baustellen herrscht in Backnang trotzdem kein Mangel: Nopper zählte unter anderem den Ausbau der Maubacher Straße und der Friedrich-Stroh-Straße, die Neugestaltung des Straßenraums rund um die Aspacher Brücke sowie einen „noch nie dagewesenen Schulsanierungsmarathon“ auf. Außerdem seien zwölf zusätzliche Kita-Gruppen geplant oder bereits in Betrieb.

Ausführlich widmete sich Nopper auch noch einmal dem Thema Dieselfahrverbote. Die Debatte der vergangenen Jahre schilderte er als „Trauerspiel in acht Akten“. Erst habe man 2010 die Stickoxidgrenzwerte von 160 auf nur noch 40 Mikrogramm pro Kubikmeter gesenkt, anschließend seien alle Beteiligten in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft in einen „kollektiven Tiefschlaf“ gefallen. Und nun werde, angetrieben von der Deutschen Umwelthilfe, „die sich gerade auch mit Abmahnungen profiliert und finanziert“, urplötzlich der Geist des Feinstaub- und Stickoxidalarms aus der Flasche gelassen. In diesem Zusammenhang kritisierte Nopper auch ein weiteres Mal den Standort der Backnanger Messstelle an der Eugen-Adolff-Straße, „an der alle negativen Faktoren im Höchstmaß zusammenkommen“.

Natürlich müsse die Stadtverwaltung geltendes Recht einhalten, betonte Nopper, er habe jedoch das Gefühl, „dass wir Deutschen das EU-Recht strenger und restriktiver umsetzen als alle anderen Europäer“. Für den OB steht deshalb fest: „Auch ich will saubere Luft und weniger Umweltbelastung, allerdings ohne Fahrverbote, die, wie Hamburg zeigt, gar nichts oder nur wenig bringen.“

Ehe er beim traditionellen Defilee zusammen mit seiner Frau Gudrun viele Hände schüttelte, verbreitete der OB dann aber auch noch ein bisschen Optimismus und bemühte dafür ein Ereignis, das genau 500 Jahre zurückliegt. Damals, im Jahr 1519, habe ein Sturm den Turm der Michaelskirche einstürzen lassen. Die Backnanger hätten sich davon aber nicht entmutigen lassen, sondern einen noch schöneren und noch höheren Turm gebaut: den Stadtturm. „Wenn wir auch im neuen Jahr mit so viel Mut und Tatendrang ans Werk gehen wie damals, können wir mit großer Zuversicht in die Zukunft unserer Stadt blicken.“

Neujahrsempfang der Stadt Backnang 2019

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Erstellt:
12. Januar 2019, 06:00 Uhr

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